Sebastian Fitzek„Die Realität ist grausamer, als wir denken“

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Psychopathen und Mörder spielen in seinen Büchern eine große Rolle, doch eigentlich interessieren den Schriftsteller Sebastian Fitzek viel mehr die Schicksale der Opfer. In der ersten Verfilmung spielt er selbst eine Nebenrolle. 

Psychopathen und Mörder spielen in seinen Büchern eine große Rolle, doch eigentlich interessieren den Schriftsteller Sebastian Fitzek viel mehr die Schicksale der Opfer. In der ersten Verfilmung spielt er selbst eine Nebenrolle. 

Köln – Ein von Algorithmen vorprogrammiertes Verbrechen, davon handelt „Das Joshua-Profil“ von Sebastian Fitzek. Am Freitag, 30. März, um 20.15 Uhr zeigte RTL erstmalig den Thriller als Film. Bei seinem Besuch im Kölner Sender sprach der Schriftsteller mit Pia Teuner.

Könnten Sie sich vorstellen einen Thriller in Köln spielen zu lassen?

Ich kann mir gut vorstellen, dass mich das Schreiben der Handlung mal nach Köln führt. Zu Köln habe ich selbst durch meine Arbeit beim Radio eine positive Bindung. Ich brauche einen schönen Ort mit gewisser Diskrepanz, wo man das Grauen hinter der Fassade vermuten könnte. Den Platz um den Kölner Dom finde ich spannend. So viele verschiedene Menschen treffen aufeinander. Es gibt verwinkelte Gassen und die Nähe zum Wasser. Aber ich bin hier nicht Zuhause und müsste mich erstmal richtig mit der Stadt beschäftigen.

In Ihrem Buch soll ein erfolgloser Schriftsteller ein Verbrechen begehen, das sagt zu mindestens sein Computer. Was hat Sie dazu bewegt „Das Joshua-Profil“ zu schreiben?

Ein guter Freund kam zu mir und hat gesagt, dass das Jugendamt ihm das Pflegekind wegnehmen will, um es in die leibliche Familie zurück zu geben, wo es misshandelt wurde. Ich bin gefragt worden, ob ich darauf vertrauen würde, dass das Gericht ihm das Sorgerecht lassen würde oder ob er nicht vielleicht besser mit dem Kind abhauen sollte. Das war eine Situation aus dem Alltag heraus, die mich wahnsinnig bewegt hat. Ein unlösbarer Konflikt, dem ich mit dem Buch nachgehen wollte.

In „Das Joshua-Profil“ geht es um vorausgesagte Verbrechen. Wie ist Ihre Haltung dazu?

Jede tolle Erfindung hat ihre Kehrseite. Wie das Smartphone. Es kann mir sagen wo ich heute hingehe, ohne dass ich einen Termin in den Kalender eingetragen habe. So ist es auch im Buch. Durch einfache Sucheinträge im Internet wird Max eines zukünftigen Verbrechens beschuldigt. Heute versteht die Technik mich, aber ich verstehe sie nicht mehr. Der technische Evolutionssprung ist bedrohlich. Damit habe ich mich im Buch besonders auseinander gesetzt.

Was bewegt Sie, Bücher mit Handlungen am Rande menschlicher Abgründe zu schreiben?

(lächelt) Schreiben ist ein Ventil. Man interessiert sich für gewisse Ereignisse und möchte Antworten kriegen. Das gehört zum Leben dazu, man kann das Grausame nicht ausblenden. Die Inspiration für Charaktere und Handlungen kommt aus dem Alltag. Anregungen finde ich auch in meinem privaten Umfeld.

Können Sie gut schlafen, wenn Sie an einem Buch schreiben?

Ja, ich leide eher unter Tagträumen. Die Realität ist grausamer, als das was wir uns ausdenken können. Mich interessieren die Psychopathen und Mörder weniger als die Schicksale der Opfer. Was die Gewalt mit den Opfern macht, bewegt mich. Mit Fiktion kann ich versuchen die Wirklichkeit etwas zu verändern, zu mindestens für mich. Schreiben ist eine anerkannte Psychotherapie. Wer nachts nicht einschlafen kann und sich wegen seiner Gedanken hin und her wälzt, sollte sich hinsetzen und schreiben. Es hilft die Gedanken aufzuschreiben und sie zu strukturieren.

Was bedeutet es für Sie, dass „Das Joshua-Profil“ verfilmt wurde?

Es ist natürlich toll. Das Buch ist wie ein Baby, was auch bei den Lesern gewachsen ist und jetzt auf Klassenfahrt geht und sich anders entwickelt. Man hat keinen richtigen Einfluss mehr und die Verantwortung wird teilweise abgegeben. Es ist ein schönes, aber auch beängstigendes Gefühl.

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