Umweltfreundlicher TransportProfi-Lastenfahrräder erobern nun auch Köln

Lesezeit 4 Minuten
Umweltfreundliche Pakettransporte mit Lastenrädern bieten Daniel Kopf (r.) und Johannes Dörr von „Velocarrier“ an.

Umweltfreundliche Pakettransporte mit Lastenrädern bieten Daniel Kopf (r.) und Johannes Dörr von „Velocarrier“ an.

Köln – Bis vor kurzer Zeit war in dem unscheinbaren Ladenlokal an der Pettenkoferstraße 4 in Neuehrenfeld noch ein Geschäft für Dart-Zubehör untergebracht. Seit 1. März ist hier das Tübinger Logistik-Unternehmen Velocarrier zu Hause. Sein Geschäftsmodell: Umweltfreundlicher Pakettransport ohne direkte Emissionen mit Lastenfahrrädern.

„Wir bedienen Kunden in der Innenstadt, im Kölner Norden und Westen, sowie bei Bedarf auch andere Gebiete“, erläutert Niederlassungsleiter Daniel Kopf (27). Gemeinsam mit den Fahrern Hischäm Chaibi (32), Johannes Dörr (42) und Karim Zaiani (20) liefert er täglich mit zwei elektrisch unterstützten Lastenrädern und einem E-Bike mit Anhänger an gewerbliche und private Kunden aus.

Ein Ersatz-Akku sollte immer dabei sein

„Das können zum Beispiel Autoteile, Lampen oder auch mal ein Kinderwagen sein“, so Kopf. Die Pakete werden morgens per LKW gebracht, auf verschiedene Touren verteilt und dann per Lastenrad ausgeliefert. Bei besonders sperrigen Objekten und weiter entfernten Zielen kommt ein Elektro-Pritschenfahrzeug vom Typ Streetscooter zum Einsatz.

250 Kilo Zuladung verkraften die Lastenräder, im Kofferaufbau finden auch größere Pakete problemlos Platz. Und dank des kräftigen E-Antriebs lassen sich die Räder flott durch die Stadt bewegen, meint Fahrer Johannes Dörr. „Schwierig wird es nur, falls der Akku schlapp macht.“ Daher sei es ratsam, einen Ersatz-Akku mitzunehmen. Ansonsten habe das Rad viele Vorteile in der Stadt. „Man kommt überall schnell durch, und es gibt keine Parkplatzprobleme.“

Fahrer gesucht!

Allerdings seien viele Radwege in Köln viel zu schmal für Lastenräder, betont Kollege Karim Zaiani. „Und wenn man auf der Straße fährt, gibt es schon mal genervte Blicke von Autofahrern wegen der Geschwindigkeit.“ Maximal 25 Stundenkilometer geben die Lastenräder her.

Im Dezember 2018 ist Velocarrier in Köln gestartet, bisher erhält der Lastenradservice seine Fracht hier ausschließlich vom Logistikkonzern Dachser. Der will bei der Zustellung auf der „letzten Meile“ stärker auf umweltfreundliche Transporte setzen – auch mit Blick auf drohende Fahrverbote für Diesel – und hat dafür Velocarrier als Partner gewonnen. Das Unternehmen will in Kürze aber auch für andere tätig werden – zum Beispiel für Einzelhändler, die Waren an Kunden ausliefern lassen möchten. „Wir suchen derzeit weitere Fahrer“, so Kopf.

Gegründet wurde Velocarrier als Spezialist für Innenstadt-Logistik Ende 2014 in Tübingen. „Damals sind wir mit zwei Lastenrädern gestartet“, erinnert sich Geschäftsführer Raimund Rassilier (44). Rund viereinhalb Jahre später hat Velocarrier bundesweit mehr als 50 Lastenräder im Einsatz, ist auch in Freiburg, Ulm, Stuttgart, Esslingen, Mainz und Bochum aktiv. Dieses Jahr sollen weitere Niederlassungen in Mannheim, München und Berlin eröffnet werden.

UPS hat drei Lastenräder in Köln, DHL setzt auf Streetscooter

Der Paketdienst UPS hat seit Ende 2018 in Köln zwei elektrisch unterstützte Lastenfahrräder rund um den Neumarkt sowie im Belgischen Viertel im Einsatz. Von einem Lager in der City aus (einem so genannten „Mikro-Depot“) werden damit Pakete an Kunden geliefert und bei Bedarf auch Sendungen abgeholt. In der Woche vor Ostern ist ein drittes Lastenrad in Betrieb gegangen, mit dem das Universitätsviertel bedient werden soll, erklärt UPS-Sprecher Holger Oswald. Möglicherweise werde bald noch ein viertes Rad folgen.

Die Deutsche Post DHL schickt in Köln zwar täglich über 400 Briefzusteller mit Fahrrädern auf die Straße, die auch kleine Päckchen transportieren (rund 300 davon sind E-Bikes). Lastenräder für die Paketzustellung setzt das Unternehmen in Köln derzeit aber nicht ein. Das sei auch nicht geplant, erläutert Sprecher Achim Gahr. Angesichts der großen Menge auszuliefernder Pakete setze man für eine nachhaltige Zustellung in Köln aus Kapazitätsgründen auf Elektrofahrzeuge vom Typ Streetscooter. Dagegen ist die Deutsche Post DHL in Frankfurt bereits seit 2017 mit mehreren Lastenrädern unterwegs.

Versanddienstleister Hermes hat im Sommer 2018 in Berlin einen Pilotversuch mit einem „Mikro-Depot“ und drei Lastenfahrrädern gestartet. Für Köln ist das bisher nicht geplant. (fu)

Auch andere Logistikunternehmen setzen inzwischen zunehmend Lastenräder ein (siehe Kasten). Die Branche hat erkannt, dass die umweltfreundlichen Gefährte nicht nur gut fürs Image sind, sondern in Innenstädten auch wirtschaftliche Pluspunkte bieten können. So lassen sich damit alle für den Radverkehr zugelassenen Bereiche befahren – auch Fußgängerzonen. Und weil man keinen Führerschein braucht, herrscht keine Fahrerknappheit.

Neben Profi-Zustellern gibt es in Köln diverse Angebote zur Ausleihe von Lastenrädern, wie „Donk-EE“, „Kasimir“ oder das „Rotehausrad“. Für Handwerker, Freiberufler, Vereine, Jugendeinrichtungen und private Initiativen hat die Stadt ein Förderprogramm zur Anschaffung von Lastenrädern aufgelegt, das sehr stark nachgefragt wird und noch bis Ende Juni läuft.

Rundschau abonnieren