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KölnCircus Roncalli feiert mit „Storyteller: Gestern - Heute - Morgen“ Premiere

Lesezeit 4 Minuten
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Das bis zum 21. Mai in Köln gastierende Programm "Storyteller: Gestern - Heute - Morgen" wird präsentiert von der Kölnischen Rundschau.

Henriette Westphal – Nichts im Circus Roncalli ist eine One-Man-Show. Und doch gibt es im neuen Programm einen, der so gut wie alles kann: Chisterrin ist nicht nur Clown. Er ist auch Musiker, Jongleur und Akrobat. Wenn der Mexikaner auf zwei Trompeten gleichzeitig bläst, am Trapez durch die Luft fliegt und dann am Ende auch noch mit sanfter Stimme ein spanisches Abschiedslied singt - man könnte meinen, er sei ein Angeber.

Beatboxer und "Electric Boogie"

Was er tatsächlich ist: ein Tausendsassa in der Manege. Das Premierenpublikum war verzaubert von Chisterrin. Aber auch andere Künstler bekamen anhaltenden Applaus: Weißclown Gensi, Beatboxer Robert Wicke, der gerade eingeflogene Kong Haitao mit seiner Stuhlbalance oder Kai Eikermann. Ein bisschen erinnert der an den "Meister Proper" aus der Werbung, wie er da in der Manege seinen Besen schwingt. Die Mischung aus Pantomime, Körper-Comedy und etwas, das sich "Electric Boogie" nennt, ist neu bei Roncalli - und trifft den Nerv der Zeit. Wie ein menschlicher Cola-Automat füttert er sich selbst mit Münzen, um sich dann in eine menschliche Spieluhr zu verwandeln.

Technik und Poesie sind große Themen im neuen Programm "Storyteller: Gestern - Heute - Morgen", das in Köln wieder von der Kölnischen Rundschau präsentiert wird. Gleich die Eröffnung der Show zeigt: Das Circus Theater investiert mutig ins Morgen - in die Zukunft. Denn nachdem Direktor Bernhard Paul Tiere aus dem Zirkus verbannt hat, galoppieren trotzdem Pferde durch die Manege. Ein riesiger Gaul, in dem drei Artisten stecken, und dann sogar eine ganze Horde von "Licht-Pferden". Dafür sorgen elf Laser-Beamer, die 3D-Bilder auf eine fast durchsichtige Gaze werfen. Sogar Paul selbst tritt als Hologramm auf, als Geschichten erzählender Clown Zippo in einem Heißluftballon. Ein Meisterwerk der Illusion und zudem eine Weltpremiere: Holografie in einem Zirkus, das gab es noch nie.

Für Illusionen sorgt auch Zauberkünstler Mike Chao. Dessen Fingerfertigkeit ist beeindruckend - auch wenn man seine Augen ziemlich anstrengen muss, um seine kleinen, magischen Tricks auch aus der Entfernung zu sehen. Große Bewegungen wirken da einfach besser: Etwa die von Adèle Fame, die an zwei Bändern im Spagat schwingt. Oder die ästhetisch nahezu perfekte Nummer von Bernhards Tochter Vivian und ihrer Partnerin Natalie Rossi: Überkopf drehen sie sich bei ihrer Luftnummer an einem riesigen Kronleuchter.

So viele Clowns wie nie

So viele Clowns wie in diesem Programm gab es wohl bei Roncalli noch nie: Paolo Carillon überzeugt mit einer poetischen Nummer mit selbst gebauten Requisiten, etwa die Dampflokomotive auf seinem Zylinder oder der kleine Roboter-Hund, der ihm folgt. Charmante Komik liefern Eddy Neumann und Anatoli Akermann als ungleiches Zauber-Duo. Weil das gegenseitige Verschwindenlassen nicht klappen will, krabbelt Anatoli kurzerhand unter den Teppich.

Publikumslieblinge sind auch Hamza Benini und Moustapha Niasse als "Footit & Chocolat" mit ihrer Hommage an das berühmte Clown-Duo der Jahrhundertwende. Mit ihnen ziehen zwei weitere Tiere in der Manege auf: Die beiden Dickhäuter können sogar Wasser spritzen! Die Pantomimen von Vik und Fabrini erzählen die fabelhafte Geschichte eines Zauberers, dessen mechanische Puppe ein verblüffendes Eigenleben entwickelt.

Roncalli-Urgestein Gensi tritt in diesem Jahr mit Neuentdeckung Chisterrin auf - der ihm quasi die Show stiehlt. Saxofon, Trompete, Hupen - Chisterrin kann alles. Auch bei der Trapez-Nummer des Artisten-Trios "Flying Cedeños" ist der Mexikaner dabei, immer vorgebend, ein blutiger Anfänger als Akrobat zu sein. Das stimmt natürlich nicht im geringsten: Wie Brandon, Kenny und Romy dreht auch Chisterrin Salti und Pirouetten in luftiger Höhe. Und auch die Bello Sisters und Handstand-Profi Quinzy Azzario zeigen, was mit dem menschlichen Körper alles möglich ist.

Mit seiner Stimme begeistert Beatboxer Robert Wicke. Schon vor zwei Jahren war er als Neuheit auf dem Neumarkt dabei. Auch er gehört mit seinem Genre zu den modernen Teilen der Show - die zusammen mit der Holografie sicher den größten Reiz des diesjährigen Programms ausmachen.

Die Show schließt in Köln mit Dudelsackmusik und einem mit dem Publikum gemeinsam gesungenen "Du bes die Stadt" . Manchmal müssen es eben doch die vertrauten Klänge sein, um dem Ganzen ein wohliges Ende zu geben.

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