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Köln-OstheimPolizei tötet 48-Jährigen Mieter bei Wohnungsräumung

Lesezeit 3 Minuten
Spurensicherung Ostheim

Spurensicherung im Flur des Wohnhauses 

Köln – Tatort Gernsheimer Straße: Bei der Zwangsräumung in einer Wohnung in Ostheim hat die Polizei am Mittwochmorgen einen Mann erschossen. Bei dem Toten handelte es sich um den 48 Jahre alten Mieter der Räumlichkeiten, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft nach dem dramatischen Einsatz mit. Zuvor soll der Mann Polizisten mit einem Messer angegriffen haben. Nach einem „erfolglosen Einsatz“ von Pfefferspray und der Androhung des Schusswaffengebrauchs sei schließlich geschossen worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Mann sei davon tödlich verletzt worden .

Bereits mehrfach in der Nachbarschaft aufgefallen

Der 48-Jährige war von den Ermittlungsbehörden schon zuvor als gefährlich eingeschätzt worden. Nach Angaben der Polizei hatte er bereits Drohungen ausgesprochen, sollte es zu einer Räumung der 40 Quadratmeter großen Wohnungen kommen. Die mit der Räumung beauftragte Gerichtsvollzieherin des Amtsgerichtes hatte daraufhin bei der Polizei um Unterstützung gebeten. Besonders nach dem Tod des städtischen Kämmerei-Mitarbeiters Kurt Braun im Dezember 2019 sind die Gerichtsvollzieher noch sensibler und bitten um Hilfe (siehe Kasten). Wie viele Polizistinnen und Polizisten an dem Einsatz schließlich beteiligt waren, war zunächst noch unklar.

Anwohner beschrieben den getöteten Mieter (48) als einen hochaggressiven Mann. Der Mann lebte im vierten Obergeschoss des Gebäudes an der Gernsheimer Straße und habe die Nachbarn regelrecht terrorisiert, sagten mehrere Anwohner. „Er drehte die Musik nachts auf und bedrohte uns mehrfach, wenn wir uns beschwert haben“, sagte ein Nachbar. Die Lärmbelästigung sei in der Nacht kaum zu ertragen gewesen. Der 48-Jährige habe vier Mal seine Wohnung in der dritten Etage geflutet, sagte der Hausbewohner eine Etage tiefer. Der Grund sei beispielsweise eine übergelaufene Badewanne gewesen. „Ich wohne seit Jahren in meiner Wohnung unter dem Mann und habe mehrfach die Polizei gerufen“, berichtete er.

Weiter gab der Zeuge an, dass er ein Lärmprotokoll für den Vermieter über die Vorfälle gefertigt habe. In der Vergangenheit hätten Einsatzkräfte vier Mal seine Wohnung aufgebrochen. Es sei auch vorgekommen, dass der Mieter seinen Schlüssel vergessen hatte und dann selber die Tür aufbrach. Eine andere Nachbarin erzählte, dass der Mann ihren Hund mit einer vollen Bierdose beworfen habe. Eine weitere Frau sagte, dass der Mann auch schon einmal Nachbarn mit einer Waffe bedroht habe. Und: „Er lief draußen häufig mit einer Bierflasche in der Hand herum. Wenn Hausbewohner sich über ihn beschwerten, ging er mit der Flasche auf sie los“, sagte eine Frau.

Kündigung nach mehreren Vorfällen

Am Mittwochmorgen hatte der Zeuge aus der dritten Etage zuerst einen Knall gehört, dann einen Schuss „und dann war hier alles voller Blaulicht“. Nach Informationen der Rundschau kam es in der Vergangenheit auch mehrfach zu Konflikten mit dem Vermieter. Der 48-Jährige habe mehrfach in der Wohnung randaliert, berichteten Polizei und Nachbarn. Schließlich entschloss sich die zuständige Wohnungsgesellschaft die Kündigung gegen den Mann auszusprechen.

Der Tote war nach Angaben der Staatsanwaltschaft polizei- und gerichtsbekannt. Zuletzt sei er im Juni 2022 beim Amtsgericht Köln angeklagt worden. „Der Anklage lag der Vorwurf zugrunde, Widerstand gegen Polizeibeamte geleistet zu haben, nachdem der Beschuldigte seinen Suizid angekündigt und sich gegen die ihm zu Hilfe eilenden Polizeibeamten mit Tritten zur Wehr gesetzt hatte“, berichtete Oberstaatsanwalt Bremer. Aus Neutralitätsgründen ermittelt nun die Bonner Polizei den genauen Verlauf des Einsatzes. Die betroffenen Polizisten seien weiter im Dienst, für eine Suspendierung gebe es keine Gründe, heißt es aus dem Polizeipräsidium in Kalk. Wann die Behörden zu einem Ergebnis kommen, blieb zunächst unklar.  

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