Kölner "Tanzschuhkeller"Spezialist für die Spitzenposition besteht seit 100 Jahren

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Spitzenschuhe_Regal_Ballettschuhe

Im „Tanzschuhkeller“ werden Schuhe für alle Tanz-Varianten angeboten.

  • Im "Tanzschuhkeller" von Ballett Pauls gibt es professionelle Tanzschuhe.
  • Kürzlich hat Ballett Pauls das 100-jährige Bestehen gefeiert.
  • Der Kölner Karnevalsprinz ist Stammkunde.

Köln – Offen oder geschlossen, mit einem oder zwei Riemchen, mit oder ohne Glitzer, aus Stoff oder Leder, hoher oder flacher Absatz: Jedes Detail hat seine Bedeutung im „Tanzschuhkeller“ von Ballett Pauls. Die Schuhe sind für Standard- oder Latein-Tänzerinnen und -Tänzer perfektioniert, sie sorgen für Halt beim Steppen, Jazztanz, Fitness, Aerobic oder Yoga.

Man muss sich gut auskennen, um das richtige Paar zu finden. Zum Glück ist Alfred Schaffer (58) da. Er ist der Geschäftsführer und arbeitet seit mehr als 30 Jahren bei Ballett Pauls.

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Rote Spitzenshuhe

Tanzschuhe als wichtiges Standbein

„Die Tanzschuhe sind mittlerweile ein großes Standbein für uns geworden“, sagt der Chef. Die günstigeren kosten ab 59 Euro. Nicht alle landen an den Füßen von Tanzsportlern. Die weißen oder cremefarbenen Rohlinge, die für Formationstänzer noch Farbe bekommen können, werden gerne von Bräuten gekauft, „denn sie sind bequem und relativ preiswert“. Für einen Hochzeitstanz eignen sie sich natürlich auch.

Kürzlich hat Ballett Pauls das 100-jährige Bestehen gefeiert. Die Geschichte des Unternehmens beginnt mit einer Schuhmacherwerkstatt am Opernhaus und der Anfrage einer russischen Primaballerina. Die kam mit ramponierten Tanzschuhen in Köln an. Theo Pauls stellte Ersatzschuhe her, die alle Erwartungen übertrafen. Die Ballerina blieb Stammkundin und die Schuhe gingen in der eigenen Werkstatt in Serienproduktion. Mitte der 1950er Jahre zog das Geschäft in die Streitzeuggasse.

Spitzenschuhe sind "Königsdisziplin"

Die Werkstatt wurde 2018 geschlossen, als der Schuhmachermeister mit 70 Jahren in den Ruhestand ging. Seitdem wird nicht mehr selbst gefertigt, sondern nur noch repariert. Schon lange war es schwierig, das geeignete Material zu finden, erzählt Alfred Schaffer. Leder, Garn oder Stoffe konnten kaum noch in kleineren Mengen gekauft werden. Schließlich verschwand auch der letzte Lieferant.

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Geschäftsführer Alfred Schaffer

Früher wie heute gelten die Spitzenschuhe als „Königsdisziplin“ im Haus. Die Beratung sei wichtig und aufwendig: „Mit Spitzenschuhen kann man viel falsch machen“, erklärt Alfred Schaffer.

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Ballettladen Pauls

Zu früh, kein Halt, falsche Sohle, „manchmal sind die Eltern zu ehrgeizig“, hat er festgestellt. Immer wieder kämen Kunden mit schlecht sitzender Billigware aus dem Internet und vielen Fragen anschließend bei ihm vorbei. Es gibt bei Pauls auch Ballettschuhe für Männer, Spitzenschuhe bis Größe 47, Tanz-Schläppchen sogar bis Größe 52.

Kölner Karnevalsprinz ist Stammkunde

Seit 40 Jahren ist der Kölner Karnevalsprinz vor der Session Kunde. Nicht wegen der Schuhe, sondern wegen der weißen Strumpfhosen. Er kauft meistens drei Stück. Andere Kunden interessieren sich ebenfalls für Tanzkleidung, zum Beispiel die zeitlosen Teller-Tütüs, Raff-Tütüs oder Tanz-Einteiler. Daneben werden auch rosafarbene Ballett-Bücher oder Tanztäschchen für Mädchen angeboten.

Geschichten über die russische Primaballerina

Die Firmengeschichte ist in einem Ringbuch gesammelt. Viele Zeitschriften haben in den Jahren über das Ballettschuhgeschäft und die russische Tänzerin berichtet: Hören und Sehen, Frau im Spiegel, Sonntagsblätter, dazu die Tageszeitungen. Die Tochter des Firmengründers hat die Belege zusammengetragen. Alfred Schaffer kam damals über eine Stellenanzeige an die Streitzeuggasse: „Ballettgeschäft sucht rechte Hand der Geschäftsleitung“, hieß es da. Er ist eigentlich Industriekaufmann – wie der damalige Chef auch. Es passte, „von Anfang an“, sagt Alfred Schaffer. „Ich habe es keinen Moment bereut.“

Ballett Pauls, Streitzeuggasse 6, Telefon 0221/2573797, geöffnet montags bis freitags 10 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 18 Uhr.

paulsballett.de

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