Kölner Altstadt-UferStadt sperrt Rheinpromenade – 15 Monate Großbaustelle

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  • Eine tragende 235-Meter-Platte des Altstadt-Ufers soll ab 2021 ausgetauscht werden.
  • Auch das Verkaufshäuschen der KD muss weichen.
  • Auf was sich die Kölner sonst noch einstellen müssen und was genau gemacht wird, erklärt Matthias Hendorf.

Köln – Ein 235 Meter langes Stück der Rheinpromenade wird voraussichtlich ab Sommer 2021 für 15 Monate zur Großbaustelle – direkt in der Altstadt, wo jährlich Hunderttausende Touristen flanieren. Vom Fischmarkt bis zur Deutzer Brücke (siehe Grafik) liegt eine 235 Meter lange Kragplatte, sie ragt fünf Meter über die Kaimauer hinaus und soll – laut erster Prognose – für 11,1 Millionen Euro ausgetauscht werden. Das Bauwerk von 1963 neigt zur Korrosion, bildet also Risse und ist weniger tragfähig. Im Herbst 2022 wäre der Neubau abgeschlossen, der Stadtrat soll wohl am 9. Juli die Planung abnicken, der Baubeschluss ist für Anfang 2021 vorgesehen.

Eng dürfte es vor allem für den Rad- und Fußgängerverkehr werden: Die Stadt muss die Baustelle wohl nach und nach vollständig sperren, Rad- und Fußgänger sollen westlich des Rheingartens (grüne Fläche in der Grafik) geführt werden – wo genau ist unklar. Das heißt aber auch: Ein Stück einer der Touristenakttraktionen schlechthin bleibt über Monate gesperrt. Christoph Schmidt, Vorstandsmitglied des Kölner Kreisverbands des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, sagt: „Die bereits jetzt angespannte Situation am Rheinufer wird durch die Umleitungen in der Sanierungsphase noch gravierender. “

Verkaufshäuschen der KR muss weg

Konsequenzen hat der Austausch ebenso für die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt GmbH: Ihr Verkaufsgebäude muss weichen, es ist offen, ob es wieder aufgebaut wird, ebenso wo die Schiffe in diesen 15 Monaten anlegen. Aktuell sind es zwei Anleger vor der Platte und einer südlich der Deutzer Brücke. KD-Sprecherin Nicole Becker spricht von einer „wirtschaftlichen Frage von höchster Dringlichkeit“, das Gebäude sei der Hauptverkaufsstandort für die Tickets. Becker sagt: „Wir stehen noch relativ am Anfang, aber bei der Stadt muss die Sensibilität wachsen, was das für uns heißt. Es handelt sich um eines der Kölner Aushängeschilder.“ Man stimme sich mit der Stadt ab und müsse das Beste daraus machen.

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Aktuell wird laut Becker geprüft, wo die Ausflugsschiffe anlegen könnten. Dort müsse der Interims-Verkaufsstand sein, möglicherweise in Containern. Der denkmalgeschützte Pegelturm zur Anzeige des Rheinwasserstandes ist nicht betroffen, er ist nicht auf der Platte gegründet – anders als das markante KD-Häuschen. Laut einer Stadtsprecherin steht es nicht unter Denkmalschutz. Ob es wieder aufgebaut wird, prüft die Verwaltung später, der städtische Rechnungsprüfer hatte nach der Kostenanalyse mitgeteilt: „Ein im Planungsbereich befindliches Verkaufsgebäude der (...) KD soll ersatzlos entfallen.“ Becker sagt: „Ersatzlos geht gar nicht.“ Die KD hat laut Stadtsprecherin kein Anrecht auf Ausgleichszahlungen.

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Kritik am Vorgehen der Stadt

Die Interessengemeinschaft Altstadt kritisiert die Vorgehensweise der Stadt, der zweite Vorsitzende Hans Linnartz nennt es eine Katastrophe: „Die Stadt ist nur noch in der Lage, Mängel festzustellen, wenn es außer dem Abriss keine Alternative mehr gibt.“ Linnartz spricht von „wirtschaftlichen Konsequenzen“ für die Gastronomie.

Eine Verstärkung oder Instandsetzung hält die Verwaltung für unverhältnismäßig und finanziell zu risikoreich. Schon im Vorjahr senkte die Stadt die zulässige Last für die Fläche von 16 auf vier Tonnen. Damals asphaltierten Arbeiter auf der Fläche der Kragplatte die rutschigen Platten, um die Sicherheit zu erhöhen. Angesichts der mangelnden Ästhetik hagelte es viel Kritik (wir berichteten). Eine Machbarkeitsstudie zur Kragplatte sollte klären, wie lange der provisorische Asphalt bleibt – jetzt liegt eben diese Studie vor. Die Asphaltdecke bleibt also mindestens bis zum angepeilten Baubeginn im Sommer 2021. Danach wird sie mit Basaltplatten gestaltet, so wie es auch für den Bereich bis zum 350 Meter südlich der Deutzer Brücke liegenden Malakoffturm geplant ist.

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