Kölner AVGZahlreiche Projekte sollen Müllverwertung optimieren

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Es ist noch Platz in der Vergärungsanlage der AVG. Vor allem Speisereste könnten die Gasproduktion ankurbeln.

Köln – Eine gewichtige Aufgabe ist schon angepackt. Über 17 Millionen Euro schwer. Und dennoch „nur“ laufendes Geschäft. Die Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln (AVG) erneuert an ihrem Standort alle ihre Kräne. Die Containerkrananlagen haben die Erneuerung schon hinter sich. Im laufenden Betrieb sollen die restlichen Kräne in den kommenden vier bis fünf Jahren folgen. Nur eines von vielen Projekten, das die Recycler und Verwerter des Kölner Abfalls auf dem Plan haben.

Alle bisherigen Kräne werden erneuert. Einer kommt neu dazu. Dahinter verbirgt sich aber weit mehr als eine Sanierung. „Bisher nutzen wir unsere Gleisanlage nur zur Anlieferung“, sagt Geschäftsführer Andreas Freund. Da habe die Idee nahegelegen, ob die Schiene nicht auch für den Abtransport genutzt werden könne. Was so einfach klingt, ist nicht im Handumdrehen zu realisieren. Aber mit der aus der Verbrennung anfallenden Asche war schnell ein Projekt gefunden. „Wir planen die Fassade des Aschebunkers zu den Gleisen hin zu öffnen“, so Freund.

Corona und die Flut

96 Prozent beträgt laut AVG-Geschäftsführung die Impfquote der AVG-Belegschaft. „Rund 80 Prozent unserer Mitarbeiter haben mittlerweile die dritte Impfung erhalten“, sagt Geschäftsführer Andreas Freund. Bei der Umstellung der Betriebsabläufe wegen der Pandemie habe  die Gesellschaft  Notfallpläne als Blaupause nutzen können, „die wir wegen der Schweine- und Vogelgrippe aufgestellt hatten“, so Freund. 5000 Tonnen pro Jahr an Haus- und Sperrmüll fielen in den beiden vergangenen Pandemiejahren in Köln zusätzlich an. Dabei waren die Vorjahre davon gekennzeichnet, dass die Kölner sich in der Müllvermeidung übten. Rund 340 000 Tonnen fielen noch in 2012 an. Bis 2019 sank die Menge auf rund 309 000 Tonnen Haus- und Sperrmüll. Doch 2020 und 2021 stieg sie wieder auf 314 000 Tonnen an. Nur ein Teil davon wurde verbrannt. 1700 Tonnen zusätzlicher Sperrmüll kamen durch das Starkregenereignis im vergangenen Sommer in Köln zusammen. Eine verschwindend geringe Menge, im Vergleich zum Umland. Aus den Kreisen Ahrweiler, Euskirchen und  dem Rhein-Erft-Kreis  wurden rund 10 000 Tonnen Sperrmüll in die Anlage nach Niehl gebracht. Die Deponie Vereinigte Ville nahm rund 60 000 Tonnen Sperrmüll aus diesen Gebieten auf. (ngo)

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Über eine  neue  Rostaschekrananlage könnten dann die Waggons mit der Asche befüllt werden und die Reise in Richtung der Deponie Vereinigte Ville in den Rhein-Erft-Kreis antreten. „Wir gehen davon aus, dass wir damit 7000 bisherige Lkw-Transporte einsparen, also 14 000 Fahrten im Jahr“, so der Geschäftsführer. Freund erwartet in Kürze die Machbarkeitsstudie zu dem Projekt. „Dann beginnen wir sogleich mit der konkreten Planung.“ Eine Realisierung peilt er für Mitte 2024 an.

Die Jagd nach Metall

Vorschaltanlage. Was irgendwie beiläufig klingt, ist ein wichtiger Spieler beim Sortieren des Mülls. Dort wird bereits aussortiert, was noch zu verwenden  ist. Und ihre Vorschaltanlage wollen die Recycler und Verwerter aus Niehl nun noch effektiver machen. Mit Infrarottechnik. Die soll helfen bei der Jagd nach Kunststoffen und nicht eisenhaltigen Metallen wie beispielsweise Aluminium.

Erkennt die Infrarotanlage diese Stoffe, werden sie mit einem Luftstrahl vom Fließband voller Müll „herausgeschossen“. Kunststofffolien sind ein geeigneter Brennstoff für den Verbrennungskessel. Hartkunststoffe eigenen sich für die Wiederverwendung. Und Aluminium oder Kupfer sind hoch begehrt. Freund rechnet durch die neue Anlage mit 2300 Tonnen Hartkunststoff und  2000 Tonnen Metall im Jahr.

Umdenken bei Biotonne

2019 ist die AVG ins Gas-Geschäft eingestiegen. Produziert wird es in der Vergärungsanlage. Im Konzert der Großen spielt die AVG natürlich eine kleine Geige. Aber immerhin  bereichert das  in der Vergärung gewonnene und in einer Veredelungsanlage aufbereitete Gas  das lokale Angebot.  Jedoch, optimal für die Produktion sind Speisereste. Und da hakt es etwas.

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„Wir haben den  Kölnerinnen und Kölnern jahrelang gesagt, sie sollen keine Speisereste in die Biotonne schmeißen.   Jetzt müssen wir  ein neues Bewusstsein fördern“, sagt Freund. Will sagen, die Anteil dessen, was nach dem Kochtopf auf den Tisch und dann in der Biotonne landet, könnte höher sein. „Wir werden  demnächst mit einer größeren Info-Kampagne  in die Offensive gehen, denn wir könnten durchaus noch mehr Gas produzieren als bisher“, so der Geschäftsführer der AVG.

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