Kölner Bildungscampus: Erste Gebäude jetzt bezugsfertig – Verzögerungen und Rückschläge

Auf einem Teil der Bildungslandschaft Altstadt-Nord am Klingelpützpark ziehen nun endlich Kitakinder und Grundschüler in die ersten fertigen Gebäude ein. Neben der Freude über den Baufortschritt für das bundesweit einzigartige Modellprojekt der Stadt mischt sich allerdings Sorge wegen Verzögerungen und Problemen an anderer Stelle, von Vandalismus bis zu Schlechtleistungen externer Firmen (s. Info).

Der ersehnte Umzug steht bevor: Die Freinet-Grundschule startet auf 1160 Quadratmetern zum neuen Schuljahr im erweiterten und modernisierten Denkmalbau aus den 50er Jahren am Gereonswall. Wegen Verzögerungen blieb sie knapp zwei Jahre länger als geplant im Interim an der Dagobertstraße. Nun ist es bald soweit: Großzügige Cluster mit je acht Klassen- und Gruppenbereichen wirken offen und einladend, möbliert mit Schreiner-Einbauten. Quadratische Fenster und modernste Technik fügen sich mit restaurierten Backsteinwänden zu Lernlandschaften. Flexible pädagogische Konzepte spiegeln sich in der architektonischen Gestaltung wider, von Lern- und Ruhezonen für Kinder bis zu Arbeitsräumen für Lehrer.

Auch die Kita der Fröbel GmbH ist eine bunte Oase für Pänz in der City geworden. Der zweistöckige Bau kann „spätestens zum 1. September 2020“ übernommen werden, betonen Sandra Kißmann, Leiterin der Abteilung Bauprojektmanagement I, und Projektleiter Hamed Beheshti von der Gebäudewirtschaft beim Rundgang. Ein außergewöhnlicher, barrierefreier Bau, ein Hingucker mit fröhlichen Farbwelten von Grasgrün bis Orange, viel Glas und Holz und teilweise puren Betonwänden, mit Therapieraum und Küche auf Kinderaugenhöhe, „gepolsterten“ Spielplatz-Dachterrassen mit Rundum-Blicken. Die letzten Abnahmen laufen.

Grundschule und Kita befinden sich im Baufeld B, das zuletzt mit massiven Problemen bei der Raumlufttechnik der Gebäudewirtschaft als Bauherrin Sorgen bereitet. Deswegen wurde auch die „Realschule am Rhein“ nicht pünktlich zum vergangenen Schuljahr fertig. Sie soll nach den Herbstferien in Betrieb gehen. Auf der Baustelle für die ebenfalls noch in der Dagobertstraße ausgelagerten Realschule stockte es auch, weil Kabeldiebe Leitungen aus Schächten zogen. Im gesamten Baufeld sorgten fehlerhafte oder verspätete Fertigstellungen von Arbeiten externer Firmen sowie „neue Erkenntnisse zur Betonsanierung im Altbau“ für Verzug, hinzu kamen Vergabeprobleme, da bei mehreren Ausschreibungen kein Angebot einging. Außerdem trennten sich die Bauherren von einer engagierten Firma im Gewerk Lüftungstechnik – das war die vierte Kündigung eines Auftragnehmers der Stadt in nur diesem einen Feld.

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Das vom Verbund gemeinsam zu nutzende Studienhaus und das Mensa- und Ateliergebäude auf dem Bildungscampus „werden bis zum 1. Quartal 2021 bezugsfertig sein“, so Beheshti.

Leuchtturmprojekt mit großen Herausforderungen

Die Bildungslandschaft Altstadt Nord, kurz BAN, ist ein Leuchtturmprojekt mit einem Investitionsvolumen von 119 Millionen Euro. Insgesamt sind acht Einrichtungen und Schulen beteiligt, sie erhalten pädagogische Lernlandschaften, die mit der Montag-Stiftung entwickelt wurden. 2010 beschloss der Rat Planung und Realisierung. Insgesamt gehören drei Baufelder (B, C, A) zum Campus am Klingelpützpark (begrenzt von Kyotostraße, Gereonswall) die in großer Abhängigkeit zueinander stehen und besonderen Herausforderungen unterliegen, so Sandra Kißmann von der Gebäudewirtschaft. Das bedeutet aber auch einen Dominoeffekt, wenn etwas schief läuft. Die Fertigstellung des Baufelds B (Grundschule/Kita) war für Mai 2018 anvisiert. Verschiedene Probleme verzögern immer wieder die Bauarbeiten. Zuletzt kam es im Hansa-Gymnasium zu massiven Vandalismus-Schäden. Unbekannte brachen in den eingerüsteten, verschlossenen Bau ein. Sie warfen geöffnete Eimer mit Haft-Grundierung in ein Treppenhaus und beschmierten bereits neu verputzte Wände, so dass nun unter Umständen der dicke Putz auf zwei Etagen wieder entfernt und erneuert werden muss. In der Aula wurden rohe Mauern besprüht. Architektin Sandra Kißmann: „ Wir haben Anzeige gestellt. Man fühlt sich durch solche Rückschläge manchmal wie ein Hamster im Rad.“ (mw)

Vor besondere Herausforderungen stellt das Baufeld A: Das denkmalgeschützte Hansa-Gymnasium am Hansaring wird seit 2015 saniert und erweitert. Der externe Planer wurde wegen unzureichender Leistungen gewechselt, ein Baustillstand brachte den Zeitplan durcheinander. Seit 2018 ist ein neues Unternehmen dort tätig. Ein Rückschlag: der jüngste Vandalismus (s.Info). Die Rohbauarbeiten für die Erweiterung sind weitgehend abgeschlossen, der Ausbau hat begonnen. Aber: „Wegen der Marktlage sind bei mehreren Ausschreibungen keine Angebote eingegangen. Es muss daher von zeitlichen Verzögerungen ausgegangen werden.“ Hinzu kommen Fragen wegen des „konstruktiven Brandschutzes“ im Altbau, die zu klären sind. Daher können zurzeit „keine belastbaren Aussagen zum Fertigstellungstermin getroffen werden“, so die Stadt. Schon für etliche Jahrgänge hat sich die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zum Standort am Ring nicht erfüllt. Es heißt weiter: Warten und sich im Interim Gereonsmühlengasse arrangieren...

Durch die logistischen Abhängigkeiten zwischen den Baufeldern gibt es einen Domino-Effekt, an dessen Ende das Abendgymnasium Gereonsmühlengasse steht. Die Baugenehmigung der General-Instandsetzung wurde dieses Jahr erteilt. Doch können die Arbeiten erst beginnen, wenn die Projekte in Feld A und B fertig sind.