Kölner Coach im InterviewDas Selbstbewusstsein trainieren wie einen Muskel

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Wie ein Muskel lässt sich das Selbstbewusstsein trainieren, davon ist Cristián Gálvez überzeugt.

Wie ein Muskel lässt sich das Selbstbewusstsein trainieren, davon ist Cristián Gálvez überzeugt.

Köln – Als Autor, Moderator, Coach und Redner setzt sich der Kölner Cristián Gálvez (50) mit den Themen Persönlichkeit und Motivation auseinander. Wie sich das Selbstbewusstsein trainieren lässt, darüber hat Dominic Röltgen mit ihm gesprochen.

Wie erkenne ich, ob mein Gegenüber besonders selbstbewusst ist oder sich einfach nur selbst überschätzt?

Also meistens erkenne ich bereits an der Haltung des anderen, ob derjenige selbstbewusst daherkommt. Solche Menschen haben in der Regel eine aufrechte Haltung, machen sich also körperlich etwas größer und überzeugen durch Klarheit. Bei der Selbstüberschätzung sind wir schon fast in den narzisstischen Zügen. Das heißt, man nimmt sich selbst als etwas Besseres wahr als sein Gegenüber und empfindet kaum Empathie.

Ihrer Meinung nach gibt es kein großes oder kleines Selbstbewusstsein. Wie meinen Sie das?

Genau. Ich spreche lieber von einem förderlichen oder einem bremsenden Selbstbewusstsein, denn jeder Mensch ist sich seiner selbst bewusst. Manch einer steht halt vor dem Spiegel und sieht nur die Falten, der andere wiederum sieht, dass ihm genau das steht. Es geht also darum, dass mich das, was ich von mir selbst weiß, entweder stärkt oder schwächt.

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Das Selbstbewusstsein kann man, so sagen Sie, trainieren wie einen Muskel. Wie genau funktioniert das?

Es sind zwei Ebenen, auf denen man sein Selbstbewusstsein trainieren kann. Auf der einen Seite ist die mentale, die tiefere Ebene. Hier geht es darum, was ich von mir selbst denke, wie ich mich selbst wahrnehme. Und das zweite sind Techniken und Strategien zur Förderung einer selbstbewussten Ausstrahlung. Die spielen dann hinterher wieder in die mentale Ebene rein.

Es ist aber nicht so, dass das Selbstbewusstsein physisch verortet werden kann, oder?

Das nicht, aber es hängt sehr stark davon ab, wie unsere Neuroanatomie und Neurochemie gestrickt sind. Forschungen zeigen, dass Menschen, die sehr selbstbewusst wirken, einen bestimmten Hormoncocktail haben. Meistens heißt das, dass der Cortisolwert, ein Stresshormon, sehr gering und der Testosteronwert, also ein Dominanzhormon, sehr hoch ist.

Heißt das, dass man sich nur ein wenig groß machen muss, um seinen Hormonspiegel zu beeinflussen und selbstbewusster zu wirken?

Im Grunde ja. Man hat herausgefunden, dass Menschen, die sich künstlich groß machen, genau diesen Hormoncocktail entwickeln. Mit gezieltem Körpermanagement lässt sich der eigene Hormonspiegel und damit Denken und Verhalten beeinflussen. Das ist ja auch das, was man in der Natur ständig beobachten kann – bei Pavianen zum Beispiel, wenn sie Dominanz zeigen wollen. Während man früher davon ausgegangen ist, dass der Hormonspiegel sich auf die Körperhaltung auswirkt, hat man auch herausgefunden, dass es umgekehrt ebenso funktioniert, weil dem Gehirn irgendetwas signalisiert wird. Also: Tue so, als wärst du selbstbewusst, bis du tatsächlich selbstbewusst bist.

Inwieweit spielen äußere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel der Wohnort? Ist der Kölner generell selbstbewusster als jemand aus einer unbekannteren Stadt?

(lacht) Ja, es gibt eine Regel, die besagt, du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen du dich ständig umgibst. Es gibt Menschen, die umgeben sich die ganze Zeit mit Menschen, die sich gegenseitig stärken. Und Köln an sich – und das ist ja das Schöne an dieser Stadt – agiert sehr viel verhaltensflexibler als andere Städte.

Wenn Köln also eine Person wäre, wäre es eine mit förderlichem Selbstbewusstsein?

Auf jeden Fall! Köln ist eine selbstbewusste Stadt – mit einer großen Verbundenheit, einer großen Verwurzelung und sehr viel Stolz. Was machen denn die Kölner am Karneval? Sie gehen raus und machen sich selbst bewusst, in welch’ einer herrlichen Stadt sie leben. Und das machen sie nicht alleine, sondern in der Gemeinschaft. Und eine positive Gemeinschaft stärkt immer das Selbstbewusstsein.

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