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Kölner Dom„Die Menschen dürfen keine Angst haben, wenn sie in den Dom gehen“

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Köln – Wieder blinde Übereinstimmung. Wie bei den Pressekonferenzen vor Silvester folgt Jürgen Mathies mit zufriedenem Gesicht den Ausführungen neben sich. Dieses Mal ist es nicht die Oberbürgermeisterin, die das Sicherheitskonzept erklärt, sondern der Dompropst. Der Dom wird ab dem 1. März nicht mehr eine offene Kathedrale ohne jede Einschränkung sein. „Wir müssen mehr tun, um die Sicherheit zu gewährleisten“, sagt Gerd Bachner. Es gehe aber auch um „Augenmaß“.

Ab dem 1. März wird es ein Verbot von großen Koffern, Reisetaschen und Wanderrucksäcken im Dom geben. Das ist ein Einschnitt, das offene Kölner Gotteshaus hat schließlich eine jahrhundertelange Tradition. Bachner weiß um die Bedeutung, sagt, „wir gehen einen Mittelweg“, aber er weiß auch, dass es mehr Sicherheit nicht gibt, ohne dafür einen Preis zu entrichten.

In gut zwei Wochen gelten die neuen Regeln. Schon bei der Pressekonferenz in der Steinrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte begann die Debatte, wann eine Tasche zu groß ist und was genau eigentlich einen Wanderrucksack ausmacht. Man werde keine Schablonen wie am Flughafen aufstellen, sagt Bachner. Auch keine Waagen oder Messlatten. Der kompakte Koffertrolley, auf Flughäfen und Bahnhöfen längst bevorzugter Reisebegleiter, gilt als akzeptabel.

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Sicherheitsleute sollen gelegentliche Kontrollen durchführen

Dass künftig ein privater Sicherheitsdienst im Dom tätig wird, markiert ebenfalls einen Einschnitt. Die Domschweizer sollen sich auf praktische Auskünfte und Informationen zum Gotteshaus konzentrieren. Sicherheitsleute sollen mit ihnen in den Eingängen stehen und gelegentliche Kontrollen vornehmen. Es wird keine Sicherheitsschleuse geben, die Kontrollen sollen in den Portalstrichtern vorgenommen werden. Dazu gehört auch, einen Blick in die Handtasche oder den Trolley zu werfen.

Es gehe bei all den Maßnahmen darum, „dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Menschen“ zu entsprechen, sagt Mathies. Da verdiene der Dom mit seiner herausragenden symbolischen Bedeutung natürlich besondere Aufmerksamkeit. Im Vatikan, aber auch in vielen anderen Domkirchen seien diese Vorkehrungen längst Standard, in jedem Museum sei es verboten, Taschen ab einer gewissen Größe mit in die Ausstellung zu nehmen.

Noch ist kein Vertrag mit einem Sicherheitsdienst unterzeichnet, es gebe aber bereits Kontakte. Die Mitarbeiter würden nicht in Warnwesten auftreten und sich auch nicht wie Domschweizer kleiden. Sie müssten nicht katholisch sein, sollten aber einer christlichen Konfession angehörig sein.

Straftaten im direkten Domumfeld um 35 Prozent gesunken

Spätestens mit dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten ist der Dom noch mehr in den Fokus der Sicherheitsbeamten gerückt. Danach hatte es an Heiligabend erstmals eine Taschenkontrolle am Dom gegeben.

Mathies betonte, dass das Sicherheitskonzept Domumfeld, das es seit einem Jahr gibt, inzwischen Früchte trägt. So seien Straftaten im direkten Domumfeld um knapp 35 Prozent zurückgegangen, bei Taschendiebstahlsdelikten bewege sich der Rückgang in ähnlichen Dimensionen. „Das zeigt, dass das Präsenzkonzept greift.“ Es habe inzwischen gemeinsame Schulungen für Domschweizer gegeben, etwa wie sie in Bedrohungslagen angemessen reagieren.“ Generell gebe es einen engen Austausch mit dem Domkapitel. Bei besonderen Gefährdungslagen würde die Polizei wie an Weihnachten auch wieder direkte Präsenz zeigen.

Dompropst Bachner betont, dass bei allen Vorkehrungen die „Offenheit des Doms“ gewährleistet bleiben müsse. Man befinde sich aber in einem Prozess, der noch nicht abgeschlossen sei. So sei offen, ob Westportal- und Nordportal jeweils als Ein- und Ausgang geöffnet bleiben können. Derzeit gehe die Tendenz dahin, allerdings erfordere dies mehr Personalaufwand. Alternativ würde das Westportal als Eingang und das Nordportal als Ausgang genützt. Alle Überlegungen gehen weiter, sagt Bachner.

Wichtig sei: „Die Menschen dürfen keine Angst haben, wenn sie in den Dom gehen.“

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