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Kölner GrüneWas Katharina Dröge mit Annalena Baerbock verbindet

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Katharina Dröge Grüne Köln

Katharina Dröge

Köln – Gemeinsame Interessen haben Katharina Dröge (36), Kölner Bundestagsabgeordnete der Grünen, und Annalena Baerbock (40), Bundesvorsitzende, Kanzlerkandidatin und Shooting-Star der Ökopartei, schon lange. 2015 sah man sie im Bundestag Seite an Seite mit Kinderwagen, in denen ihr wenige Wochen alter Nachwuchs schlummerte. Da hatten die beiden Frauen bereits zwei gemeinsame Jahre im Bundestagsausschuss für Wirtschaft und Energie hinter sich.

2013 waren beide erstmals ins Parlament eingezogen – die gebürtige Hannoveranerin Baerbock und die in Ladbergen aufgewachsene Dröge, die 2004 zum Studium der Volkswirtschaftslehre nach Köln gezogen war. Das gemeinsame Interesse an Wirtschaftsthemen – die bei den Grünen jahrzehntelang nicht gerade zum Markenkern gehörten – eint die beiden Politikerinnen heute stärker denn je.

Guter Rat in Wirtschaftsfragen

Denn seit Baerbock erste grüne Bundeskanzlerin werden will, sind Expertinnen wie Dröge, denen sie vertrauen kann, für sie wichtiger denn je. Da kann es sein, dass Baerbock kurz vor einem Talkshow-Auftritt noch mal schnell bei Dröge anruft, um sich bei ihr in einer Wirtschaftsfrage Rat zu holen oder sich auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Beide eint eine gewisse Detailversessenheit, was im politischen Alltag Fluch und Segen zugleich bedeuten kann. Sie investieren viel Zeit, um Themen richtig zu durchdringen, arbeiten sich durch lange Dossiers.

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„Das Aktenstudium liegt mir, ich tauche gerne tief in die Materie ein“, sagt Katharina Dröge über sich selbst – eine Eigenschaft, die sie mit Baerbock teilt. Auch die will oft ganz genau wissen, wie alles zusammenhängt. Aus gutem Grund.

Wirtschaft als  Schlüssel zur Klimaneutralität 

Als Frau und dann auch noch von den Grünen habe sie es bei Treffen mit Wirtschaftsbossen anfangs schwer gehabt, erzählt Dröge. Auf dem Höhepunkt der Globalisierungsproteste habe sie sich 2004 für ein VWL-Studium entschieden, „weil ich wissen wollte, wie Wirtschaft funktioniert“. Dass die Auswüchse eines entfesselten Kapitalismus die Zerstörung des Planeten und die soziale Spaltung beschleunigen, lag für Dröge damals ebenso auf der Hand wie die Erkenntnis, dass die Wirtschaft der Schlüssel auf dem Weg zur Klimaneutralität ist. Politisch links und seit 2000 Mitglied der Grünen, suchte sie als Abgeordnete ab 2013 Kontakt zu Unternehmen, besuchte Betriebe, nahm an Diskussionsrunden teil.

„Oft habe ich erlebt, dass Firmenchefs mir erst lange erklärt haben, was das Unternehmen macht und wie es arbeitet, bevor ich meine erste Frage stellen konnte“, erzählt Dröge. Dass die Volkswirtin und Mutter zweier kleiner Kinder stets gut vorbereitet zum Gespräch kam, dass sie keine „touristische“ Führung wollte, sondern mit Verantwortlichen darüber reden, wie man die Produktion in Sachen Klimaschutz verbessern könnte – das wurde manchem Gesprächspartner erst später klar.

Frauen haben es noch immer schwerer in der Wirtschaft

„Die Wirtschaft ist häufig immer noch sehr männerdominiert, da muss man als Frau sehr gut im Thema sein, um ernst genommen zu werden“, begründet Dröge ihren Fleiß.

Die ehemalige Chefin der Kölner Grünen ist seit 2019 Sprecherin für Wirtschaftspolitik der grünen Bundestagsfraktion. Mit Freude registriert sie, wie sich die Dinge ändern. „Früher haben wir viele Vorschläge zum Klimaschutz gemacht, und die Wirtschaft hat gesagt, das geht nicht. Da wurde man als Grüne gerne ausgebuht. Heute sagt die chemische Industrie selbst, dass sie bis 2050 klimaneutral werden kann, und will über die Wege zu diesem Ziel reden.“

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Mit Annalena Baerbock arbeite sie sehr gut zusammen, liefere ihr Hintergründe und Denkanstöße, tausche sich in Wirtschaftsfragen intensiv mit ihr aus. „Sie vertraut mir, dass ich die Ideen gut durchdenke. Aber nicht alles, was ich vorschlage, macht sie auch“, stellt Dröge mit einem Lachen fest. Dass Baerbock in Talkshows stets betone, für Klimaneutralität seien „Verkehr, Energie und Industrie der Schlüssel“ finde sie jedenfalls sehr wichtig.

Klingt, als würden die Grünen im Falle eines Wahlsiegs Anspruch auf das bisher CDU-geführte Wirtschaftsministerium erheben. Man werde nichts ausschließen, sagt Dröge. Würde das Amt sie denn reizen? Da gibt sich die Kölnerin zurückhaltend. „In der Fraktionsarbeit kann man auch viel bewegen.“

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