Kölner Händler bangen um ExistenzDruck bei Verlagerung des Großmarkts steigt

Lesezeit 3 Minuten
20170710_Grossmarkt_HGM_06

Zukunft ungewiss: Zwei Jahre geschah nichts zur Umsiedlung des Großmarktes. Nun macht die Politik Druck.

Die Ungewissheit ist grausam. Zwar gibt es reichlich Ratsbeschlüsse zur Verlagerung des Lebensmittel-Großmarktes von Raderberg nach Marsdorf und den Bau des neuen Stadtquartiers Parkstadt Süd. Doch bisher sind kaum Taten gefolgt. Dabei sollen am Großmarkt in Raderberg spätestens 2023 alle Lichter ausgehen. Die Händler bangen unter diesen Umständen um ihre Zukunft. Sie klagen über Willkür (wir berichteten). Einigen von ihnen wurde bereits gekündigt. Andere haben ihren Vertrag verlängert bekommen. Eine Strategie sei dabei allerdings nicht zu erkennen. Die fordern nun die Ratsfraktionen von SPD, CDU, Grünen und Linken ein. In einem gemeinschaftlich gezeichneten Schreiben an die Verwaltung bitten sie nachdrücklich um ein Gespräch bei der zuständigen Dezernentin Andrea Blome.

Das Schreiben wahrt die diplomatische Form und lässt dennoch nichts an Nachdrücklichkeit vermissen: „Der Rat der Stadt Köln hat in den vergangenen drei Jahren die notwendigen Beschlüsse zur Planung eines Frischezentrums in Köln-Marsdorf und damit zur Verlagerung des Großmarktes getroffen“, ist in dem Brief zu lesen, der von den vier Fraktionsgeschäftsführern unterschrieben ist. Außerdem sei die Verlagerung per Ratsbeschluss auf Ende 2023 terminiert. „Nur bis zu diesem Datum ist dort (in Raderberg) ein Großmarktbetrieb noch möglich“, heißt es in dem Schreiben. Und dann wird es ultimativ: „Um die weitere Planung der Parkstadt Süd nicht zu gefährden, ist daher eine zügige Umsetzung aller notwendigen Maßnahmen [...] dringend geboten.“ Die Unterzeichner melden bei Blome „Gesprächsbedarf“ an und bitten um einen zeitnahen Termin.

Auf Nachfrage der Rundschau wird unter anderem Michael Weisenstein, Fraktionsgeschäftsführer der Linken, noch deutlicher. „Es ist verantwortungslos von der Verwaltung, nicht voran zu machen.“ Jörg Frank von den Grünen sagt: „Ein Frischezentrum hat eine hohe Bedeutung für Köln. Wir brauchen jetzt Planungssicherheit für Händler und Bürger.“ Die SPD verschärft ihrerseits das Schreiben noch mit einem Ratsantrag. Titel: „Frischezentrum in Marsdorf realisieren.“

Unterschrift der CDU ist ein Coup

Das auch die CDU gezeichnet hat, wird insgeheim als Coup bezeichnet. Gelten doch die Christdemokraten als eine wesentliche Bremse bei der Umsetzung. Die Verlagerung nach Marsdorf möchten sie eigentlich nicht aktiv vorantreiben, wohnen doch da zahlreiche ihrer Stammwähler, die Sturm gegen das Projekt laufen. Mindestens bis zur Kommunalwahl im kommenden Jahr sollte deshalb das aus Unionssicht heiße Eisen nicht mehr angepackt werden. Allein, so offen sagt das bei den Christdemokraten keiner. Hätten sie die dringende Bitte um ein Gespräch aber nicht unterstützt, wäre das einem Eingeständnis der Hinhaltetaktik gleich gekommen.

Nach Informationen der Rundschau hat Blome auf den Brief bereits reagiert. Sie stellt mit Baudezernent Markus Greitemann einen Termin in Aussicht.

Rundschau abonnieren