Kölner Kliniken und CoronaBald doppelt so viele Intensivbetten

Lesezeit 4 Minuten
Für viele Corona-Infizierte überlebenswichtig: Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit.

Für viele Corona-Infizierte überlebenswichtig: Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit.

Köln – „Ich muss viel mehr als sonst Sorgen und Ängste meiner Mitarbeiter auffangen: Wie wird das alles werden, was wird passieren, wann geht es so richtig los?“, sagt Elisabeth Botzet, Leiterin der Intensivpflege im St. Vinzenz-Hospital. Dort ist innerhalb kurzer Zeit eine zusätzliche Intensivstation mit fünf Beatmungsplätzen aufgebaut worden. Die Mitarbeiter in den Kölner Krankenhäusern bereiten sich darauf vor, so viele schwerkranke Corona-Patienten zu versorgen wie möglich. Die Zahl der Intensivbetten von ehemals rund 350 soll verdoppelt werden.

Eine Mammutaufgabe. Doch die Anstrengungen fruchten. Allein am Mittwoch sind an den drei Standorten der städtischen Kliniken in Holweide, Merheim und im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße elf zusätzliche Intensiv-Betten geschaffen worden. „Wir können innerhalb weniger Tage 30 bis 35 zusätzliche Intensivplätze einrichten. Mit etwas längerer Vorlaufzeit noch einmal mindestens 30 Betten“, sagt Sigrid Krebs, Sprecherin der städtischen Kliniken, und ergänzt: „Zum Ende der Woche werden insgesamt mehr als 100 Mitarbeiter - hälftig Ärzte und Pflege - im Thema Beatmung erneut geschult worden und aktuell in die Geräte eingewiesen worden sein.“

Neuzuschnitt auf einigen Stationen

Es wird an vielen Stellen umstrukturiert. Wegen der zusätzlichen Intensivbetten und Beatmungsplätze werden Stationen teilweise neu zugeschnitten. Damit einher gehen neue Zuständigkeiten, Abläufe werden neu organisiert. Parallel läuft der übliche Betrieb mit Unfällen, Herzinfarkten und Entbindungen. Den Mitarbeitern in den Krankenhäusern wird schon jetzt viel abverlangt. Vor allem Flexibilität. „Die Bereitschaft, jetzt überall einzuspringen, wo Unterstützung gebraucht wird, ist wirklich großartig. Wir arbeiten derzeit in interdisziplinären Teams und arbeiten uns gegenseitig in den verschiedenen Bereichen wie Intensivpflege, Anästhesie und Beatmung ein. Mit qualitätsgemixten Teams stellen wir uns fachlich möglichst breit auf. Jeder und jede packt mit an – egal aus welchem Fachbereich“, sagt Claudia Bach, kommissarische Leiterin von Anästhesie-Pflege und Aufwachraum im St. Franziskus-Hospital.

Alles zum Thema St. Marien-Hospital

Alle ziehen an einem Strang

Das gemeinsame Ziel lässt alle an einem Strang ziehen. Der Blick geht über den eigenen Tellerrand. In den städtischen Kliniken unterstützen jetzt zahlreiche ehemalige Pflegekräfte, die inzwischen in der Verwaltung arbeiten, wieder im Dienst auf der Station. „Kolleginnen und Kollegen aus Pflege und Medizin in unserem Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße unterstützen ebenso Stationen in unseren Krankenhäusern in Merheim und Holweide sowie im Infektionsschutzzentrum Holweide“, berichtet Sigrid Krebs. Medizinstudenten der Uni Witten Herdecke greifen dem medizinischen Personal der städtischen Kliniken unter die Arme.

Das könnte Sie auch interessieren:

Agnieszka Schmieja leitet im St. Marien-Hospital die Station, auf der die Covid-19-Fälle aufgenommen werden. „Wir erfahren hier gerade sehr viel Unterstützung aus dem ganzen Haus. Vor allem die Kolleginnen von der Krankenhaushygiene machen einen großartigen Job und Kollegen von anderen Stationen stehen zur Unterstützung bereit. Es ist ein tolles Gefühl, wie alle zusammenarbeiten“, sagt Agnieszka Schmieja und fügt hinzu: „Die Krise zeigt, wie wichtig jeder einzelne im Haus ist, von den Zulieferern bis zur Pflegedienstleitung, die alles koordiniert.“

Dank für Anerkennung

Die öffentliche Anerkennung, die Pflegekräfte momentan spüren, kommt durchaus bei ihnen an. „Über den Dank und die Wertschätzung aus der Bevölkerung freue ich mich sehr. Das tut uns natürlich gut, zu sehen, dass die Menschen uns unterstützen. Noch toller wäre es, wenn das auch zukünftig so bleibt und man auch dann unsere Arbeit weiterhin wichtig findet und uns unterstützt. Denn die Arbeit heute und in Zukunft ist die Gleiche – nur halt jetzt mit mehr Schutzausrüstung und später wieder unter normalen Bedingungen“, sagt Intensivschwester Elisabeth Botzet.

Was die Schutzkleidung betrifft, werden einige Pflegekräfte derzeit sogar noch zuhause aktiv. „Mitarbeiter nähen aktuell auch selbst Baumwollmundschutze, um diese in patientenfernen Bereichen oder auch privat zu nutzen“, weiß Veronika Zeidler von der Stabstelle zur Qualitätssicherung in der Pflege im Heilig Geist-Krankenhaus. Richtig angewendet und regelmäßig gewaschen, seien selbst genähte Masken eine sinnvolle Alternative, auch für Privatpersonen. Pflegeexpertin Anne Schmitz appelliert: „Ganz wichtig ist für uns im Augenblick, dass wir ausreichend Schutzkleidung und Masken zur Verfügung haben. Privatpersonen sollten bitte nicht mehr versuchen, welche zu erhalten. Für die Versorgung der Patienten sind sie dringend notwendig.“

Rundschau abonnieren