Kölner PhilharmonieFortuna Ehrenfeld überzeugen mit einem schwungvollen Abend

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Fortuna_Ehrenfeld

Angemessen unangemessen: Martin Bechler (vorne), Jenny Thiele und Jannis Knüpfer in der Philharmonie. 

Köln – Wenn karierte Pyjamas und Federboas auf die gehobene Atmosphäre der Philharmonie treffen, kann es eigentlich nur ein interessanter Abend werden. Am Donnerstagabend hat die Kölner Indie-Band Fortuna Ehrenfeld ihren unverkennbaren Sound auf den Saal der Philharmonie losgelassen und mit einem Konzert ihren diesjährigen Saisonabschluss gefeiert.

Überirdische Sirenen aus dem Keyboard

„Es ist echt eine Ehre, nee, sorry – eine wahre Freude, in dieser ehrwürdigen Halle zu spielen“, so Gitarrist und Sänger der Band Martin Bechler während der ersten Konzerthälfte. Der Musikproduzent hat Fortuna Ehrenfeld vor fünf Jahren gegründet - zu dem Zeitpunkt noch sein Solo-Projekt. Keyboarderin Jenny Thiele und Schlagzeuger Jannis Knüpfer stießen später hinzu. Inzwischen hat die Band in wechselnder Besetzung bereits fünf Alben veröffentlicht, das Aktuellste „Rückkehr zur Normalität“ erschien im Juni dieses Jahres.

Die Songs sind vielleicht neu, aber der Sound, der an diesem Abend den Saal der Philharmonie erfüllt, dürfte den Fans bekannt vorkommen. Das ist immer noch Fortuna Ehrenfeld, der Klang wie immer etwas experimentell, musikalisch irgendwo zwischen Melancholie und Party-Playlist. Jenny Thiele, die ihrem Keyboard zum Teil Töne entlockt, die an überirdische Sirenen erinnern, Bechlers rauchige Stimme und Jannis Knüpfer, der sein Schlagzeug in der einen Sekunde zärtlich streichelt und in der nächsten draufhaut, als wolle er es zertrümmern – an dieser Musik ist wirklich nichts Konventionelles zu finden.

Auch viele Klassiker werden gespielt

Auch ältere Lieder finden an diesem Abend Platz, Fans freuen sich über Klassiker der Band wie „Zwei Himmel“ oder „Das letzte Kommando“. Die Texte liegen wie immer irgendwo zwischen echtem Tiefgang und Pseudo-Kalenderweisheiten: „Dass du am Ende nicht vergisst, dass alles ist, was es ist.“ Als spezieller Gast stößt in der zweiten Konzerthälfte auch noch der hessische Sänger Gisbert zu Knyphausen dazu und performt ein paar Lieder mit der Band – das letzte sogar ebenfalls im blaukarierten Schlafanzug.

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Die sympathisch verpeilte Art der Band trägt dazu bei: Bechler, der mit seiner Setlist durcheinander kommt, und Jenny Thiele, die deswegen einen spontanen Lachanfall bekommt. Zwar erscheint es schon ein bisschen seltsam – Songs, die zum Tanzen einladen sitzenderweise zu genießen. Doch wie Martin Bechler verspricht: „Im nächsten Jahr feiern wir wieder fett zusammen“. Am Ende des Konzerts tanzt die Band selbst vor den Rängen wie Fußballspieler, die soeben ein Heimspiel gewonnen haben und liegt sich lachend in den Armen. Den Zuschauern gefällt's. Sie holen die Drei durch anhaltenden Applaus zweimal zurück auf die Bühne, bis sich schlussendlich Bechler selber verpflichtet fühlt, die Menge aus dem Saal zu schmeißen. „Haut ab jetzt“, so seine lachenden Worte – und das Publikum gehorchte.

Das Konzert in der Philharmonie wurde aufgrund der Pandemie zweimal verschoben. Updates zu zukünftigen Terminen und weitere Informationen gibt es im Internet.

www.antispecht.de/fortuna/

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