Kölner RheinenergieAlles was man zur Kooperation mit E.ON wissen muss

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Das Gebäude der Kölner Stadtwerke.

Köln – Quo vadis, Rheinenergie? Der Kölner Versorger ringt mit einer Bürgerinitiative über einen schnelleren Weg zur Klimaneutralität. Gleichzeitig steht er kurz vor einer großen strategischen Neuausrichtung. Ab 2022 will die Rheinenergie ihre Zusammenarbeit mit dem E.ON-Konzern in der Region stark ausbauen. Wichtige Fragen und Antworten zum Projekt „Rheinland-Kooperation“.

Warum kommt es zu einer Neuausrichtung?

Die Rheinenergie ist über die Holding GEW Köln und die Stadtwerke Köln zu 80 Prozent im Besitz der Stadt Köln, die restlichen 20 Prozent gehörten lange dem RWE-Konzern. Im Zuge eines umfangreichen Tauschs von Geschäftsbereichen zwischen RWE und E.ON kamen diese 20 Prozent 2019 in den Besitz der Westenergie AG, einer 100-prozentigen E.ON-Tochter. Die Rheinenergie und ihr neuer strategischer Partner Westenergie trafen 2020 eine Grundlagenvereinbarung, dass sie im Rheinland stärker kooperieren wollen.

Was genau ist geplant?

Rheinenergie und Westenergie verfügen bereits über viele Beteiligungen an kommunalen Stadtwerken und Energieversorgern im Umland von Köln. Ein Teil dieser Aktivitäten soll ab Januar 2022 in der gemeinsamen Tochtergesellschaft Rhenag gebündelt werden (siehe Grafik).

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Wie wirkt sich das auf die Besitzverhältnisse aus?

Geplant ist, dass die Rheinenergie, die bisher 33,33 Prozent an der Rhenag hält, die Mehrheit übernimmt. Damit wächst ihr Einfluss in der Region. Die Westenergie (bislang 66,67 Prozent), wird künftig eine Minderheitsbeteiligung von höchstens 49,9 Prozent an der Rhenag halten.

Im Rahmen weiterer Transaktionen soll die Westenergie ihren Anteil an der Rheinenergie von derzeit 20 Prozent auf bis zu 24,9 Prozent aufstocken dürfen. Damit bliebe die E.ON-Tochter unterhalb der Sperrminorität von 25 Prozent plus eine Aktie, mit der sich wichtige Entscheidungen des Konzerns blockieren lassen. Der beherrschende Einfluss der Stadt Köln auf die Rheinenergie bliebe somit gewahrt.

Im Gespräch ist nach Rundschau-Informationen, dass E.ON sein Aktienpaket von 20 Prozent an den Stadtwerken Duisberg an die Rheinenergie abgibt und die Westenergie dafür Rheinenergie-Anteile erhält.

Was ist das Ziel der Rheinland-Kooperation?

Die Transaktion biete der Rheinenergie die Chance, „eine führende Rolle im Rheinland zu sichern und nachhaltig auszubauen“, heißt es in einem internen Papier für den Stadtrat, der dem Vorhaben am 24. Juni zustimmen soll. Von einem „strategischen Meilenstein für die Positionierung im gesamten Rheinland“ ist die Rede. Vorhandene Kompetenzen würden gebündelt, die „partnerschaftliche Aufstellung mit klaren Rollenzuordnungen“ helfe bei der Bewältigung der Herausforderungen im Bereich Digitalisierung, Dezentralisierung und Dekarbonisierung.

Wie sieht die Politik den Plan?

Dem Vernehmen nach gibt es im Stadtrat eine Mehrheit, die zustimmen will. Die Befürworter erhoffen sich, dass der neue Verbund nicht nur die Rheinenergie stärkt, sondern auch die Energiewende in der Region beschleunigt. Die Gegner des Projekts befürchten indes, dass der Strom-Riese E.ON in Zukunft zu großen Einfluss gewinnen könnte. Sie verweisen darauf, dass E.ON seinen Anteil an der Rheinenergie langfristig auf 40 Prozent aufstocken möchte, was der Rheinenergie-Vorstand offenbar nicht ausschließt. Dann habe die Stadt Köln keinen Durchgriff mehr auf die Rheinenergie. Der Plan, das Unternehmen bis 2035 klimaneutral zu machen, sei dann Makulatur, denn E.ON wolle dies erst für 2040 verbindlich machen.

Wie könnte der E.ON-Anteil auf 40 Prozent wachsen?

In den Unterlagen für den Stadtrat ist davon die Rede, dass die Rheinenergie in einem zweiten Schritt eine Mehrheit an den Stadtwerken Düsseldorf (SWD) erwerben könnte. Schon heute hält die GEW Köln 20 Prozent an den SWD. Der Löwenanteil von 54,95 Prozent liegt beim baden-württembergischen Energie-Riesen EnBW (siehe Grafik). Denkbar wäre, dass E.ON über ein Tauschgeschäft mit EnBW an diese Anteile herankommt. Dann könnte E.ON sie an die Rheinenergie weiterreichen und so seinen Anteil am Kölner Konzern auf 40 Prozent aufstocken.

Wie realistisch ist eine 40-Prozent -Beteiligung?

Am 24. Juni wird der Stadtrat nur über eine Aufstockung der E.ON-Anteile auf bis zu 24,9 Prozent abstimmen. Es gebe keinerlei Automatismen zwischen diesem Beschluss und möglichen weiteren Schritten, heißt es im Rathaus. Im Bündnisvertrag von Grünen, CDU und Volt steht, man wolle „die heute bestehenden maßgeblichen Kontrollrechte der Stadt Köln an der Rheinenergie nicht reduzieren“. Die Rheinenergie erklärte, weitere mögliche Ausbaustufen der regionalen Kooperation bedürften neuer Entscheidungen der Unternehmensgremien und des Stadtrats, dies stehe derzeit nicht zur Diskussion.

Kommentar: Trümpfe nicht aus der Hand geben

Michael Fuchs zur Rheinland-Kooperation der Rheinenergie

Ganz schön kompliziert, was sich im Energiesektor abspielt. Jedes größere Unternehmen verfügt über zig Beteiligungen an anderen Firmen und bildet alle möglichen Allianzen. Da macht die Rheinenergie keine Ausnahme. Sie hat sich binnen 19 Jahren vom lokalen Versorger zum regionalen Schwergewicht gemausert. Dass sie mit ihrem neuen strategischen Partner E.ON, der RWE ersetzt hat, nun in der Region stärker zusammenarbeiten will, macht Sinn.

Die  Energiewende, die zur Dezentralisierung der Stromversorgung führt, bringt große Herausforderungen mit sich. Da kann ein starker Partner von Vorteil sein. Jedoch muss die Stadt Köln aufpassen, dass sie ihre Trümpfe nicht aus der Hand gibt. Die Rheinenergie ist die Perle des Stadtwerkekonzerns, sie finanziert viele Aufgaben in der Stadt. Einem börsennotierten Stromriesen sollte man nicht zu viel Einfluss  auf das Unternehmen geben.

koeln@kr-redaktion.de

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