Kölner TelefonseelsorgeCoronavirus verstärkt Ängste, Beziehungsstress und Einsamkeit

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Der Griff zum Telefon ist für viele Hilfesuchende in der Coronazeit ein Rettungsanker.

Der Griff zum Telefon ist für viele Hilfesuchende in der Coronazeit ein Rettungsanker.

Köln – Still steht das Telefon eigentlich nie. Zum Durchschnaufen haben die Ehrenamtler der Telefonseelsorge nur die Pausen. Doch die gibt es nicht mehr, seit das Coronavirus bedrohlich grassiert. „Unsere Leitungen glühen zurzeit“, sagt Pfarrerin Dr. Dorit Felsch, Leiterin des Teams der evangelischen Telefonseelsorge.

Corona treibt die Menschen um. „Rund 50 Prozent aller Anrufe bei der Telefonseelsorge haben direkt das Virus zum Thema“, so Felsch. Doch bei genauem Hinsehen dreht sich eigentlich alles um Corona. Denn die Probleme, deretwegen die Menschen immer schon angerufen haben, verschärfen sich nun in der Pandemie.

Hilfe und Angebote in Köln

Zu vereinsamen bei den Kontaktsperren in der Corona-Krise ist eine große Gefahr. Dem wollen auch das katholische Stadtdekanat und das Domforum entgegenwirken. Ab Montag, 30. März, stehen unter der Telefonnummer (0221) 92 58 47 11 64 erfahrene Gesprächspartner zur Verfügung. „Als Kirche sind wir selbstverständlich auch gerade jetzt, in diesen schwierigen Zeiten, für die Menschen da“, sagt Stadtdechant Robert Kleine. Die Telefonseelsorge wird sowohl von der evangelischen als auch von der katholischen Kirche betrieben. Die Angebote sind unter den Nummern 0800-1 11 01 11 und 0800-1 11 02 22 zu erreichen. Wer sich künftig bei der Telefonseelsorge. Wer sich künftig bei der Telefonseelsorge engagieren möchte, der kann über die Internetseiten www.ev-telefonseelsorge-koeln.de (evangelisch) und www.telefonseelsorge-koeln.de (katholisch) den Kontakt für eine Bewerbung herstellen. Angebote im Internet der Kirchen gibt es zurzeit sehr viele. Die Leiterin der evangelischen Telefonseelsorge in Köln, Dorit Felsch hat zusammen Miriam Haseleu (Pfarrerin in Köln-Nippes) und Wolf Meyer (Reporter) einen Podcast zum Thema „Gott und Klopapier“ erarbeitet, der heute online geht und unter www.ekir.de abrufbar ist. (ngo)

Da ist beispielsweise das ganz große Thema Einsamkeit. „Gerade älteren Menschen brechen jetzt die wenigen Kontakte weg, die sie noch hatten“, weiß Felsch. Der Gang ins Café, inklusive kleinem Schwatz mit der Bedienung, das geht nicht mehr. „Und dazu kommt noch die jetzt drängende Frage: Wer kümmert sich um mich?“, sagt die Pfarrerin. Wenn es in der Familie nicht mehr stimmt, erhöht das Virus in diesen Tagen einen solchen Druck noch beachtlich. „Homeoffice, die Schulkinder zuhause – Probleme in einer Ehe oder Beziehung sind unter solchen Bedingungen kaum noch zu unterdrücken, wenn man 24 Stunden zusammenhockt.“ Nicht wenige, die die Dienste der Telefonseelsorge in Anspruch nehmen, leiden unter psychischen Problemen, sind in Behandlung. „Aber viele Angebote, wie beispielsweise Gesprächskreise, finden jetzt nicht mehr statt.“ Felsch sieht mit Sorge, dass Einsamen und Kranken nun die Tagesstruktur wegbricht, die ihnen oft Orientierung und Halt gab. Das verschärfe die Ängste, bis hin zu Panik.

Mitarbeiter gehen auch mit der neuen Situation gut um

Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge können mit der Lage routiniert umgehen. Sie sind dafür ausgebildet. „Ganz wichtig ist: „Jeder, der mit uns sprechen möchte, kann und soll anrufen. Wir lassen nicht nach in der Corona-Zeit. Wegen des Ansturms kann es höchstens sein, dass mal etwas länger gewartet werden muss, bis ein Ansprechpartner frei ist“, versichert die Pfarrerin.

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Dass ein Dienst, wie eine Telefonseelsorge, nun besonders wichtig ist, das erahnen viele Menschen. „Wir bekommen ganz viel Anfragen, ob wir Unterstützung brauchen“, sagt Felsch. Allerdings, so einfach ist das nicht bei der Telefonseelsorge. „Wir lassen keinen unvorbereitet ans Telefon. Alle ehrenamtlichen Mitarbeiter werden von uns intensiv ausgebildet.“ Zwar suche die Telefonseelsorge grundsätzlich immer Ehrenamtler. Doch zurzeit sei das Team gut besetzt. Im September starte aber wieder ein neuer Ausbildungskursus.

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