Kölner UrgesteinBei Pelz Adrian lernen Azubis den seltenen Beruf des Kürschners

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Kürschnermeister Guido Adrian (r.) und Merlin Aldous bereiten einen alten Nerzmantel für die Umarbeitung vor.

Kürschnermeister Guido Adrian (r.) und Merlin Aldous bereiten einen alten Nerzmantel für die Umarbeitung vor.

Köln – Ein weißer Damen-Nerzmantel, mehr als 30 Jahre alt. Der wertvolle Pelz ist noch makellos. Der Schnitt ist allerdings aus der Mode gekommen. Jetzt wird der Mantel für eine Kundin umgearbeitet, weil sie ihn wieder tragen möchte.

Futter, Ärmel und Kragen wurden vorsichtig abgetrennt und beiseite gelegt. Merlin Aldous (17) zweckt Vorder- und Rückenteil, die neu in Form gebracht werden sollen, auf den Arbeitstisch. Der junge Mann hat vor einigen Tagen seine Ausbildung zum Kürschner bei Pelz Adrian an der Hahnenstraße begonnen.

Kürschner? „Ehrlich gesagt, hatte ich vorher noch nie davon gehört“, sagt Merlin Aldous. Er meint, bevor er die Berufsberatung der Kölner Handwerkskammer besucht hat. „Ich arbeite gerne handwerklich und kreativ. Außerdem interessiere ich mich für Mode und habe in dieser Richtung etwas gesucht“, erzählt er. Die Handwerkskammer schlug ihm vor, Kürschner zu werden. So landete Merlin Aldous als Praktikant und anschließend als Azubi bei Kürschnermeister Guido Adrian (52).

informationen

Kürschner fertigen aus Fellen Pelzkleidung von hoher Qualität. Die Felle werden nach eigenen Entwürfen oder nach Musterschnitten zusammengenäht, oft in Kombination mit anderen Materialien. Die Ausbildung dauert drei Jahre. In dieser Zeit lernen Azubis, welche Felle zusammenpassen und wie diese verarbeitet werden können. Genäht wird mit der Maschine oder von Hand. Azubis verdienen im ersten Jahr 474 Euro, danach 567 Euro und im dritten Jahr 672 Euro.

Angehende Kürschner brauchen handwerkliches Geschick, einen guten Blick für Farben und Strukturen sowie Interesse an Mode. Nach Angaben der Handwerkskammer gibt es in Köln einen einzigen Ausbildungsbetrieb. (kl)

Vieles wird von Hand genäht

Kürschner stellen Kleidungsstücke aus Fellen und Pelzen her, das Handwerk gilt als eines der ältesten überhaupt: Schon vor Jahrtausenden hüllten sich Menschen in zusammengenähte Felle, die vor der Kälte schützten. Inzwischen bestimmen gesellschaftliche Stimmungen und die Mode, ob Pelze getragen werden.

Guido Adrian hat elf Mitarbeiter. Bis zu 30 Bewerbungen bekommt er auf eine Azubi-Stelle. Das war in den 1990er Jahren noch ganz anders. Pelze waren umstritten. Inzwischen sähen die Kunden jedoch die Nachhaltigkeit der Kleidung, erklärt der Geschäftsführer. „Viele Leute sind sich bewusst, dass sie ein hundertprozentiges Naturprodukt kaufen, das sie über Jahrzehnte tragen können.“ Pro Jahr würden zum Beispiel 500.000 Rotfüchse von Jägern geschossen. „Es macht keinen Sinn, die Felle wegzuwerfen“, sagt Adrian. „Wir achten auf Qualität und setzen uns für eine artgerechte Tierhaltung ein.“

Guido Adrian zeigt eine kunstvoll geschneiderte Jacquard-Jacke mit goldfarbenem Innenfutter und Dreiviertel-Ärmeln, ein Rotfuchs-Pelz wechselt sich in drei Reihen mit dem gemusterten Stoff ab. Torben Dömer (22) ist im zweiten Lehrjahr, er hat die Jacke entworfen und genäht. Sie gewann kürzlich bei einer Leistungsschau den ersten Preis in der Kategorie „Young Star“. Torben Dömer möchte, dass sie verkauft wird: „Ich würde mich freuen, wenn jemand die Jacke trägt.“

Im Moment näht er einen dunkelblauen Wendemantel aus Seide und Wieselfell zusammen. Seine Finger arbeiten schnell und geschickt mit Nadel und Faden. Kürschner erledigen vieles in Handarbeit, es dauert etwa eine Woche, bis der Mantel fertig ist. „Ich wollte schon immer etwas mit Mode machen“, erzählt Torben Dömer. Das liegt bei ihm in der Familie: Schon seine Urgroßmutter war Schneiderin.

Informationen zum Beruf des Kürschners

Kürschner fertigen aus Fellen Pelzkleidung von hoher Qualität. Die Felle werden nach eigenen Entwürfen oder nach Musterschnitten zusammengenäht, oft in Kombination mit anderen Materialien. Die Ausbildung dauert drei Jahre. In dieser Zeit lernen Azubis, welche Felle zusammenpassen und wie diese verarbeitet werden können. Genäht wird mit der Maschine oder von Hand. Azubis verdienen im ersten Jahr 474 Euro, danach 567 Euro und im dritten Jahr 672 Euro.

Angehende Kürschner brauchen handwerkliches Geschick, einen guten Blick für Farben und Strukturen sowie Interesse an Mode. Nach Angaben der Handwerkskammer gibt es in Köln einen einzigen Ausbildungsbetrieb. (kl)

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