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Kölner VereinWie „Intombi“ Mädchen in Deutschland und Ruanda hilft

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intombi

Blick in eine andere Kultur: Alexandra Potratz zeigt Mädchen in einer Dorfschule in Ruanda auf dem iPad den Blog von Mädchen für Mädchen.

Köln – Eine eigene Ziege. Für ein armes Mädchen aus Ruanda kann das der Schlüssel zu einem besseren Leben sein. Genau deshalb vergibt der Kölner Verein Intombi sogenannte "Ziegen-Stipendien". Bereits 430 Mädchen in der Kleinstadt Mubuga in Ruanda haben inzwischen ein solches Stipendium. 270 weitere werden in diesem Jahr folgen.

"Die Mädchen bekommen von uns nicht nur die Ziege, sondern auch eine Schulung durch einen Veterinär, Workshops und Geld für den Unterhalt", erklärt Vereinsgründerin und -vorsitzende Alexandra Potratz. 72 Euro kostet eine Ziege inklusive "Pflegepauschale". Spender sind Einzelpersonen und Stiftungen. Für die neuen Ziegenbesitzerin verbessert sich ihre Situation spürbar: Sie kann den Dung verkaufen, ihre Ziege decken lassen und sich langsam eine kleine eigene Herde schaffen. Die Verteilung der Spenden in Mubuga übernimmt die dortige Pfarrgemeinde, mit der der Kölner Verein kooperiert.

"Durch die Ziegen und die Workshops verbessern die Mädchen ihre Versorgungssituation, eignen sich neue Kompetenzen an und stärken ihr Selbstbewusstsein", sagt Alexandra Potratz. Mit diesen konkreten Schritten nähert sie sich dem Ziel, das sie sich mit ihrem Verein gesteckt hat:"Mädchen sollen ihre Potenziale ausschöpfen. Die Vision ist, es Mädchen zu ermöglichen, die Welt zu verändern."

Begonnen hat das Engagement der heute 33-jährigen Vereinsgründerin 2007 durch ein Praktikum in einem Heim für Mädchen in Kapstadt. "Das Praktikum war während meines Studiums der sozialen Arbeit und des sozialen Managements", erzählt die gebürtige Hürtherin. "Mich hat es sehr berührt, welche Geschichten die Mädchen hatten mit Gewalterfahrung, HIV oder Armut und wie sie trotz allem, was sie erlebt hatten, motiviert waren." Parallelen zu den Mädchen im Hürther Jugendzentrum fielen Alexandra Protratz auf. "Für mich stand dann fest, dass ich einen Verein von Mädchen für Mädchen gründen wollte." Über das Netzwerk "StudiVZ" suchte die umtriebige Studentin Mitstreiterinnen, gründete einen Verein, nannte ihn Intombi - was in der südafrikanischen Sprache Xhosa das Wort für Mädchen ist - und schreibt seitdem Erfolgsgeschichte.

Inzwischen gibt es Mädchengruppen in Köln, Südafrika und Ruanda. Im Mediapark hat der Verein als soziales Startup ein Zuhause gefunden, seit Ende vergangenen Jahres arbeitet die Vereinsvorsitzende mit einer Projektförderung durch eine Stiftung hauptamtlich für Intombi. Nebenher promoviert Alexandra Potratz über Entwicklungszusammenarbeit in der sozialen Arbeit.

"Mir macht es viel Spaß, etwas zu gestalten", sagt sie, nachdem sie gerade wieder von ihrem dritten Besuch in Ruanda zurück gekehrt ist. Dort hat sie Schulen und Mädchengruppen besucht, nach den Ziegenbesitzerinnen geschaut und Mädchen dazu motiviert, beim neuen Blog von Intombi mitzumachen. Bei diesem Blog tauschen sich Mädchen und junge Frauen aus. Sie stärken sich gegenseitig und lernen viel über andere Kulturen. Auf der Homepage und bei Instagram sind auch Fotos der Mädchen aus Ruanda zu sehen. Gemacht hat sie der bekannte Fotograf André Josselin. "Wir kennen uns noch aus der Grundschule", sagt Alexandra Potratz. Als der ehemalige Schulfreund, der inzwischen mehr als 150 000 Follower bei Instagram hat, ihr anbot, "Fotos für den guten Zweck" zu machen, zögerte sie nicht lange. "Wir sind ja ein kleiner Verein und flexibel." Auf ging es nach Ruanda. "Die Fotos zeigen die Mädchen mit Stärke, Zuversicht, Würde und Lebensfreude", freut sich Alexandra Potratz. Also genau mit dem, was Intombi stärken möchte.

Der Verein

intombi e.V. unterstützt seit November 2009 Mädchen und junge Frauen. Dabei setzt der Verein auf die Vermittlung von Selbstbewusstsein und das Kennenlernen anderer Kulturen.

Spender können außer durch ein Ziegen-Stipendium auch mit einem monatlichen Beitrag von sechs Euro die Arbeit kontinuierlich unterstützen. Einblicke in die Welt von Mädchen und jungen Frauen gibt es im Blog #girlsforgirls.

www.intombi.de

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