Kölner Wohnungsbau bricht einNur 2175 neue Wohnungen im vergangenen Jahr

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Wohnungsbau Symbolbild

Bei den Neubauten treiben die Baukosten die Preise weiter kräftig an (Symbolbild).

Köln – 6000 neue Wohnungen braucht Köln mittelfristig jedes Jahr, um den Bedarf der wachsenden Stadt zu decken. Diese Zahl nennt das 2017 gegründete Kölner Wohnbündnis, wenn es um die Wohnungsnot geht. Erreicht wurde dieses Ziel bislang nie, doch 2018 wurde er immerhin zu zwei Dritteln geschafft: 3923 Wohnungen wurden fertig, 1785 mehr als ein Jahr zuvor. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprach deshalb im Mai 2019 bereits von einer Trendwende, doch die ist nicht in Sicht.

Nur 2175 Wohnungen wurden im vorigen Jahr in Köln fertiggestellt (siehe Grafik) – 1748 weniger als im Jahr 2018 (minus 45 Prozent) und der zweitschlechteste Wert seit zehn Jahren. Nur 2017 lag die Zahl der neuen Wohnungen mit 2138 noch niedriger.

Als Erklärung für den dramatischen Einbruch führt die Stadtverwaltung zahlreiche Gründe an. Einer davon ist die hohe Auslastung der Bauwirtschaft in Köln – laut IT.NRW nahm der Auftragseingang im Baugewerbe von 2018 auf 2019 um 79 Prozent zu. Sie könne ein Grund sein, warum bereits genehmigte Wohnungen nicht schneller gebaut werden. So seien von den bis Ende 2018 genehmigten Bauanträgen für Wohnungen im vorigen Jahr nur rund ein Drittel tatsächlich umgesetzt worden. Wann und wie gebaut werde, liege allein in der Verantwortung der Bauträger, betont die Stadt.

Doch auch die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ging 2019 deutlich zurück – von 3047 im Vorjahr auf 2715 (minus 11 Prozent). Eine der Gründe dafür liegt in der weiterhin großen Personalnot im Bauaufsichtsamt. Anfang 2020 hatten dort Mitarbeiter Überlastungsanzeigen gestellt und sich in einem anonymen Schreiben über massive Arbeitsüberlastung beschwert. Baudezernent Markus Greitemann startete danach eine Sonderaktion, bei der die Mitarbeiter zwei Wochen nicht ans Telefon gingen, um in Ruhe Rückstände abzuarbeiten. Mit Erfolg, wie Greitemann am Donnerstag betonte: Der Rückstand von 2000 Bauanträgen sei im vergangenen halben Jahr auf rund 1200 reduziert worden.

Trotz der Hiobsbotschaft von nur 2175 neuen Wohnungen im vorigen Jahr gab sich Greitemann optimistisch. 2019 seien Bauanträge für 4160 Wohnungen gestellt worden, die man bereits alle bearbeite. Zudem gebe es einen hohen Überhang von genehmigten, aber noch nicht fertigen Wohneinheiten, nämlich 7236. Davon seien aktuell rund 4500 bereits im Bau oder im Rohbau fertig. „Angesichts der vielen genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen gehen wir davon aus, dass im laufenden Jahr deutlich mehr Wohnungen fertiggestellt werden als 2019 – wobei derzeit noch unklar ist, wie stark sich die Corona-Pandemie auf die Bautätigkeit auswirken wird“, so Greitemann. Er wünsche sich „mehr Bauanträge“, betonte der Baudezernent. Die wolle die Stadt künftig schneller bearbeiten. „Wir müssen die Prozesse in den Baugenehmigungsverfahren verschlanken.“ Vieles, wie die elektronische Bauakte, sei bereits digitalisiert, im März 2021 gehe eine neue Software für Baugenehmigungsverfahren an den Start.

Einen Lichtblick gab es 2019 immerhin bei den öffentlich geförderten Mietwohnungen. Mit 1139 Förderzusagen konnte die Stadt ihren selbstgesetzten Zielwert von 1000 übertreffen.

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