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Kölns VerkehrsdezernentinAndrea Blome fordert 15 Kilometer U-Bahn für Köln

Lesezeit 5 Minuten
Andrea Blome

Kölns Verkehrsdezernentin Andrea Blome.

  • Wie die Verkehrswende in Köln umgesetzt werden soll, ist noch unklar.
  • Pläne gibt es genug: Vom Tunnelausbau bis zu Wasserbussen und Seilbahnen.
  • Wir haben mit Kölns Verkehrsdezernentin Andrea Blome gesprochen.

Köln – Die Kölner Verkehrsdezernentin Andrea Blome fordert mehr U-Bahntunnel für Köln. „Wir brauchen in dieser Stadt endlich einen großen Wurf“, sagt sie im Gespräch mit der Rundschau.  Weniger Autoverkehr sei letztlich nur möglich, wenn die Stadtbahn ertüchtigt werde. Die Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe könnten  aber nur dann optimal leistungsfähig sein, wenn sie vor allem unterirdisch verkehren. Blome spricht in diesem Zusammenhang von bis zu 15 Kilometer zusätzlicher Tunnelröhre.

Als weiteres zukunftsträchtiges ÖPNV-Projekt nennt Kölns Verkehrsdezernentin eine geschlossene Ringbahn mit Querung unter dem Rhein. Busse seien nur eine Zwischen- und Behelfslösung, weil sie weder  die nötige Leistungsfähigkeit hätten noch die ausreichende Akzeptanz, um mehr Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen.

Wie soll all das in Köln umgesetzt werden und was sind die Eckpfeiler der künftigen Verkehrspolitik? Verkehrsdezernentin Andrea Blome zu den Perspektiven im Rundschaugespräch.

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Braucht Köln einen Masterplan Verkehr?

Blome: Es mangelt in Köln nicht an Konzepten. Denken Sie an KölnMobil2025, unsere ÖPNV-Roadmap, den Green City Masterplan oder auch den Luftreinhalteplan. Ich bin nach Köln gekommen, um Dinge umzusetzen. Wir wissen doch, wo es hingehen muss mit der Verkehrswende. Das ist doch für alle sonnenklar: Die klimaneutrale Stadt. Für das Umsetzen gibt es eine klare Dezernatsstrategie. Richtschnur sind für mich dabei auch die Ergebnisse aus den Bürgerbeteiligungen. Unabhängig vom einzelnen Projekt wollen alle eine Verkehrsberuhigung: weniger Verkehr, weniger Fahrspuren, mehr Gehwege und vernünftige Radanlagen. Von außen mag es so aussehen, als würden wir hier mal und dort mal an einzelnen Maßnahmen arbeiten. Der Eindruck entsteht schnell in einer so großen Stadt. Aber jede einzelne Maßnahme richten wir an den grundlegenden Zielen Klimaneutralität und Verkehrsberuhigung aus: Wie stärke ich den Umweltverbund, wie animiere ich zum Umsteigen?

Alle freilaufenden Rechtsabbieger weg?

Wir haben eine Unzahl von freilaufenden Rechtsabbiegern: Rund 480. Ich habe selten eine Stadt gesehen, die so viele freilaufende Rechtsabbieger hat wie Köln. Das ist ein Millionenaufwand, das alles umzubauen, eine Riesenaufgabe. In 2019 wurden sieben freilaufende Rechtsabbieger als Sofortmaßnahme entfernt. Nun schauen wir, welche mittel- und langfristig noch folgen sollen. Sie stammen noch aus Zeiten der autogerechten Stadt. Heute passen sie aber nicht mehr in unsere Verkehrswelt.

Wann kommt Tempo 30 innerhalb der Ringe?

Wir müssen schauen was geht, weil eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer pauschal für einen so großen Bereich nach der Straßenverkehrsordnung eigentlich gar nicht möglich ist. Es kann beispielsweise aus Lärmschutzgründen abschnittsweise eingeführt werden, oder auch vor Kindergärten. Wir haben es unter anderem auf den Ringen schon eingeführt. Was ich dabei interessant finde, ist der Perspektivwechsel: Ich sage, jetzt gilt erst einmal überall zwischen Ringen und Rhein Tempo 30 und dann schaue ich, welche Hauptachsen haben so eine Bedeutung, dass der Verkehr da weiterhin mit Tempo 50 fließen muss. Es ist aus meiner Sicht eine gute Maßnahme gegen die zunehmende Aggressivität im Straßenverkehr.

Wie muss sich der ÖPNV entwickeln?

Wir haben ungefähr 28 Kilometer U-Bahn-Tunnel in Köln. Wenn wir weniger Individualverkehr wollen, müssen wir den ÖPNV stärken. Nochmals 15 Kilometer U-Bahn bauen, das wäre der richtige Ansatz, das bring Leistung. Busse können immer nur eine Übergangslösung sein. Die Attraktivität einer Schiene kann ein Bus nicht erreichen. Wir brauchen einen großen Wurf, beispielsweise eine geschlossene Stadtbahn-Ringlinie über den Rhein. Mein großes Vorbild ist Hamburg. Dort werden gerade 25 Kilometer U-Bahn-Tunnel geplant. Köln muss deutlich größer denken. Wollen wir im Verkehr nicht versinken, müssen wir in allen Bereichen des Umweltverbundes richtig klotzen. Und dafür ist jetzt eine gute Zeit, denn es gibt sehr viel Geld für die Mobilität. Der Bund schnürt Förderpakete mit Milliardenbeträgen. Das Land gibt Millionen. Ich höre immer das Gegenargument, Tunnel- und Stadtbahnbau dauern doch viel zu lange. Ja, aber wer nicht anfängt kann auch nicht fertig werden. Wäre vor 15 Jahren schonmal angefangen worden, wären wir heute schon ein entscheidendes Stück weiter.

Braucht es den Tunnel auf der Ost-West-Achse?

Wir sind bei dem möglichen Tunnel für die Ost-West-Achse sehr gut aufgestellt. Wir sind jetzt dabei, eine Planung zu vergeben. Dann werden wird die Vorplanungen dem Rat zur Entscheidung vorlegen. Sollte der Rat letztlich beschließen, wir wollen den Tunnel nicht, wir wollen die Oberflächenertüchtigung, dann machen wir eben oberirdisch weiter. Hauptsache wir machen diese Achse leistungsfähiger. Wichtig ist vor allem, dass es da weiter geht.

Tunnel

28 Kilometer Tunnelstrecke hat das Netz der Kölner Verkehrs-Betriebe zurzeit. Als Erweiterung wird bisher nur ein weiterer Tunnelabschnitt auf der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Aachener Straße diskutiert. Für ihn gibt es aber zurzeit keine Ratsmehrheit. Das gesamte Streckennetz  der KVB misst  194,8 Kilometer.

Kommen noch Diesel-Fahrverbote?

Die neuesten Messungen zeigen für mich, dass wir die Luftschadstoffwerte im Griff haben. Ich gehe im Moment nicht mehr von einem Fahrverbot für Dieselfahrzeuge auf einzelnen Strecken aus.

Hohenzollernbrücke: Ist der Anbau möglich?

Auf jeden Fall braucht es auf der Hohenzollernbrücke mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger. Aber es muss dazu jetzt erst einmal vernünftige Entwürfe geben. Dann muss die Frage beantwortet werden, wie eine solcher Brückenbau landseitig angebunden wird. Die einst vorgeschlagene provisorische Rampe vom Breslauer Platz auf die westliche Seite der Hohenzollernbrücke hat sich jedenfalls als ein Unding herausgestellt. Die kann keine Anforderung erfüllen: Weder ist sie mit dem Denkmalschutz vereinbar, noch kann sie vernünftig über die Straße geführt werden und schon gar nicht ist sie filigran auszuführen. Da habe ich die Notbremse gezogen. Wir planen jetzt eine dauerhafte Lösung.

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Sind Seilbahnen und Wasserbusse sinnvoll?

Ich sehe die Idee einer Seilbahn zwischen dem Breslauer Platz und dem Bahnhof Deutz skeptisch. Da gibt es aus meiner Sicht gar kein zusätzliches Verkehrsbedürfnis. Es bestehen schon Bahnverbindungen, zu Fuß ist die Strecke in zehn Minuten zurückzulegen. Und dann würde eine solche Seilbahn auch noch viel Geld kosten. Dann schon besser vom Breslauer Platz zum Deutzer Hafen – das ginge. Bei den Wasserbussen werden wir gemeinsam mit den Nachbarkommunen am Rhein in Kürze eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Aber da glaube ich, dass das gut funktionieren kann. Sehr gut vorstellbar wäre etwa eine Kombination mit einem Radschnellweg zu Land. Das ist meines Erachtens alle Mühen wert.

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