KommunalwahlChristiane Martin gewinnt Spitzenduell bei Kölner Grünen

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Christiane Martin nach ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin.

Köln – Die Kölner Grünen ziehen mit der Ehrenfelder Bezirkspolitikerin Christiane Martin (53) als Spitzenkandidatin in die Kommunalwahl. Bei einer Kreismitgliederversammlung im Theater am Tanzbrunnen setzte sich Martin am Samstag in einer Kampfabstimmung klar gegen Brigitta von Bülow (61) durch, die Fraktionschefin der Grünen im Stadtrat. 183 von 287 anwesenden Parteimitgliedern (63,8 Prozent) wählten Martin auf Platz 1 der Reserveliste für den Rat. Von Bülow bekam 93 Stimmen (32,4 Prozent). Das Votum der Basis gilt als mögliche Vorentscheidung über den Vorsitz der nächsten Grünen-Fraktion.

„Ich mache euch ein Angebot des frischen Winds und des Aufbruchs“, betonte Martin in ihrer Bewerbungsrede. Bereits Mitte Dezember hatte sie ihre Kandidatur erklärt und ihre Ambitionen auf die Fraktionsführung deutlich gemacht. Am Samstag sagte sie, die Entscheidung über den Vorsitz sei Sache der neuen Fraktion. Sie wolle sich für eine Mobilitätswende, konsequenten Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit einsetzen, sagte Martin: „Die Autos müssen raus aus der Stadt.“ Sie forderte breitere Radwege und eine Straßenbahn auf der Inneren Kanalstraße, die sie auf zwei Autospuren reduzieren will. Das sei ambitioniert, so Martin. „Aber ohne Ambitionen werden wir diese Stadt nicht nachhaltig verändern.“ Sie forderte die Basis auf: „Lasst uns kämpfen für das beste Wahlergebnis, das wir je hatten!“

Christiane Martin verspricht frischen Wind

Brigitta von Bülow verwies auf eine erfolgreiche Arbeit im Stadtrat. Mit ihr sei die Fraktion 2019 „noch einmal wirklich durchgestartet. Köln ist deutlich grüner geworden.“ Sie scheue keine konfliktreichen Verhandlungen mit dem Bündnispartner CDU und engagiere sich seit langem gegen Rassismus und rechte Hetze. Nach der Wahl sagte sie: „Ich habe die Fraktion aus den Krisen von 2018 und 2019 zu neuen Erfolgen geführt. Da enttäuscht mich das Ergebnis.

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Aber jedes politische Amt ist ein Amt auf Zeit.“ Bei der Abstimmung um Platz 3 trat von Bülow erneut an. Es brauchte drei Wahlgänge, bis sie sich mit 52,2 Prozent gegen Ratsfrau Sabine Pakulat (60) durchsetzen konnte. Zuvor war der hauptamtliche Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer (32) ohne Gegenkandidat mit 89,3 Prozent Zustimmung auf Platz 2 gewählt worden.

Beim Kampf um Listenplatz 4 forderte die Schatzmeisterin des Kreisverbands, Sandra Schneeloch (39), den grünen Bürgermeister Andreas Wolter (55) heraus. Für ihre mitreißende Rede bekam sie starken Beifall – und siegte im ersten Wahlgang klar mit 59,6 Prozent der Stimmen. Für Wolter war es der Anfang vom Ende – er fiel bei allen weiteren Versuchen durch und bekam überhaupt keinen Platz auf der Ratsliste. Zuletzt hatte er es auf Platz 24 versucht, danach gab er entnervt auf. Er wolle sich jetzt um eine Direktkandidatur in einem Wahlkreis im Stadtbezirk Lindenthal bewerben, wo er auch wohnt, sagte Wolter der Rundschau. Dass er bei der Listenaufstellung scheiterte, „ärgert mich, aber ich werfe die Flinte nicht ins Korn“. Er wolle versuchen, einen Wahlkreis in Lindenthal direkt zu gewinnen. Wolter hatte zuvor einen Wahlkreis in der Innenstadt, den er seit 2004 dreimal direkt gewann.

Auf Platz 5 setzte sich Ratsfrau Marion Heuser (60) gegen drei Konkurrentinnen durch – bei den Grünen dürfen auf ungeraden Listenplätzen nur Frauen kandidieren. Platz 6 holte Ratsherr Manfred Richter (50). Die Plätze 7 und 8 gingen an zwei Newcomer: Anwältin Derya Karadag (35), die den Saal mit ihrer Rede im Sturm eroberte, und Bezirksvertreter Daniel Bauer-Dahm (41).

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Auf die Plätze 9 bis 11 wurden die Ratsmitglieder Sabine Pakulat, Hans Schwanitz (42) und Ulrike Kessing (55) gewählt. Platz 12 bekam Lars Wahlen (23) von der Grünen Jugend, Platz 13 Ratsfrau Ursula Schlömer (61), und Platz 14 ging an Bezirksvertreter Robert Schallehn (41). Der langjährige Ratsherr Jörg Frank (64) trat nicht mehr an. Das zweitägige Treffen fand unter strengen Hygieneauflagen statt. 2014 zogen 12 Grüne über die Liste in den Rat ein, sechs Grüne gewannen Direktmandate.

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