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Kritik von zwei SeitenContainer am Bahnhof für die Bundespolizei sind im Aufbau

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Am Breslauer Platz sollen Container für die Bundespolizei hinkommen.

  • Das für die Bundespolizei so wichtige neue Containerdorf nimmt nun Formen an.
  • Schon am heutigen Donnerstag sollen alle 29 Exemplare zweilagig stehen.
  • Laut Architekten und der Politik eine „Bankrotterklärung in Sachen Stadtgestaltung“.

Köln – „Nichts hält länger in Köln als ein Provisorium“, heißt es in Köln häufig – unter anderem, wenn es um das Musical  Dome am Hauptbahnhof geht. Einst sollte es nur wenige Jahre als Ausweichspielstätte dienen, geht mittlerweile aber in sein 23. Jahr. Beim aktuellen Blick auf den Breslauer Platz ist aus städteplanerischer Sicht nur zu hoffen, dass dieser geflügelte Satz nicht erneut zutrifft.

Architektenchef kritisiert die Pläne der Bundespolizei

Das für die Bundespolizei so wichtige neue Containerdorf nimmt nun Formen an. Am Mittwochmorgen haben Bauarbeiter die ersten Container aufgestellt, schon am heutigen  Donnerstag sollen alle 29 Exemplare zweilagig stehen.  Schon im Vorfeld hatte es massive Kritik an dem Bauklotz gegeben, er ist zwischen fünf und sechs Meter hoch. Der Kölner Ableger des Bundes Deutscher Architekten nannte das Vorhaben eine Bankrotterklärung in Sachen Stadtgestaltung. 

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Baudezernent Markus Greitemann sagte der Rundschau: „Schön ist das nicht, aber es gibt eine Genehmigung, und die Sicherheit vor dem Hauptbahnhof soll erhöht werden. Das verstehe ich.“ Er bezeichnete die aktuelle Unterbringung als nicht adäquat.  Greitemann sagte zum Containerdorf: „Wir werden darauf achten, dass es nur temporär bleibt.“   Niklas Kienitz (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, sagte auch: „Schön ist anders.“    

„Das Schönste an den Containern ist der Blick auf den Dom“

Spätestens seit ein Randalierer die kleine Wache im Hauptbahnhof  im Mai 2017 unter Wasser gesetzt hatte, war die Raumsituation bei der Bundespolizei sehr angespannt. Die Beamten zogen in schmucklose  Container am Nebeneingang des Bahnhofsvorplatzes.  „Das Schönste an den Containern ist der Blick auf den Dom“, wird in den Räumen gescherzt. Nun sollen die Bundespolizisten in dem umstrittenen Containerdorf zusammengeführt werden. „Täglich gehen im Hauptbahnhof 230 000 Reisende aus und ein“, sagte die Sprecherin der Bundespolizei, Martina Dressler. Die Behörde benötige vernünftige Arbeitsbedingungen direkt  an dem Verkehrsknotenpunkt und  nicht an verschiedenen Orten.

Kommentar: Schandfleck ohne Ende

Die Bahnhofsgegend ist oft das erste, was Menschen sehen, wenn sie  in eine Stadt kommen. Gerade für eine Touristenmetropole wie Köln sollte es daher selbstverständlich, sie zur Visitenkarte zu machen. Der Breslauer Platz präsentiert sich hingegen seit Jahren als Schandfleck. Daran haben weder die einer Feldherrnhalle ähnelnden Zugänge zur U-Bahn noch der Brunnen etwas geändert. Und zum Musical Dome hin sieht es aus wie Kraut und Rüben. Zum tristen Busbahnhof gesellen sich nun noch die 29 Behälter der Bundespolizei.

Niemand kann daran zweifeln, dass rund um einen Bahnhof  für Sicherheit gesorgt werden muss. Und sicher war  Pech im Spiel, als die Wache im Bahnhof überflutet wurde.  Dass es  sich bei dem Containerdorf nur um ein Provisorium handelt, mag man indes kaum glauben. Denn die Container vor dem Bahnhof bleiben ja jetzt plötzlich trotzdem stehen. Stadtgestaltung ist am Breslauer Platz jedenfalls vorerst nicht in Sicht.

Bis das Containerdorf allerdings benutzt werden kann, dauert es noch etwas. Die Bundespolizei werde nicht vor Ende Januar 2020 vom Breslauer Platz aus Taschendiebe oder Randalierer jagen. „Die zuständigen Firmen benötigen etwa zehn Wochen für den gesamten Einbau. Es sind aufwendige Arbeiten“, ergänzte die Sprecherin.

35 Container für die Bundespolizei

Das Thema Zeitplan ist eines der großen Fragezeichen. Das große Ziel der Bundespolizist ist es, in der  Zukunft in die große Buchhandlung Ludwig einzuziehen.  Die Buchhandlung kann die Räume wie berichtet  noch bis Herbst 2020 nutzen, später zieht sie innerhalb des Bahnhofs in das jetzige McCafé.  Für das Provisorium gibt es von der Stadt eine Genehmigung bis zum 30. Juni 2021, sie könnte wohl noch für ein Jahr verlängert werden. Eine der Fragen ist: Wie lange dauert der Umbau der Buchhandlung Ludwig? Wird das Provisorium auf dem Breslauer Platz länger stehen bleiben als geplant ? 

Doch nicht nur das Containerdorf könnte länger bleiben –  für die sechs Container am Nebeneingang des Bahnhofsvorplatz gibt es schon jetzt eine Verlängerung. Sie  bleiben also – obwohl auf der anderen Seite gerade neue Container aufgestapelt werden. Rund um den Hauptbahnhof gibt es dann 35 Container für die Bundespolizei.  „Für Großeinsätze und als Anlaufstelle für die Bürger bleiben die Container erst einmal stehen“, sagte  Sprecherin Martina Dressler. Es sei wichtig,  bei Großeinsätzen auch an der Vorderseite des Bahnhofes präsent zu sein. Wie lange  die Container dort bleiben, sei  noch nicht geklärt. Für viele Pendler  ist das ein zusätzliches Ärgernis – eigentlich sollten dort Fahrradstellplätze eingerichtet werden.

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