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Kult um ein KüchengerätErste „Mixx-Messe“ in Köln begeistert Besucher

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Von gesunkener Nachfrage war bei der „Mixx-Messe” in Köln nichts zu spüren.

  • Die Thermomix-Nachfrage ist gesunken. Hersteller Vorwerk beendet sogar die Produktion am Stammsitz in Wuppertal.
  • Doch von all dem war auf der ersten „Mixx-Messe” in Köln gar nichts zu spüren.
  • Zum ersten Mal hatten Thermomix-Fans die Möglichkeit, die neuesten Produkte zu bestaunen, neue Rezepte kennenzulernen und sogar Sterneköchen über die Schulter zu gucken.

Köln – An ein Durchkommen ist kaum zu denken. Am Eingang versuchen Frauen sich zum Bücherstand vorzukämpfen, ein paar Meter weiter boxt sich eine Besucherin am Backstand ihren Weg nach vorne. „Das ist wie die Raubtierfütterung“, sagt Holger Bauer.

Mit seiner Firma Trio-parat ist er auf der ersten „Mixx-Messe“ in Köln vertreten, die sich um die Küchenmaschine Thermomix dreht. Rund 2000 Besucher sind an diesem Samstag ins „Dock One“ gekommen, doch scheint es, als hätten die Veranstalter auch eine größere Halle füllen können.

Menschentrauben und lange Schlangen

Zum ersten Mal haben Thermomix-Fans die Möglichkeit, die neuesten Produkte rund um ihre Lieblingsküchenmaschine zu bestaunen, neue Rezepte kennenzulernen und sogar den Sterneköchen beim Kochen über die Schulter zu gucken. Was genau die 25 Aussteller verkaufen, ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen – vor den Ständen bilden sich Trauben von Menschen, die die Sicht versperren. Und mitten in der Halle taucht plötzlich noch eine Menschenschlange auf, deren Ende außer Sichtweite ist.

Die Besucher warten geduldig mit einem Buch in der Hand, als stünden sie für eine Signierung durch den neuen Literaturnobelpreisträger an. Immerhin führt die Schlange zu den Bestseller-Autorinnen und Bloggerinnen Manuela und Joëlle Herzfeld. Mutter und Tochter aus Düsseldorf verkaufen auf der Messe ihr neues Kochbuch „Family and Friends“: „Ich habe eine Stunde angestanden für eine Unterschrift“, berichtet Martina Plewka aus Aachen.

Der Erfolg lässt sich auch an Zahlen festhalten: 25 000 Exemplare wurden innerhalb rund einer Woche nach der Herausgabe verkauft. „Die erste Auflage ist bereits ausverkauft“, sagt Antje-Friederike Heel von der Edition Lempertz aus Königswinter. 1,1 Tonnen Bücher transportierte sie mit ihrem Verlag am Morgen nach Köln – allesamt mit Rezepten für den Thermomix. „Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen“, berichtet Lempertz, die beim Verkauf keine freie Minute hat.

Einbruch des Absatzes nicht bemerkbar

Auch wenn der Absatz zuletzt einbrach und der Hersteller Vorwerk das Ende der Thermomix-Produktion am Stammsitz Wuppertal verkündet hat – in Köln scheint die Begeisterung für die Maschine an diesem Samstag alles andere als vorbei zu sein.

Auch die Verkäufer sind zufrieden: „Bis jetzt sind unsere Verkaufszahlen gleichbleibend“, erklärt Bauer, der mit Trio-parat Zubehör für den Thermomix verkauft. Für ihn seien die zurückgehenden Verkaufszahlen des Thermomix nicht zu spüren. Seine Halter, Bürsten und Silikondeckel würden sich insbesondere auf der Messe „sehr gut“ verkaufen.

Neben dem Zubehör kaufen Besucher Gewürze und Backformen. Aber auch „Gin de Cologne“, Wein und Schmuck stehen zur Auswahl. „Wir wollten uns nicht ausschließlich auf das Küchengerät beschränken“, so Franz-Christoph Heel, Verleger der ersten Thermomix-Zeitschrift „Mixx“, die die Messe auch organisiert hat. Er glaubt, dass insbesondere das Internet den Hype um den Thermomix anheize: „Die Fans kommunizieren über die sozialen Netzwerke, tauschen sich aus und teilen ihre Erfahrungen. Dadurch entsteht eine eigene Welt.“

Leidenschaft immer noch am wichtigsten

Über ein neues Ofenmodell würden sich Kochfans nicht austauschen. So sei eine ganze Community aus Profis, Hobbyköchen und Anfängern entstanden. Durch das „guided cooking“ könne auch ein unerfahrener Koch tolle Gerichte zaubern. „Und der Thermomix ist mittlerweile in jeder Kochshow zu sehen“, sagt Heel.

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So veröffentlichte Fernsehkoch Kolja Kleeberg ein Buch mit Rezepten für den Thermomix. „Die Kombination von Mixen und Wärmen ist toll“, sagt Kleeberg. Es sei, als hätte man immer eine kleine Küche oder eine zweite Person dabei. Doch die Leidenschaft sei immer noch das wichtigste beim Kochen – ohne diese könne auch ein Thermomix nicht helfen.

Schon muss Kleeberg weiter zu seinem Workshop, um neue Rezepte vorzustellen. Der Weg in die Küche dauert etwas länger. Schließlich muss er noch öfter für ein Foto mit seinen Fans posieren, die aufgeregt warten, um ein paar Worte mit ihrem Idol auszutauschen.

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