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Kunst aus HaarnadelnDer Kölner Künstler Walter Bruno Brix macht vielfältige Objekte

Lesezeit 3 Minuten
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Neues Leben für alte Haarklammern: Walter Bruno Brix mit dem Bobby-Pin-Jacket.

  • Seit rund zehn Jahren sammelt Walter Bruno Brix Haarnadeln.
  • Der Kölner Künstler stellt daraus vielfältige Objekte her.
  • Wir haben ihn besucht.

Köln – „Das ist ein Prachtstück“, sagt Walter Bruno Brix und deutet auf eine Haarnadel mit dunkelroten Strasssteinen. Das Exemplar sticht eindeutig heraus aus den unzähligen Fundstücken am Bobby-Pin-Jacket. Das Kunstobjekt – eine weiß gesprühte Lederjacke – ist über und über mit Haarnadeln verziert. Wie ein obskurer Strichcode wirken sie. Seit rund zehn Jahren sammelt Walter Bruno Brix Haarnadeln.

„Wo ich stehe oder gehe, halte ich nach ihnen Ausschau“, sagt der 55-Jährige. Selbst im dichtesten Verkehr in Paris bückt er sich und stößt ein glückseliges „Haarnadel!“ aus, wenn er ein Exemplar entdeckt. Pures Finderglück durchflutet ihn dann. Dabei ist völlig unerheblich, wie ramponiert oder auch unansehnlich eine Nadel sein mag. Brix ehrt sie alle. „Es ist, als hätten die Frauen die Nadeln für mich abgeworfen“, sagt er. Schmetterlinge, Perlen, Steine schmücken manche Stücke.

Brix liebt das Prinzip Objet trouvé

Als er vor gut zehn Jahren seine erste Nadel aufhob, wusste Brix noch nicht, was aus ihnen werden sollte. Sie kamen in eines seiner zahlreichen Kästchen und Döschen. Denn Brix, Textil- und Objektkünstler, dessen Werke bereits auf zahlreichen Ausstellungen zu sehen waren, liebt das Prinzip Objet trouvé, also vorgefundene Alltagsgegenstände in Kunstwerke zu integrieren.

„Ich mag es, dass das Objekt schon ein Leben vor der Begegnung mit mir hatte“, sagt Brix. Wenn er auf einen Fund trifft, dann ähnelt das für ihn fast einer menschlichen Begegnung. Ein Rest des ursprünglichen Besitzers scheint noch im Objekt verhaftet. „In Japan glaubt man, dass ein Stück der Seele in einem getragenen Kleidungsstück hängenbleibt.“

Faszination für die japanische Kultur

Dass Brix das weiß, liegt an seiner engen Beziehung zu Japan. Schon als kleiner Junge in seinem unterfränkischen Heimatdorf erfasste ihn eine unerklärliche Faszination. Mit 14 machte er Ikebana, die japanische Kunst des Blumenarrangierens. Mit 16 begann er, Japanisch zu erlernen. Nach der Schule ging es ins Traumland. Brix studierte dort an der kaiserlichen Manufaktur, er erlernte Papiermachen und studierte Weberei und Färberei.

Sticken und Nähen gehören für Brix zu seinem Arbeitsstil bei seinen Kunstwerken. „Ich konnte nähen bevor ich sprechen konnte“, formuliert der Unterfranke überspitzt. Die Großmutter besaß den Textilladen im Dorf, die Familie wohnte zusammen. Stoffe in all ihrer Vielfalt waren Brix ein Begleiter von Kindesbeinen an. Derzeit sind einige seiner Arbeiten im Bonner August Macke Haus bei der Ausstellung „Mit Strich und Faden“ vertreten.

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Das Haarnadel-Werk ist einerseits nicht repräsentativ für seine Arbeiten. Andererseits bedient es sich aber eines Prinzips, das Walter Bruno Brix sehr schätzt: des Sammelns. Mit dem Projekt „Elftausend für Ursula“ führt er dieses Prinzip weiter. Bei dem Projekt sammeln Frauen Stoff-Taschentücher, die sie signieren. „Jedes Taschentuch ist stellvertretend für eine Frau“, erklärt der Künstler. Mehrere Tausend hat er bereits. Jeweils Tausend sind fein säuberlich in einem Koffer verpackt. Wenn er 11000 hat, will Brix das Kunstwerk an St. Ursula spenden.

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