Kunst im NS-Dok in KölnBäume mit den Gesichtern der Toten ausgestellt

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Birkenstämme stehen für ermordete Zwangsarbeiter im Gremberger Wäldchen. 

Birkenstämme stehen für ermordete Zwangsarbeiter im Gremberger Wäldchen. 

Köln – Der Krieg hatte in Köln nicht nur ein Ende. „Es war eine Tragödie, dass es nach der Befreiung von Aachen – auch durch die Schlacht im Hürtgenwald – mit Köln noch so lange gedauert hat. Erst wurde das linke Rheinufer befreit“, sagt Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums am Appellhofplatz.

Kane Kampmann hat auch Briefe für ihr Kunstwerk genutzt.

Kane Kampmann hat auch Briefe für ihr Kunstwerk genutzt.

Dort ist derzeit in einem Kellergewölbe eine Ausstellung zu sehen, die mit ganz neuen Mitteln vor Augen führt, wie noch Wochen und Monate in der Stadt geschossen und gemordet wurde – vor allem rechtsrheinisch. „Ich habe selbst nicht gewusst, was es mit dem bei Sonne betrachtet so schönen Gremberger Wäldchen auf sich hat“, sagt die Künstlerin Kane Kampmann. Sie konzipierte die Installationen aus Licht, Stoff, Medienstationen und ganz wenigen Requisiten für die Ausstellung „Kriegsenden in Köln – Stadt und Menschen zwischen 6. März und 8. Mai 1945“.

Köln in Trümmern projiziert die Installation im Kellergewölbe des NS-Dokumentationszentrums auf weiße Wäsche. 

Köln in Trümmern projiziert die Installation im Kellergewölbe des NS-Dokumentationszentrums auf weiße Wäsche. 

Im Wäldchen befand sich bis zum ersten Sonntag im April 1945 ein Krankenlager für Hunderte Zwangsarbeiter. Mitglieder des Volkssturms zündeten das Stroh unter den Lagerstätten an. Wer nicht verbrannte, wurde erschossen. Kane Kampmann hat Szenen dazu comichaft nachempfunden – nach echten Bildern von Tätern.

Sie hat das Wäldchen im Gewölbe aus jungen Birken nachempfunden und jedem Stamm das Gesicht eines Zwangsarbeiters gegeben. „Ich habe eine Tochter von 14 Jahren, Dora, und eine von 24 Jahren, Maria. Ich weiß, wie schwer es ist, Jugendliche für solch ein Thema zu interessieren. Aber auch bei der 14-Jährigen hat es so geklappt. Sie wollte Bilder, die sie bei mir sah, in den Schulunterricht mitnehmen.“

Weitere Veranstaltungen zum Kriegsende

Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs im globalen Süden, besonders in Afrika, sind Thema einer Veranstaltung der Stadt am 8. Mai in der Piazzetta des Rathauses. Viele Afrikaner kämpften auf Seiten der Alliierten gegen das Deutsche Reich, hatten große Opfer zu beklagen. Gäste sind der Oberbürgermeisterin von Tunis und der äthiopische Premierminister. Im Vorfeld findet zum gleichen Thema am 3. Mai im Filmforum des Museum Ludwig das Film-Event „Ein anderer 8. Mai“ statt.

In der Volkshochschule wird vom 11. Mai bis 14. Juni die Ausstellung „Die Würde des Lebens beschützen. Für eine Welt ohne Atomwaffen“ gezeigt. Organisator ist der „Soka Gakkai International Deutschland e. V.“. Am 7. und 8. Mai wird im Dom das Oratorium „LUX IN TENEBRIS“ von Helge Burggrabe aufgeführt. (fu)

Und so spielt die gesamte Ausstellung, die eigentlich eine große Kunstinstallation ist mit den Sinnen. Wer die Treppe ins Gewölbe hinabsteigt sieht erst weiße Wäsche auf der Leine. An Spitze und Schnitt gleich als alt zu erkennen. Und erst beim zweiten Blick werden die darauf projizierten Kriegsbilder sichtbar: das zerstörte Köln oder ein durch Köln rollendes Kettenfahrzeug. Die Stimme eines Mannes aus Ossendorf tönt aus einem Lautsprecher und berichtet ruhig davon, wie er dem Einmarsch der Amerikaner zuschaut. Gegessen wird sicherheitshalber im Keller. Und wer durch die Schlitze der Leinwand im ersten Gewölbe schreitet, findet sich in einer Lesestube wieder. Der Inhalt der dort ausliegenden Briefe ist nicht so gemütlich wie die beiden Sessel mit Kopfhörern. Die Menschen haben sich damals von den Schicksalen berichtet. Quer durch die Welt, fern von Köln. Der Rhein trennte die Stadt – vor allem zum Kriegsende, und hier als ein Gewölbe mit eigener Installation.

Kriegsenden in Köln bis 24 Mai, Dienstag bis Freitag 10–18 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 11–18 Uhr, Eintritt 4,50 Euro.

kriegsenden.nsdok.de

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