LauflegendeMit 74 Jahren läuft Helmut Urbach 100-Kilometer-Strecke

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Den Streckenrekord beim Königsforst-Marathon hält Helmut Urbach auch heute noch. Fünf Mal hat er ihn gewonnen.

Den Streckenrekord beim Königsforst-Marathon hält Helmut Urbach auch heute noch. Fünf Mal hat er ihn gewonnen.

Köln – Helmut Urbach zählt zurück: „Fünf, vier, drei.“ Er hebt seinen rechten Arm mit der Startpistole. „Zwei, eins.“ Ein Schuss löst sich. Die Teilnehmer des Zehn-Kilometer-Rennens beim 27. Sommerlauf des LSV Porz rund um Gut Leidenhausen gehen auf die Strecke.

Vor ein paar Wochen, da ist Urbach selbst auf die Piste geschickt worden. 100 Kilometer musste der 74-Jährige im schweizerischen Biel runterreißen. Mehr als 18 Stunden hat er dafür gebraucht. „Die meiste Zeit bin ich gewalkt“, sagt er. Acht Stunden davon im Regen. Nicht die Endzeit war entscheidend, sondern das Überqueren der Ziellinie.

Das hat er in Biel zum 33. Mal geschafft. „Man hat mich zum König von Biel gekrönt“, sagt Urbach, der als einziger Teilnehmer schon vor 50 Jahren an dem Lauf teilgenommen hat, den er sieben Mal gewann. 1969 blieb er mit 7:55 Stunden als Erster bei diesem Wettbewerb unter acht Stunden und 1974 mit 6:59:28 als Erster unter sieben Stunden. Noch gut kann sich Urbach an seinen ersten Lauf in Biel erinnern: „In einer Zeitschrift hatte ich davon gelesen.“ Aus einer Bierlaune heraus folgte 1966 die Anmeldung. Auf Anhieb wurde er Vierter. Und da hatte Urbach noch nicht einmal einen Marathon absolviert.

„Laufen bestimmt mein Leben“, sagt er. Mehr als 180 Läufe hat er organisiert, etliche selbst absolviert. „Ich bin bestimmt drei Mal um die Welt gelaufen.“ In einem Jahr brachte er es auf rund 93 Wettkämpfe. Lange Erholungsphasen brauchte er nie. Nach seinem 100-Kilometer-Sieg 1974 in Biel ist er drei Tage später einen Marathon gelaufen, eine Woche später 25-Kilometer.

Zum Laufsport sei er durch Zufall gekommen. Beim Sportfest der Katholischen Jugend auf den Poller Wiesen fehlte ein Läufer für die 3000 und 800 Meter. Er, damals 18, sprang ein und gewann beide Rennen. Das Laufen hatte ihn gepackt und brachte ihn in der Welt herum – Ägypten, Boston, Alaska, Hawaii. 1971 stellte er in Unna mit 6:57:55 Stunden eine inoffizielle Weltbestzeit über 100 Kilometer auf. 1974 lief er in Turin 6:41:12 Stunden über dieselbe Strecke. Platz acht in der deutschen Bestenliste – noch heute. Genauso hält er mit 2:25:46 Stunden immer noch den Streckenrekord beim Königsforst-Marathon, den er fünf Mal gewann.

Während andere Läufer Pläne erstellten und leichte Kost zu sich nahmen, sah Urbach die Sache locker: „Als Training bin ich einfach gelaufen.“ Vor dem Wettkampf gab es dann für ihn auch mal ein Schnitzel. „Fürs Laufen muss man es im Kopf und in den Beinen haben.“ Technischer Schnickschnack sei nur für das eigene Ego gut.

Die vielen Kilometer haben allerdings Spuren hinterlassen. Knie und Füße sind kaputt. Mit Wehwehchen weiß Urbach aber umzugehen: „Wenn ich nicht laufen kann, dann walke ich halt.“ So will er es denn auch in zwei Jahren in Biel machen, wenn der 100-Kilometer-Lauf seinen 60. und er seinen 76. Geburtstag feiert.

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