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Ausstellung „Fußball und Tod“ in KölnTabuthema Tod trifft auf Fußballemotionen

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Bei „Abpfiff - wenn der Fußball Trauer trägt" geht es um die Trauerkultur im Fußball.

Lindenthal – „Am besten wär et, wenn se um mein Grab rumstehen, alle inne Kutten, un wenn se dann noch singen: Steh auf, wenn du ein Schalker bist!“ Rolf Rojek, langjähriger Fanbeauftragter des FC Schalke 04, hat eine ganz konkrete Vorstellung von seiner Beerdigung und fand ebenso ehrliche wie witzige Worte, seine Gedanken Christa Becker während eines ausführlichen Gesprächs zum Thema „Fußball und Tod“ mitzuteilen.

Die Kuratorin der Ausstellung „Abpfiff – wenn der Fußball Trauer trägt“, die bis zum 7. Juli von 14 bis 18 Uhr in der Kapelle St. Maria Magdalena auf dem Melaten-Friedhof nicht nur Fußballanhängern offensteht, hat im Vorfeld viele Dialoge geführt, unabhängig davon, ob ihr ein Vereinsverantwortlicher oder Fan gegenübersaß.

Tabuthema Tod trifft auf Fußballemotionen

Bewusst habe sie die Trauerbewältigung im Zusammenhang mit Fußballfans und -vereinen als Thema ihrer Ausstellung gewählt. „Ich war schon lange auf der Suche, etwas zum Thema Tod zu machen, worüber man aber auch schmunzeln kann. Der Tod wird oft tabuisiert, aber insbesondere im Fußball zeigen sich bei diesem Thema große Emotionen. Dafür muss man sich etwa nur einmal die aufwendigen Choreographien der Ultras ansehen, wenn einer aus ihrem Kreis verstirbt. Selbst die gegnerische Kurve hält dann inne und zeigt sich solidarisch“, erklärt die hauptberufliche Texterin für Werbung und Marketing.

Alles zum Thema BAP

Als ihr ein Bekannter von der Vorgabe berichtete, bei der Bebauung des ehemaligen Stadions des englischen Premierclubs Arsenal London einen Teil aussparen zu müssen, war Beckers Interesse geweckt. „Auf diesem Feld befindet sich ein Urnenfeld mit der Asche zahlreicher Supporter. Das ist in England erlaubt, in Deutschland verboten. Aber immerhin gibt es auf Schalke und in Hamburg mit dem Fan-Friedhof etwas Ähnliches.“

Hunderte Plüsch-Geißböcke und FC-Schals in Kölner Gräbern

Legitim sei es hierzulande jedoch, Fan-Utensilien als letzten Gruß in die Grabstätte zu legen. „So habe ich erfahren, dass mehrere hundert Plüsch-Geißböcke oder unzählige FC-Schals in Kölner Gräbern liegen.“

Für die Ausstellung, die nach dem Start in Nürnberg für zwei Wochen ihren nächsten Standort gefunden hat, hatte Christa Becker mit lokalen Persönlichkeiten und Fans verschiedener Kölner Vereine gesprochen. „Der regionale Bezug ist sehr wichtig. Die Interviews und die Dekoration der Särge orientiert sich an den örtlichen Gegebenheiten.“ Neben BAP-Sänger Wolfgang Niedecken kommt auch ein Ultra der „Wilden Horde“ zu Wort; Zitate beschreiben auf Textfahnen die unterschiedlichsten Facetten des Abschiednehmens. Am Kicker und der Torwand mit Skeletten verliert der Tod vor der Kapelle seinen Schrecken. Interessierte können hier auch Mustergräber für verstorbene Fußballanhänger bestaunen.

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„Die Menschen sind wieder verstärkt auf der Suche nach einer individuellen Bestattung. Sie werden mutiger, einer Person entsprechend ihres Lebens und gerade ihres Hobbys zu gedenken. Wir sind sehr froh, die Ausstellung anlässlich des 60-jährigen Bestehens unserer Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner realisiert zu haben“, sagt der geschäftsführende Vorstand Lutz Pakendorf.

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