Naturerlebnis Lindenthaler TierparkAn Ideen zur Erweiterung herrscht kein Mangel

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Die Trockenheit im letzten Sommer hatte der Buche derart zugesetzt, dass sie gefällt werden musste.

Die Trockenheit im letzten Sommer hatte der Buche derart zugesetzt, dass sie gefällt werden musste.

Lindenthal – Am 15. und 16. Juni feiert der Lindenthaler Tierpark mit einem bunten Programm seinen 111. Geburtstag. Wenn sich allerdings Anfang 2000 nicht einige engagierte Bürger zusammen geschlossen hätten, um einen Förderverein zu gründen, würde es den Tierpark heute wohl nicht mehr geben. Ein Publikumsmagnet für Familien, nicht nur mit kleinen Kindern.

Kaum hat der Tierpark mal zwei Tage wegen dringender Baumfällarbeiten geschlossen, stehen trotz Ankündigung Kinderwagen, kleine Roller und große Tierparkfreunde am Zaun: Wegen dringender Baumfällarbeiten war der Tierpark bis einschließlich gestern für drei Tage geschlossen. Das Verständnis ist groß, wenn auch die Enttäuschung greifbar war. Denn wo sonst kann man Damwild, Ziegen, Schafe, Hochlandrinder, Esel oder eine Menge gefiederte Freunde, insgesamt über 250 Tiere, so nah erleben wie hier?

„Die Buche war durch die anhaltende Dürre im letzten Sommer extrem geschwächt“, bestätigte Dr. Joachim Bauer. Deshalb wurden kurzfristig Baumfällarbeiten angeordnet. Der Tierpark ist für den stellvertretenden Leiter des Amts für Landschaftspflege und Grünflächen etwas ganz Besonderes: „Der Tierpark im Stadtwald ist eben genau das, ein Teil des Waldes. Deshalb gehören hier auch neue Buchen hin, denn sie sind ausschlaggebend für den Waldcharakter“, erklärt er und spricht von „hohen Domen“, die den Wald widerspiegeln. Aber auch andere Bäume werden hier nachgepflanzt. Denn darum geht es zum einen: Den Tierpark als ein Stück Wald- Erleben zu erhalten. „Ohne den Förderverein wäre der Tierpark heute nicht mehr hier“, merkt auch Dr. Bauer anerkennend an und hält nun die Bauarbeiten der letzten Jahre für abgeschlossen.

Auch ein Erlebnispark

Viel hat der Verein in den letzten Jahren erreicht. Insbesondere unter dem jetzigen Ehrenmitglied und langjährigem Vorsitzenden Heribert Resch wurden viele Arbeiten im Tierpark vorangetrieben. Die Rundschau hat darüber berichtet: Den Anschluss an die Kanalisation, den Bau einer neuen, zweiten Schutzhütte für Kinder, über einen Geräteschuppen für größere Fahrzeuge und über neue Hinweisschildern.

Als letzte Maßnahme sorgte der Förderverein für einen Ziegen- und Hühnerstall. Beim letzten Sturm wurde durch einen Baum das so genannte „Hexenhäuschen“ im Dachstuhl beschädigt. Das Häuschen wurde frei geräumt und weckt die Fantasie, nicht nur bei Kindern. Selbst Erwachsene beflügelt der Bau. Der Tierpark ist auch ein Erlebnispark.

Das „Hexenhäuschen“ weckt nicht nur bei Kindern die Fantasie.

Das „Hexenhäuschen“ weckt nicht nur bei Kindern die Fantasie.

Für Bauer sind zwar die „Bauten“ im Lindenthaler Tierpark abgeschlossen, für Visionen ist der Mann vom Grünflächenamt offen. Und eine dieser Visionen führt Walter Thielenhaus aus. Der Architekt und Betriebswirt hat als Projektentwickler einige Großbauten, nicht nur im städtischen Bereich, vorangetrieben. Seit einem Jahr sitzt Thielenhaus im Beirat und hat ein neues Grundstück im Visier: Das schließt sich an den Tierpark an, zur Marcel-Proust-Promenade hin. 4000 Quadratmeter Grund im städtischen Eigentum. Noch stehen hier zwei Wohnhäuser, eines steht leer und wird jetzt abgerissen. Das andere ist vermietet und das wird auch so bleiben.

Tatsächlich aber hat im letzten Jahr eine Umwidmung stattgefunden, der Stadtpark soll nach Ablauf dieses Mietsverhältnisses nicht mehr von Autos angefahren werden. Denn künftig ist der Bereich als Landschaftsschutzgebiet und Naturdenkmal ausgewiesen. Offiziell ist der Bereich jetzt „Grün im Außenbereich“. Für Thielenhaus drängt sich da die Frage auf: Was können wir naturnah mit „Grün“ dort tun?

Eine der letzten „Neubauten“: Ein schicker Hühnerstall.

Eine der letzten „Neubauten“: Ein schicker Hühnerstall.

„Nennen wir es doch grob das ,Adenauersche Erbe’“, meint Thielenhaus und erklärt seine Idee: Vielleicht das Grundstück als Sozialraum dem Tierpark angliedern? Das könnte ein Thema werden. Denn Thielenhaus möchte Politik, Verwaltung und insbesondere die Förderer für eine Idee begeistern, hier einen Schulungsraum für Kinder zu schaffen. Rund 50 Quadratmeter schweben ihm vor. Mit Bewirtschaftungsraum, öffentlich zugänglichen Toiletten und einem naturgetreuen Schulungsraum. „Ein Sozialraum für Kinder, ein Klassenzimmer im Wald, eine Ergänzung zum Tierpark“, wie er es nennt.

Viele neue Ideen

Vorschläge einer möglichen Umsetzung kommen vom Lehrstuhl für Architektur der RWTH Aachen. Es könnte ein Lehmbau werden, wie man ihn etwa in Marokko findet. „In der Schweiz gibt es bereits drei solcher Bauten“, merkt Thielenhaus an. Es wäre eine Möglichkeit. Die Kosten schätzt Thielenhaus auf rund eine Viertel Million Euro. Sein Ziel ist einfach: Die Idee zum Thema werden zu lassen.

Bauer ist für neue Vorschläge, wie oben erwähnt, durchaus offen, schränkt aber ein: „Da muss noch viel geredet werden.“ Eine Kooperation ist auf jeden Fall schon mal angedacht. Eine neue Mitarbeiterin in seinem Amt, Försterin und Pädagogin, könnte als feste Instanz etabliert werden. Eine Waldschule ist für den Mann vom Grünflächenamt ein gutes Thema: „Im Gegensatz zum Finkens Garten in Rodenkirchen, in dem die Natur erlebt werden kann, geht es hier ums Wald-Erleben. Wir sehen alle Vorschläge in dieser Richtung nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung“, so Bauer.

Bestand und Öffnungszeiten

Der Tierpark liegt an der Kitschburger Straße in Lindenthal. Der Tierbestand variiert: Rund 26 Stück Damwild, 25 Ziegen, Hochlandrinder, viele Schafe, Truthähne und Truthühner, Pfauen, Wassergeflügel und verschiedene Hühnerarten sind hier ständig untergebracht. Darüber hinaus bevölkern sogenannte „Freiflieger“, also Enten- und Gänsearten, die sporadisch zur Gast sind, den Tierpark. Mitgebrachtes Futter darf nicht selbst verfüttert werden, es kann beim Personal abgegeben werden. Dort wird es dann auf eine mögliche Verwendung geprüft. Zur Fütterung darf nur das geeignete Futter aus den Automaten verwendet werden.

Öffnungszeiten des Lindenthaler Tierparks:

Januar und Februar: montags bis sonntags jeweils von 9 bis

17 Uhr

März: montags bis samstags jeweils von 8 bis 18 Uhr, sonntags abweichend in der Zeit von

9 bis 18 Uhr

April: montags bis samstags jeweils in der Zeit von 8 bis 19 Uhr, sonntags abweichend von 9 bis 19 Uhr

Mai bis August: montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr, sonntags von 9 bis 20 Uhr

September: montags bis samstags jeweils von 8 bis 19 Uhr, sonntags von 9 bis 19 Uhr

Oktober: montags bis samstags von 8 bis 18 Uhr, sonntags abweichend von 9 bis 18 Uhr

November und Dezember: montags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr (sam)

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