Macheten-Angriff aus HinterhaltZeuge schildert Auseinandersetzung vor Kölner Büdchen

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Am Kölner Landgericht läuft zurzeit ein Prozess wegen eines Angriffs mit einer Machete. (Symbolbild)

Köln – Weißes Hemd und Anzug, die Lederschuhe frisch geputzt. Der junge Mann (22) hatte sich in Schale geworfen für seine Aussage vor der 4. Großen Strafkammer. Er drückte sich gewählt aus und entschuldigte sich im Voraus, wenn er Gossensprache zitierte. Was nicht ins Bild passte, waren zwei martialische Narben am Hinterkopf und der linken Schläfe.

Mit Machete angegriffen: 22-Jähriger aus Köln überlebt nur knapp

Im Mai 2021 hatte ihm bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Kleindealern und Drogenkonsumenten in Roggendorf ein Kontrahent eine Machete mehrmals über den Schädel gezogen. Dass der junge Mann noch lebt, verdankt er Ärzten und einer Portion Glück.

Seit dem 30. November 2021 wird der Fall vor dem Landgericht verhandelt. Angeklagt sind drei Männer (21, 22 und 26) wegen versuchten Totschlags. Das Verfahren gegen einen ursprünglich vierten Angeklagten wurde zwischenzeitlich eingestellt. Der Mann hatte die Angeklagten und den bis heute untergetauchten Macheten-Schwinger zum Tatort gefahren.

Laut Anklage war es zu der blutigen Auseinandersetzung vor einem Büdchen in Roggendorf gekommen, weil der 22-jährige Zeuge zuvor dem 26-jährigen Angeklagten angeblich Haschisch und Kokain aus der Wohnung gestohlen hatte.

Streit um 300 Euro und vermeintlich gestohlenes Kokain

Im Zeugenstand gab der 22-Jährige dann eine wilde Geschichte zum besten: Am Anfang, so der Zeuge, habe ein gebrochenes Versprechen gestanden. 300 Euro habe er dem 26-Jährigen geliehen, doch der habe nicht zurückgezahlt. „Das hat mich wütend gemacht, dass ich mich – entschuldigen Sie! – so hab’ verarschen lassen.“ Weil er das Geld zurück wollte, habe er dem 26-Jährigen mit einem Kumpel einen Besuch in dessen Wohnung abgestattet.

Der Besuch eskalierte, der Geschädigte und der 26-Jährige prügelten sich. Das Tohuwabohu nutzte der Kumpel des 22-Jährigen für ein doppeltes Spiel: Er entwendete 28 Gramm Haschisch, die er später dem 22-Jährigen als Kompensation für die 300 Euro übergab. Was der Kumpel verschwiegen haben soll: Dass er sich auch Kokain für 1000 Euro unter den Nagel gerissen hatte, ohne was zu sagen.

„Bei der Familie hört der Spaß auf“: Treffen an Kölner Büdchen eskaliert

Davon erfahren habe er erst später, als der 21-jährige Mitangeklagte anrief und „den Stoff oder 1000 Euro“ wollte. Seinen Kumpel mit dem Kokain habe er nicht mehr erreicht. Die Tage drauf, so der 22-Jährige, seien er und seine Familie unter Druck gesetzt worden. „Bei der Familie hört der Spaß aber auf“, sagte der 22-Jährige. Darum habe er „die Sache klären müssen“. Es kam zum Treffen in Roggendorf.

Vor einem Büdchen wartete der 22-Jährige mit einer Dachlatte in der Hand. An seiner Seite sein Onkel und der spätere zweite Geschädigte. Doch der 26- und der 21-Jährige witterten eine Falle, riefen den dritten Angeklagten und den Macheten-Mann zur Verstärkung.

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Die Zeit verging, die Gruppe um den Zeugen glaubte, versetzt worden zu sein – plötzlich fielen die Kontrahenten über sie her. „Ich bin feige von hinten angegriffen worden“, sagte er zur Macheten-Attacke. Er sei so schwer verletzt gewesen, dass er an dem Moment angelangt war, „wo man mit seinem Leben abschließt“. Der Prozess wird fortgesetzt.

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