Mann getötet und zerstückeltStaatsanwaltschaft erhebt Anklage im „Torso-Fall“

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Auch in einem Waldstück hatte die Polizei Leichenteile gefunden.

Auch in einem Waldstück hatte die Polizei Leichenteile gefunden.

Köln – Es war ein entsetzlicher Fund: Kinder hatten am 13. Juli 2016 beim Spielen einen Torso am Rheinufer in Höhe der Zoobrücke entdeckt. Die Leichenteile waren in einem Plastiksack versteckt. Nach der Obduktion in der Gerichtsmedizin wurde deutlich, dass der Mann gewaltsam um Leben kam und nicht etwa durch den Kontakt mit einer Schiffsschraube zerstückelt wurde. Rund zwei Jahre nach dem Fund hat die Kölner Staatsanwaltschaft nun gegen einen Mann (36) aus China Anklage wegen Totschlags erhoben. Entsprechende Informationen der Rundschau bestätigte ein Sprecher des Landgerichts.

Erst 2018 gelang der Durchbruch

Über viele Monate hatten die Ermittler einer Mordkommission keine Ahnung, um wen es sich bei dem Toten handelt. Die Polizei veröffentlichte Bilder eines Pullovers und von Turnschuhen, die neben den Leichenteilen am Rheinufer angeschwemmt worden waren. In der Folge gab es keinen einzigen verwertbaren Hinweis für die Beamten. Doch die Polizei gab nicht auf. Zwischenzeitlich konnte DNA-Material gesichert werden, das Bundeskriminalamt wurde eingeschaltet, ebenso die internationale Polizeibehörde Interpol. Auch ein Forensiker bemühte sich um eine Gesichtsrekonstruktion. Dennoch gelang es weiter nicht, die Identität des 25 bis 40 Jahre alten Mannes zu klären. Zeitweise ruhten die Ermittlungen – bis zu einem weiteren grausigen Fund in einem Waldstück in Vogelsang. Dort entdeckten wiederum Kinder einen Schädel und weitere Knochen.

Erst Anfang des Jahres 2018 zahlte sich die Hartnäckigkeit der Beamten aus und es gelang der Durchbruch in dem Fall – weitere rechtsmedizinische Untersuchungen gaben Hinweise auf ein asiatisches Opfer. Die Spur führte die Polizei zu einem China-Restaurant in der Innenstadt. Dort war ein 28 Jahre alter Koch nach einem Streit mit einem Kollegen im Juli 2016 plötzlich nicht mehr zur Arbeit erschienen, erfuhren die Ermittler. Dem Arbeitgeber hatte der mutmaßliche Täter erzählt, der andere Koch sei abgereist, um in einer anderen Stadt zu arbeiten. Deswegen wurde der Mann nicht als vermisst gemeldet, was die Recherchen der Polizei massiv erschwerte. Denn weder beim Bundeskriminalamt noch bei Interpol gab es eine Anzeige. Die Eltern des Opfers, die in der chinesischen Millionenstadt Jining leben, glaubten, ihr Sohn arbeite in Europa und ihm gehe es gut. Der Angeklagte hatte in einem chinesischen Restaurant in der Kölner Innenstadt mit dem späteren Opfer (28) zusammengearbeitet. Festgenommen wurde der Tatverdächtige in Rosenheim.

Wo genau der Tatort ist, konnten die Behörden bisher nicht klären. Der Angeklagte, der in Untersuchungshaft sitzt, bestreitet die Tat. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass der 36-Jährige seinen jüngeren Kollegen getötet, zerstückelt und dann im Rhein und in Vogelsang abgelegt hat.

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