Max Herre vor Konzert im E-Werk„Ich habe tatsächlich viel Köln-Bezug“

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Niemals rückwärtsgewandt: Max Herre schaut im Leben gerne nach vorne.

  • Nach sieben Jahren hat Max Herre mit „Athen“ ein neues Album herausgebracht. Am 16. März stellt er es im E-Werk vor. Warum er für die Texte nach Tel Aviv reisen musste, darüber hat Dominic Röltgen mit dem 46-Jährigen gesprochen.

Wieso mussten Sie erst nach Tel Aviv fahren, um Athen als Thema zu entdecken?

(lacht) Ja, so ist das manchmal. Ich mache das eigentlich ganz gerne, ich mache eigentlich fortlaufend Musik, und wenn es dann in die Textphase geht, ziehe ich mich gerne dafür ein wenig zurück. In Tel Aviv habe ich mir erst so richtig Gedanken machen können, wo die Reise überhaupt hingehen soll. Eigentlich hatte ich zunächst was ganz anderes vorgehabt – ich wollte mich viel mehr insgesamt mit Reisen befassen und vielleicht wie ein Reporter mit Menschen zu sprechen, um daraus Geschichten zu stricken. Das hat aber nicht so ganz hingehauen. Erst nach und nach hat sich dann das Autobiografische herauskristallisiert. Dass es letztlich eigentlich ein anderer Ort als Tel Aviv war, wo es mich und meine Geschichten hinzog, habe ich erst später gemerkt.

Welche Verbindung haben Sie zu Athen?

Mein Vater hat dort immer wieder gelebt. Das heißt, auch ich habe dort viel Zeit verbracht. Auch mein ältester Onkel mütterlicherseits wurde dort geboren, und mein Großvater hat dort ebenfalls gelebt. Es gibt also viele Verbindungen, und da die Platte mit Erinnerungen spielt, war Athen für mich eine gute Metapher, ein guter Fluchtpunkt. Der Titeltrack beschreibt etwa einen Roadtrip, den ich mit einer Frau vor vielen Jahren dorthin unternehmen wollte.

Schwelgen Sie viel in der Vergangenheit?

Ne, nicht unbedingt. Aber das Texten in Musik ist ja schon ein Stück weit eine künstliche Situation. Ich bin eben ein Musiker, der seine Musik betextet, und kein Texter, der seine Texte vertont. Und da folge ich den gewissen Stimmungen, die ich dort angelegt habe, die sind vielleicht oft etwas nostalgisch, ohne jetzt aber rückwärtsgewandt zu sein. Offenbar kitzelt das bei mir diese Geschichten heraus. Ich kann jetzt aber nicht sagen, dass ich im Alltag oft in der Vergangenheit lebe. Ich gucke gerne nach vorne und habe Pläne und Lust an etwas Neuem.

Wie empfinden Sie das Label „Rap-Musik für Erwachsene“, das man Ihnen oft zuschreibt?

Ich finde es interessant, das aus dem musikgeschichtlichen Kontext zu betrachten. Ich frage mich, ob sich Mick Jagger, Leonard Cohen oder Campino in ihren Genres auch diese Frage stellen mussten. Ich gehöre wohl einfach zu der ersten Generation, die mit 40+ noch diese Musik macht. Da gibt es nicht viele. Ich finde zum Beispiel, wer ein richtig schönes Album in seinen 40ern gemacht hat, war Jay-Z mit „4:44“, weil er sich darauf entschieden hatte, genau diese Dinge zu spiegeln, die ihn jetzt interessieren, also: Beziehung, Familie, Verlustängste. Irgendwann stellt man sich einfach die Frage, was es eigentlich heißt, in dem Alter noch auf der Bühne zu stehen und Songs zu spielen. Also ich finde das Label gut, und ich versuche, mich dem zu stellen. Ich versuche gar nicht erst, eine Platte zu machen, die wie von einem 25-Jährigen klingt.

Sie arbeiten immer viel mit anderen Musikern zusammen. Gibt es noch ein Feature, von dem Sie träumen?

Bei mir ist es eigentlich so, dass ich immer erst die Musik und den Text haben muss, um dann zu entscheiden, ob und wer dazu passen könnte. Aber es gibt natürlich schon viele, viele Künstler, mit denen ich gerne mal zusammenarbeiten würde. Die Liste ist eigentlich unendlich.

Auch welche aus Köln?

Ich habe in meiner Karriere ja viel mit Gentleman zusammengearbeitet und mit Patrice auch. Auf „Athen“ ist Maxim vertreten, der ebenfalls in Köln gewohnt hat. Ich habe tatsächlich viel Köln-Bezug. Auf der Tour wird auch Ray Lozano, eine tolle Sängerin aus Köln, mit dabei sein. Und auch die Jungs aus meiner Band sind alle dort zuhause.

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