Mehr Schüler, knappe PlätzeVerfahren für weiterführende Schulen in Köln beendet

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Symbolbild

Köln – Der Run auf die Schulplätze ist beendet, das Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen der Stadt zum Schuljahr 2020/21 wurde abgeschlossen. Es bewarben sich 164 Kinder mehr als voriges Jahr, insgesamt 8606 Viertklässler wechseln – wobei die Nachfrage nach Gymnasien und Gesamtschulen wieder besonders groß war. Nachdem in der ersten Runde des nun abgeschlossenen Verfahrens die Kölner Gesamtschulen 951 Kinder ablehnen mussten (im Vorjahr 733) , steht nun nach der zweiten Phase für die anderen Schulformen fest: Für 160 Schülerinnen und Schüler konnte an der besonders gefragten Schulform Gymnasium weder der angegebene Erst- noch der Zweitwunsch berücksichtigt werden. Für sie wurde laut Stadt ein Alternativangebot ermittelt, das sicherstelle, „dass sie auf dem Weg zur Schule höchstens einmal umsteigen müssen und mit Fußweg nicht länger als 45 Minuten unterwegs sind“. In der Vergangenheit war es vereinzelt zu sehr langen Wegen gekommen. Der Fahrweg betrage nun in 80 Prozent der Fälle „weniger als 30 Minuten“.

Platzmangel, Raumnot und die Corona-Krise

Angesichts steigender Schülerzahlen und hoher Nachfrage richtete die Stadt mehr Plätze ein, vergrößerte Klassen um zusätzlich ein bis zwei Schüler und richtete an acht Gymnasien mehr Klassen ein. So könne laut Bildungsdezernent Robert Voigtsberger jedes an einem Gymnasium angemeldete Kind im nächsten Jahr dort einen Platz erhalten. Für 95 Prozent erfüllte sich der Erst- oder Zweitwunsch, für 92 Prozent der Viertklässler die erste Wahl, für 121 Kinder der Zweitwunsch. Allerdings sind darunter wohl auch einige, die eigentlich eine Gesamtschule wollten und dort leer ausgingen – also nicht die gewünschte Schulform besuchen können.

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Insgesamt wechseln 3778 Kinder an städtische Gymnasien, es gibt dort 175 mehr Aufnahmen als im Jahr 2019. Bei 15 Anmeldungen wurde kein Zweitwunsch angegeben. Proppenvolle Schulen und Klassen, etliche Baustellen und dringend nötige neue Schulen, das sind nicht die einzigen gewaltigen Herausforderungen, vor die sich die Schulverwaltung gestellt sieht. Mit dem Rückkehr zum Abi nach neun Jahren am Gymnasium wird 2026/27 ein kompletter Jahrgang zusätzlich ein Jahr länger im System bleiben, hinzu kommen rund 4650 Kinder, die sich dann neu in den fünften Klassen anmelden und Platz brauchen. Dazu gibt es wegen der Corona-Krise viele Unwägbarkeiten wegen der Schließung der Schulen und noch offene Übergangsregelungen fürs Bildungssystem.

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In den Eingangsklassen an den Gymnasien stehen maximal 3422 Plätze zur Verfügung. Trotz der Investitionen im Schulbau, so die Stadt, „kann die Nachfrage nach wohnortnahen Schulplätzen an städtischen Gymnasien nicht in jedem Fall gedeckt werden“. Besonders problematisch sieht die Lage in den Stadtbezirken Lindenthal, Innenstadt, Rodenkirchen, Ehrenfeld und Nippes aus, das Angebot reicht nicht. Um möglichst alle Kinder unterzubekommen, vergrößerten die Schulen die Klassen wieder auf 30 /31 Kinder, hinzu kommen Mehrklassen. Das führt allerdings wiederum zu Engpässen etwa bei der Belegung der Fachräume. Die Lage ist – auch abgesehen von den Corona-Herausforderungen – sehr schwierig: Laut Schulentwicklungsplan sind 54 neue Schulen in Köln bis 2030 dringend nötig, davon mindestens 30 Grundschulen, 21 weiterführende. 13 neue Gesamtschulen und acht Gymnasien seien in Planung, oberstes Ziel: dass mindestens je drei Gesamtschulen und Gymnasien (im Interim) 2023/24 starten. Fragt sich allerdings auch noch, wo dies realisiert werden kann.

Kommentar: Gute Bildung in Großer Not

Martina Windrath zu Herausforderungen für Schulen

Die Corona-Krise und die Schulen. Das ist auch in Köln ein sehr komplexe Notlage – mal abgesehen von den trotz aller Anstrengungen weiter bestehenden Problemen wie Schulplatzmangel, Raum-Engpässen, Bauverzögerungen.

Das aktuelle Anmeldeverfahren wurde unter historisch schwierigen Bedingungen abgeschlossen. Von jetzt auf gleich schlossen die Schulen, mussten Online-Unterricht und Home-Office im Hauruck-Verfahren auf die Beine gestellt werden. Je nach Schule und Fach, je nach familiären Möglichkeiten ist das auf sehr unterschiedliche Art  geschehen.

Alle sind mit großen Unwägbarkeiten, offenen Fragen konfrontiert. Einschließlich der Kommune selbst, die die Entscheidungen und Anweisungen umzusetzen hat.

Von  Alleinerziehenden über Abiturienten bis zu   Kindern mit besonderem Förderbedarf – alle sind mit großen Herausforderungen konfrontiert, brauchen individuell Unterstützung. Auch wenn sich leider nicht alle Schulwünsche im Anmeldeverfahren erfüllten, gibt es nun noch einen übergeordneten, ganz großen Wunsch für das gesamte System: Gute Bildung für alle zu gewährleisten, auch in der größten Not.

koeln@kr-redaktion.de

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