Mehr Zeit für Patienten400 Teilnehmer bei Demo für bessere Pflege-Bedingungen

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In Köln sind zahlreiche Pflegekräfte auf die Straße gegangen.

Köln – „Nur ein Dank ist blanker Hohn – für die Pflege fairer Lohn“, skandierten Demonstranten und klatschten dazu rhythmisch in die Hände. „Das Klatschen auf die Straße tragen“ will ein breites Bündnis aus Pflegekräfte-Organisationen, die am Samstagmittag auf dem Roncalliplatz demonstrierten. „Liebe Passanten, wir sind die Pflegekräfte, die am Anfang der Corona-Pandemie an vorderster Front standen“, rief Demo-Anmelder Marcus Kammholz vom Pflegebündnis NRW unterwegs den Menschen am Straßenrand zu.

Bessere Bedingungen statt Applaus

Darum ging es: Während der Ausgangsbeschränkungen bekamen die Pflegefachkräfte wochenlang allabendlich Applaus von Balkonen und aus Fenstern. Politiker machten Versprechungen: Bonuszahlungen, Lohnerhöhungen, auch bessere Arbeitsbedingungen sollte es geben.

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In Köln sind zahlreiche Pflegekräfte auf die Straße gegangen.

Gehalten wurde davon wenig aus Sicht der rund 400 Teilnehmer, die sich am Samstag am Dom versammelten. Von dort aus zogen sie weiter an den Sitz einer Krankenkasse, zum Institut der deutschen Wirtschaft, einem Altenheim und schließlich zur Grünanlage am Theodor-Heuss-Ring. An allen Stopps wurde über die aktuelle Situation von Kranken- und Altenpflegepersonal informiert. Am St.-Marien-Hospital gab es wegen der Baustelle keine Möglichkeit anzuhalten.

Die laufenden Tarifverhandlungen machen den Pflegenden wenig Hoffnung auf Veränderungen. „Pflegeaufstand jetzt“ ist daher auf Schildern zu lesen. Streiken wie andere Berufsgruppen, von deren Tätigkeit keine Menschenleben abhängen, verbietet die Berufsethik. Ein Dilemma bei Arbeitskämpfen. Die Ursache für den Pflegenotstand sehen die Demonstranten in der Finanzierung des Gesundheitswesens. „Daseinsvorsorge vergesellschaften statt für den Profit vermarkten“ steht auf Transparenten, mit denen die Abkehr von der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung der Kliniken und Pflegedienstleister gefordert wird. Für die Pflegekräfte ist klar, warum Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bislang glimpflich durch die Pandemie gekommen ist: weil viele von ihnen am Limit arbeiten. Ab sofort sammelt das Pflegebündnis NRW Unterschriften; bei mindestens 66 000 Petenten muss sich der NRW-Landtag mit den Arbeitsbedingungen in der Pflege beschäftigen.

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