Messe „Sneakerness“ in KölnViel mehr als Turnschuhe – 50 Cent fürs Anfassen

Lesezeit 3 Minuten
Constantin (8 Jahre) ist mit seiner Mutter extra aus Koblenz angereist.

Constantin (8 Jahre) ist mit seiner Mutter extra aus Koblenz angereist.

Köln – „Die Preise hier versteht keiner mehr so richtig“, sagt Sammler David Stoll milde verärgert. „Durch den Hype um die Sneaker sind hier irgendwie die Relationen durcheinander geraten.“ Stoll ist einer der Händler auf der laut Veranstalterangaben europaweit größten Sneakermesse „Sneakerness“, die am Wochenende 8000 Turnschuhfans zur X-Post am Gladbacher Wall zog.

Übereifrige müssen auf Abstand bleiben

Zwischen Basketballfeld, Kickertischen und DJ-Pult sind zahllose Sneaker in meterlangen Reihen zur Präsentation aufgereiht, die Schuhe sind mit Schildern versehen, die für das Anfassen der Modelle fünfzig Cent verlangen, um übereifrige Bewunderer auf Abstand zu halten. Schnell wird klar, hier geht es nicht mehr nur um die Schuhe selbst, die meisten Gäste tragen ohnehin schon brandneue und blitzsaubere Modelle.

Der besondere Auftritt

Das Sammlerstück: Eine richtige Geldanlage ist der Schuh, den Ralf mit seinen vier Freunden, die zusammen den „Sneakerklubb“ bilden, an seinem Stand verkauft: Während das Modell Air Jordan4Kaws einst zum Originalpreis von 450 Euro über den Ladentisch ging, zahlt man für ihn heute als Seltenheit auch 1200 Euro. Nur 2000 Schuhe wurden produziert. Der Besitzer hatte das Kaufrecht bei einer Verlosung gewonnen.

Der Individuelle: Selten auch dieses Paar: Bei Dennis Vollstedt aus Hamburg, Gründer des „Sneaker Ateliers“ können sich Fans Schuhe individuell verschönern lassen. Vor fünf Jahren hat er aus dem Hobby seine Firma gemacht, am liebsten sind ihm Aufträge für Hochzeiten, seien es Turnschuhe fürs Paar oder die ganze Gesellschaft. Zu sehen ist eines seiner liebsten Designs (400 Euro), die Rose ist mit Airbrush aufgetragen.

Das Retro-Modell: Das Modell Nike Air Icarus von 1992 trägt Verkäufer David Stoll auch selbst: „Das waren meine ersten Sneaker, sozusagen mein Kindheitspaar!“ Mit diesem Paar Sneaker hat auch seine Leidenschaft zum Sammeln begonnen. Das Modell, das er schon in den 90er Jahren getragen hat, ist heute wieder in Mode, ein identisches Modell hat er gerade für 200 Euro verkauft: „Für einen Vintage-Schuh ist das günstig.“

Sneaker sind hier nicht nur modisches Accessoire, sondern auch ein Stück Kultur, die mit Highlights wie einem Tattoo-Artist, mit Basketballturnieren und mit Talkrunden zu Trends und Themen wie „Reselling“ auf der Sneakerness gefeiert wird. Was für den einen teure Schuhe sind, ist für den Sammler ein ersehntes Schnäppchen - Schuhe für mehrere hundert Euro pro Paar sind auf der Messe jedenfalls nicht ungewöhnlich.

„Große Marken arbeiten mit künstlicher Verknappung“

Eine große Menschentraube hat sich um den Stand der Kooperation „Presented by Klekt“ geschart, die eine Attraktion bietet: An einem Automaten können die Leute versuchen, die begehrten Schuhe zu gewinnen, indem sie sie mit einem Greifarm aus der Halterung stoßen. „Der beliebteste Sneaker ist von der Marke off-White“, erzählt Kimber von Klekt. „Da kostet ein Schuh so um die 1000 Euro. Das ist für viele Leute ein Reiz, schon um die Schuhe weiterzuverkaufen und damit Geld zu machen.“

Sammler David Stoll nutzt die Gelegenheit der Sneakerness, um bei sich zu Hause auszumisten und einen Teil seiner Sammlung verkaufen, von 80 Paaren sollen 30 über den Verkaufstisch gehen. Seine Liebe zu Sneakern hat mit seinen ersten Paar Turnschuhen, dem Modell Nike Air Icarus von 1992 begonnen, eine wirkliche Sammlung hat er aber erst seit 2010. Obwohl er selbst Liebhaber ist, kann er den Wirbel um die Sneakerkultur nicht wirklich nachvollziehen: „Große Marken arbeiten mit künstlicher Verknappung, um die Preise in die Höhe zu treiben, das stört uns private Sammler natürlich.“

Rundschau abonnieren