Millionen-ModernisierungDenkmalgeschütztes Agrippabad könnte 2019 erneuert werden

Lesezeit 3 Minuten
Nach 20 Jahren soll das Agrippabad modernisiert werden, schon Ende 2019 könnte es losgehen.

Nach 20 Jahren soll das Agrippabad modernisiert werden, schon Ende 2019 könnte es losgehen.

Köln – Das denkmalgeschützte Agrippabad steht vor einer millionenschweren Modernisierung und muss wohl zumindest für einige Zeit schließen. „Drei, vier Millionen Euro werden nicht reichen“, sagt Kölnbäder-Geschäftsführer Berthold Schmitt. Laut Schmitt ist die Technik nicht mehr zeitgemäß, die Wasserkreisläufe von Sauna und Schwimmbad etwa sind nicht getrennt.

Auch der Kinder- und Fitnessbereich entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen, dasselbe gilt für die Umkleiden. „Das hat ein bisschen den Charme einer Schulumkleide. Heute sind die Anforderungen ganz andere“, sagt Schmitt. Demnach könnte die Modernisierung Ende 2019, Anfang 2020 beginnen, rund eineinhalb Jahre dauern. Laut Schmitt können Betrieb und Sanierung eine Zeit lang parallel laufen, aber ständig geht es wohl nicht.

Dreijährige Generalsanierung vor 20 Jahren

Das Agrippabad war vor 20 Jahren die erste große Aufgabe der 1998 neu gegründeten Kölnbäder, die als eigenständige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) aus der Stadtverwaltung ausgegliedert wurden. Drei Jahre dauerte die Generalsanierung, heute vereint das Agrippabad unter anderem Schwimmbecken, eine Rutsche, eine Sprunganlage, eine Sauna und ein Fitness-Zentrum. Insgesamt kostete die Sanierung damals 28 Millionen Euro. So viel soll es laut Schmitt dieses Mal nicht sein, eine exakte Summe will er nicht nennen. Aber die Modernisierung sei an der Zeit, neun Millionen Gäste haben Spuren hinterlassen. „Die Entwicklung geht weiter, die Anspruchshaltung ist eine andere und die privaten Mitbewerber schlafen nicht“, sagt Schmitt. Demnächst erhält das Bad schon mal eine acht Meter hohe Kletterwand.

Alles zum Thema Rheinenergie

Aktuell erarbeiten die Bäder eine Strategie für das Jahr 2025, das Agrippabad ist ein Teil davon. Das erste Grobkonzept liegt vor, Architekten haben Pläne vorgestellt, nun müssen die Verantwortlichen schauen, was geht. Von außen soll das Bad bleiben wie es ist.

Geschäftsführer Schmitt wird die Modernisierung nicht mehr als Verantwortlicher betreuen, er wechselt im März nach Bochum (siehe Infokasten). Er zählte am 1. Januar 1998 zum Gründungsteam, als die Stadt das Bäderamt ausgliederte. Nun gehören die Bäder zum Stadtwerke-Konzern. Vor 20 Jahren startete das Unternehmen mit 19 Bädern, drei davon waren bereits geschlossen. Heute sind es 13 Standorte, die 24 Angebote vereinen – von der Eislaufbahn bis zum Naturbadeteich. Schmitt sagt: „Es ist eine Erfolgsgeschichte.“

193 Millionen Euro für Modernisierung und Sanierung

Neue Doppelspitze

Die Kölnbäder brauchen eine neue Führungsspitze. Wie berichtet, wechselt Geschäftsführer Berthold Schmitt im März nach Bochum, eine Findungskommission sucht aktuell einen Nachfolger. Laut Aufsichtsratschef Peter Kron gibt es noch keinen Favoriten.

Ab März übernimmt Schmitts nebenamtlicher Geschäftsführer-Kollege Gerhard Reinke dessen Aufgaben. Doch auch Reinke, 62, verlässt das Unternehmen im September aus Altersgründen. Er bliebe nur länger, falls Schmitts Nachfolger erst nach September anfinge, eine Vakanz entstünde. Hat Reinke die Geschäfte übergeben, geht also die Suche nach seinem Nachfolger los. (mhe)

Doch diese Geschichte hat viel Geld gekostet. Etwa 193 Millionen Euro haben die Kölnbäder in die Modernisierung, Instandsetzung und Reparatur der anfangs teils maroden Bäder investiert, um sie auch für den Schul- und Vereinssport fit zu machen. Die Tilgung der geliehenen Summen kostet Geld, pro Jahr in 2016 etwa 6,45 Millionen Euro. Geld, das auf die Bilanz drückt, jährlich macht das Unternehmen im Schnitt 19 Millionen Euro Minus. Über gut laufende Betriebe innerhalb der Stadtwerke wie die Rheinenergie wird das Ergebnis laut Schmitt ausgeglichen. „Die städtischen Bäder gehören zur Daseinsvorsorge wie Museen oder der Öffentliche Personennahverkehr“, sagt Schmitt. Um kostendeckend zu arbeiten hätte 2016 jeder der 2,49 Millionen Gäste je 7,08 Euro mehr zahlen müssen (siehe Tabelle). Heißt: Ein Erwachsener würde fürs Schwimmen im Lentpark aktuell statt 4,60 Euro dann 11,68 Euro zahlen.

Angesichts bis zu 200.000 prognostizierter neuer Einwohner sagt Schmitt zur Frage neuer Schwimmbäder: „Der Druck ist noch nicht massiv.“ Jedes neue Bad bedeute erstmal steigende Verluste aufgrund der Investitionen. „Das entscheidet die Politik.“

Rundschau abonnieren