Mit DachterrasseSo soll Kölns Zentralbibliothek künftig aussehen

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Kaffeebereich und Terrasse

Köln – Mehr junge Leute, möglicherweise eine Verdopplung der Besucherzahlen und eine Dachterrasse mit Domblick: Die Stadt Köln hat am Dienstag ihre Pläne für die neue Zentralbibliothek präsentiert, die ab 2023 komplett saniert wird. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist anders und neu?

Die Leiterin der Bibliothek, Hannelore Vogt, sagte: „Die Bibliothek sollte keine Aneinanderreihung von Regalen werden.“ Stattdessen soll es viele verschiedene Aufenthaltsorte geben, und zwar nicht als Überbleibsel, sondern als geplante Räume, die wichtig sind – unter anderem, weil die Besucher mittlerweile länger in der Bibliothek verweilen.

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Der Kreativbereich 

In der obersten Etage soll es einen Raum mit Klavier geben, zudem eine Terrasse mit Domblick. Der Eingang wird von der Nord- auf die Ostseite verlegt, ein Café eingerichtet. Weniger stationäre PC-Arbeitsplätze sind geplant, vielmehr sollen die Besucher Laptops und Ipads ausleihen und sich im Gebäude verteilen können.

Welche Idee steckt dahinter?

Der niederländische Architekt Aat Vos hat erst während der Planung übernommen, das kostete viel Zeit und Geld. Doch Vos hatte schon die Stadtteilbibliothek in Kalk umgestaltet, deshalb hatte Baudezernent Markus Greitemann 2019 gesagt: „Das hat sich in diesem Fall aber absolut gelohnt, es wäre fahrlässig gewesen, es nicht zu tun.“

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Der Kaffeebereich

Vos begreift die Bibliothek als dritten Ort, die ersten beiden sind Wohnung und Arbeitsplatz. Vos sagte: „Die Welt verändert sich, wir entdecken, wie wichtig es ist, zusammen zu sein, vor allem durch Corona.“ Die Bibliothek soll ein Ort der Begegnung sein. Vos sagte: „Was ist eine Bibliothek? Ein Bücherhaus? Nein.“

Gibt es typisch kölsche Ideen?

Auf der zweiten Etage hat Vos die Gestaltung der Innenwände teils an Kölner Bauten angelehnt: Zum einen an die charakteristische Fassade des Kolumba-Museums sowie an das Dom-Fenster von Gerhard Richter.

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Der Infopoint 

Wer sind die Zielgruppen?

Vos hob zwei Gruppen hervor. Erstens: Menschen, die ihre Wohnung selten verlassen könne, weil sie sich Konsum kaum leisten können. Zweitens: Jugendliche, die über ihr Smartphone vernetzt sind. Laut Vos ersetzt das aber nicht reale Beziehungen. „Wir versuchen, einen Ort zu schaffen, der cooler ist als ein Chatroom. Wir wollen eine Bibliothek, die schöner ist als der Starbucks um die Ecke.“

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Die Abteilung Reisen und Sprachen

Was ist mit Kindern und Familien?

Die Kinderbibliothek zieht in die erste Etage. Laut Vogt sind in der Pandemie viele junge Familien sonntags in die Bibliothek gekommen. Nun soll es Kinderwagen-Parkplätze und Wickeltische geben, „das soll ein quirliger Ort werden“, sagte Vogt. Trotzdem sind weiter über die vier Etagen Plätze mit mehr Ruhe vorgesehen.

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Der Bereich für Kinder

Was erhofft sich die Stadt Köln?

Dass die Bibliothek ihre Besucherzahlen steigert. Üblicherweise kommen 1,2 Millionen Gäste pro Jahr. Vos nannte aber Oslo als eine Beispiel, was möglich sein kann. „Eine hundertprozentige Steigerung ist nicht unnormal“, sagte er. Für Köln hieße das: 2,4 Millionen Besucher. Wie realistisch das ist, wird sich zeigen.

Zahlen und Daten im Schnell-Überblick

2027 soll die Sanierung der Zentralbibliothek am Neumarkt voraussichtlich abgeschlossen sein (kleines Foto). Das Haus stammt von 1979 und muss dringend überholt werden. Aktuell verhandelt die Stadt Köln mit Generalunternehmern, wer letztlich die Arbeiten übernimmt, Baubeginn soll bis März 2023 sein.

81,15 Millionen Euro sind für die Sanierung eingeplant, darin enthalten ist ein Risikopuffer von 10,21 Millionen Euro für unvorhergesehene Probleme beim Bauablauf. Die Erfahrung bei städtischen Baumaßnahmen zeigt, dass diese Kosten fast immer aufgebraucht werden.

2023 soll dann der Umzug in die Interimsheimat auf der Einkaufsstraße Hohe Straße über die Bühne gehen (Foto unten). Das Haus mit der Nummer 68-82 steht rund 800 Meter entfernt von der Zentralbibliothek. Die Miete soll je nach Dauer der Nutzung zwischen 15 und 29 Millionen Euro betragen. (mhe)

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