Mit Mund-Nase-SchutzErster Straßenstrich in Köln bald wieder geöffnet

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Eine Prostituierte wartet auf Kundschaft

Köln – Der betreute Straßenstrich an der Geestemünder Straße in Niehl ist der erste in NRW, der nach dem coronabedingtem Verbot wieder öffnet. Infolge der Coronaschutzverordnung war die Arbeit in allen Prostitutionsbetrieben bundesweit seit 22. März untersagt. Am Dienstag hat nun das Oberverwaltungsgericht Münster entschieden, Sex-Arbeit unter strengen Hygiene- und Schutzverordnungen wieder zu erlauben.

Entsprechendes Hygienekonzept muss vorgelegt werden

Und öffnen möchten viele: Beim Kölner Gesundheitsamt meldeten sich alleine in der Stunde nach der Urteilsverkündung drei Bordellbetreiber. Sie müssen der Behörde jedoch vor einer Wiederinbetriebnahme erst ein entsprechendes Hygienekonzept vorlegen. Dass auf dem Straßenstrich in Niehl schon in ein paar Tagen wieder gearbeitet werden darf, liegt vor allem an der Arbeit des Sozialdienst katholischer Frauen. Schon im August, lange vor den Urteil des OVL, hatte der SkF bereits mit Gesundheitsamt, Ordnungsamt und Polizei ein Hygienekonzept für das Areal ausgearbeitet.

Von der Stadt und dem SkF betreut

Das Modellprojekt auf der „Geeste“ im Kölner Norden wird seit 2001 von der Stadt und dem SkF betreut. Prostituierte finden dort einen geschützten Arbeitsplatz, können Hilfsangebote und medizinische Versorgung in Anspruch nehmen. Das Covid-19 Schutz- und Hygienekonzept erklärt nun auf vier Seiten, wie sich Sexarbeiterinnen und Freier dort ab sofort zu verhalten haben. Unter anderem muss von allen Personen durchgehend ein Mund-Nase-Schutz getragen werden, die Begrüßung in der sogenannten „Anbahnungszone“ muss mit 1,5 Metern Abstand stattfinden. Bevor es zur sexuellen Dienstleistung in den „Verrichtungsboxen“ kommt, muss die Sexarbeiterin Namen und Handynummern der Kunden in einer Liste festhalten. Auf dieser steht auch ihr realer Name und ihre Telefonnummer. Die Listen werden in einem geschlossenen Umschlag mit dem Pseudonym der Prostituierten und dem Datum versehen in einem Briefkasten vor Ort aufbewahrt. So können im Fall einer Covid-19-Infektion alle Kontaktpersonen zurückverfolgt werden.

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An Eigenverantwortung wird appelliert

Das Gewerbe lebe zwar von Diskretion, man gehe jedoch nur von wenigen Falschangaben aus. „Wir rechnen nicht mit mehr als sieben Prozent“, sagt Gesundheitsamtsleiter Dr. Johannes Nießen. So hoch sei auch die Zahl der „Micky Mäuse“ auf den Aussteigekarten von Reiserückkehrern. „Wir appellieren an die Eigenverantwortung der Beteiligten.“ An der Geestemünder Straße bestehe zudem ein besonderes Vertrauensverhältnis, es gebe viele Stammkunden. „Man wird damit leben müssen, dass es Lücken gibt.“

Auf dem fußballfeldgroßen Areal wird zur Kontrolle der Hygieneregeln immer einer der Kooperationspartner vor Ort sein, Mitarbeiter des SkF oder des Ordnungsamts. Das Gesundheitsamt wird dort neben regelmäßigen Sprechstunden auch freiwillige Corona-Tests für Prostituierte anbieten.

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„Natürlich findet Prostitution aktuell statt“, sagt Monika Kleine, Geschäftsführerin des SkF Köln. Die Frauen seien in illegalen Bordellen in Wohnungen oder auf der Straße jedoch Gewalt und Missbrauch schutzlos ausgeliefert. „Uns hat sehr bewegt, was wir in der Beratung der Frauen in dieser Zeit erlebt haben. Viele haben nicht ausreichend zu Essen oder sind wohnungslos.“

Kleine übergab das Hygienekonzept gestern an die für das Prostitutionsschutzgesetz zuständige NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (CDU). Sie unterstützt die Wiederaufnahme der Sex-Arbeit. Es sei gefährlich, ein Prostitutionsverbot „durch die Hintertür“ einzuführen, so die Ministerin: „Es treibt Frauen in die Dunkelheit.“ Die Landespolitik berate noch über eine einheitliche Regelung für Bordelle und Straßenstriche.

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