Mit Tipps der ExpertinWarum sich derzeit viele Fledermäuse in Köln verirren

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Fledermaus

Eine Fledermaus sollten Laien keineswegs einfach anfassen. 

Köln – Nicht nur im Justizzentrum sind Juristen in diesem Sommer von Fledermäusen überrascht worden (die Rundschau berichtete). Rund fünf Kilometer entfernt staunten die Rechtsanwältinnen Sabrina Buelli und Lena Retschkemann nicht schlecht, als kleine Besucher in den Stuckdecken ihrer hohen Kanzleiräume saßen. „Wir stellten fest, dass es eine Fledermaus-Hotline und jede Menge Infos rund um Fledermäuse in Häusern gibt“, so Sabrina Buelli. Mit gutem Grund – denn Fledermäuse in Gebäuden sind aktuell keine Seltenheit.

Ruf nach der Gruppe

Warum das so ist, weiß Susanne Roer. Sie ist Fledermausexpertin und betreut die Auffangstation, die von der Stadt Köln installiert wurde. „Wenn die Jungen flügge werden und es gleichzeitig sehr heiß ist, dann kann es passieren, dass die Jungtiere, die noch nicht sehr orientiert sind, sich in Häuser verirren“, berichtet sie. Die Tierchen suchen nach neuen Unterschlüpfen, wenn sie es etwa unter Dachziegeln oder in Spalten von Blechverkleidungen zu heiß wird. Auf ihrer Suche können Jungtiere versehentlich durch ein gekipptes Fenster schlüpfen. „Wenn ein Tier sich verflogen hat, ruft es die Gruppe nach. Wir Menschen können das nicht hören“, so Fledermausexpertin Roer. Daher kann es passieren, dass – wie in der Kanzlei am Hansaring – plötzlich etwa ein Dutzend Tiere sich heimisch einrichtet. Beliebte Verstecke sind Bücherregale, Vorhänge oder Nischen hinter Rohren.

Vielflieger

Wie Zugvögel durchqueren Fledermäuse auf dem Weg zu ihren Winterquartieren unterschiedliche Klimazonen. Sie können je nach Art 1500 bis fast 2500 Kilometer zurücklegen, vermeldet der Landesfachausschuss Fledermausschutz NRW. Seit 1997 laden in vielen Ländern Naturschutzorganisationen zur „International Batnight“ der Initiative European Bats ein.

Der abendliche Weg zum Adenauer Weiher lohnt sich aber auch an anderen Tagen: „Dort haben die Fledermäuse gute Bedingungen und man kann sie ab der Dämmerung beobachten“, verrät Expertin Susanne Roer.

fledermausschutz.de

Zwischen Mitte August und Mitte September ist die Zeit der verirrten Fledermäuse. In diesen Wochen ist Susanne Roer zum Abend und zur Nacht hin manchmal mehrere Stunden lang damit beschäftigt, die kleinen Säuger aus Räumen zu holen, die nicht für sie bestimmt und geeignet sind. In ihrer Auffangstation bringt sie sie, wenn nötig wieder zu Kräften und wildert sie dann baldmöglichst wieder aus. „Es sind sehr individuelle Tiere. Sie faszinieren und berühren mich immer wieder“, sagt sie: „Eine wollte zum Beispiel nicht fliegen. Ich habe sie nach draußen getragen, dann kam eine andere und flog ganz dicht an ihr vorbei, als wollte sie sagen: ,Komm mit!’ Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Fledermäusen, aber ich mache immer wieder neue Beobachtungen“, erzählt sie.

Fledermaus nachts

Eine Fledermaus auf nächtlicher Tour 

Mit Sorge blickt sie auf die schlechter werdenden Lebensbedingungen der Fledermäuse. Weil diese Insekten fressen, reduziert das anhaltende Insektensterben drastisch ihr Nahrungsangebot. Auch die Klimaerwärmung kann für die Tierchen, die nur fünf Gramm wiegen, im Sommer lebensgefährlich werden. Außerdem gehen den Fledermäusen durch das Abholzen alter Bäume, teilweise auch durch bauliche Gegebenheiten an Gebäuden, Aufenthaltsplätze verloren.

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Wer die Lebensbedingungen von Fledermäusen verbessern möchte, kann zum Beispiel Pflanzen setzen, die nachts duften: Wiesensalbei, Moschus-Malve, Königskerze, Seifenkraut, Nachtviole und Duftnachtkerze. Weil in der Natur alles ineinandergreift, spielt aber auch der tägliche Konsum eine Rolle. „Fledermausschutz beginnt eigentlich mit dem Blick auf den eigenen Teller“, so die Expertin: „Deswegen ist es wichtig, unsere Nahrungsmittel naturverträglich zu gewinnen.“

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