Mittelalter bis MeTooWallraf-Richartz-Museum zeigt Geschichte der Bilderzeugung

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Die Susanna von Artemisia Gentileschi, Meisterin der italienischen Barockmalerei. Sie bewegte sich in einer Männerdomäne, prozessierte gegen ihren Vergewaltiger Agostino Tassi.

Köln – Unter dem Titel „Susanna“ spannt das Wallraf Richartz Museum im kommenden Jahr den Bilderbogen einer Frau vom Mittelalter bis MeToo. „Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt“, so das WRM, seien schon seit Jahrhunderten in der Malerei verhandelt worden. „Die biblische Erzählung der Nötigung der Susanna durch zwei Richter übt schon seit dem Mittelalter großen Einfluss auf die Kunst aus.“ Fälschlicherweise wurde Susanna, eine hebräische Ehefrau in Babylon, beschuldigt, Ehebruch begangen zu haben.

Die Richter beobachten sie beim Baden und drohen ihr, das Gerücht der Untreue zu verbreiten, sollte sie sich weigern, sexuell mit ihnen zu verkehren.

Unterschiedliche Deutung in rund 90 Leihgaben

Die Sonderausstellung, die Ende Oktober vier Monate mit rund 90 Leihgaben aus internationalen Häusern exklusiv in Köln läuft, will aus der Perspektive von Malern wie Artemisia Gentileschi, Anthonis van Dyck, Eugène Delacroix, Édouard Manet oder Lovis Corinth unterschiedliche Deutungen der biblischen Erzählung aufzeigen. Auch die Frage, wie sich stilistische Vorlieben niederschlagen und wie sich die Nachfrage auf dem Kunstmarkt wandelt, soll die Schau behandeln. Den historischen Werken stehen Arbeiten der zeitgenössischen Künstlerinnen Kathleen Gilje und Zoe Leonard gegenüber.

Artemisia Gentileschi, Meisterin der italienischen Barockmalerei, bewegte sich in einer Männerdomäne, prozessierte gegen ihren Vergewaltiger Agostino Tassi. Als sie das Gemälde mit der Darstellung der Susanna 1610 malte, war sei erst 17 Jahre alt. Sie wurde als Malerin gefeiert, nach ihrem Tod wurde es jedoch leise um sie, Kunsthistoriker führen das auch darauf zurück, dass zahlreiche ihrer Werke fälschlicherweise ihrem Vater zugeschrieben wurden. Neben der Sonderausstellung gibt es verschiedene Jahrespräsentationen, mit denen das WRM im kommenden Jahr aufwartet.

Teile der „Karlsruher Passion“ ab Ostern ausgestellt

Pünktlich zu Ostern treffen die sieben Tafelbilder der spätgotischen „Karlsruher Passion“ aus der Passionsgeschichte Christi ein. Jüngste Forschungen legen die Vermutung nahe, dass der Straßburger Hans Hirt sie gemalt hat. Der Zeitgenosse Stefan Lochners ist in seiner Erzählkunst wegweisend. Indem bestimmte Figuren wiederholt auftauchen, verbindet Hirtz die Tafeln miteinander.

„Bildübergreifende Landschafts- und Architekturdarstellungen sorgen zudem für räumliche Kontinuität“, erklärt das WRM. So erzähle die legendäre „Gefangennahme Christi“ aus dem Fundus des Wallraf-Museums in der Mittelalterabteilung des Hauses zusammen mit den sechs Tafeln aus der Karlsruher Kunsthalle wieder die ganze Passionsgeschichte.

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Ab Juni gibt es unter dem Motto „Sensation des Sehens“ Schattenspiele, Wunderlaternen, Stroboskopscheiben und Rätselbilder zu bestaunen. Sie stammen aus der Werkstatt der Brüder Lumière, die 1896 erstmals bewegte Bilder aufnehmen und abspielen konnten. Und hier wiederum kommt der Filmregisseur Werner Nekes ins Boot, aus dessen umfangreicher Sammlung die „Bewegtbilder“ stammen.

Der Regisseur aus Mülheim an der Ruhr trug eine Mediengeschichte der vergangenen vierhundert Jahre, seine 25 000 Objekte umfassende „Geschichte der Bilderzeugung“ zusammen.

Wunderkammer im Fenstersaal

Das Wallraf-Richartz-Museum schafft die Verbindung aus der Sammlung Nekes mit eigenen Werken, dabei unterstützt die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln. In drei aufeinander folgenden Ausstellungen treffen die Bilder auf Gemälde des Mittelalters, Barock und Neuzeit. Eingeläutet wird das im Sommer unter dem Titel „Die Sammlung Nekes – Vol. 1 Barock“. Dafür wird im Fenstersaal der Barockabteilung eine Wunderkammer errichtet.

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