Wolter sprach beim CSD in KattowitzMorddrohung gegen Kölner Bürgermeister

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt

Bürgermeister Andreas Wolter sprach bei der Kundgebung.

Kattowitz – Kann denn Liebe Sünde sein? Andreas Wolter versucht immer wieder, den Gegenbeweis anzutreten. Seit Jahren engagiert sich der grüne Bürgermeister bei Kundgebungen für die Rechte von Homosexuellen. Und zwar nicht nur in seiner Heimatstadt, wo die Parade zum Christopher Street Day (CSD) Züge eines Karnevalsumzuges trägt, sondern auch in Cluj (Rumänien), in Istanbul oder in Polen, wo sich gleichgeschlechtliche Paare schweren Repressalien ausgesetzt sehen.

Am Wochenende sprach Wolter beim Gay-Pride in Kattowitz – und erhielt auf seinem städtischen Mailaccount eine Morddrohung. „Dafür wirst Du mit deinem Leben bezahlen“, heißt es in einer Hassmail. „So etwas ist mir noch nicht passiert“, sagte Wolter der Rundschau. In Absprache mit  polnischen Freunden habe er in Kattowitz bei der Polizei Anzeige erstattet.

Wolter als Begleiter von Henriette Reker

„Marsch für Gleichheit“, heißt die Bewegung in Kölns polnischer Partnerstadt. Schon der Titel ist vorsichtig gewählt, denn im östlichen Nachbarland ist es keine Selbstverständlichkeit, dass  Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle (LGBT) für Gleichberechtigung demonstrieren. Erst im Juli war die erste Gay-Pride-Parade in Bialystok im Nordosten des Landes von Gewalt überschattet worden. Hooligans hatten die 800 Teilnehmer mit Steinen, Böllern und Flaschen angegriffen.

Alles zum Thema Henriette Reker

Wolter reiste nun als offizieller Vertreter von Oberbürgermeisterin Henriette Reker nach Polen. Mit dabei waren Ehrenamtliche, die unter anderem die CSD-Organisatoren von KLuST, die Aidshilfe oder der schwul-lesbischen Sportverein SC Janus vertraten. „6000 Menschen waren auf der Straße“, berichtet Wolter, die Sicherheitsmaßnahmen seien „gespenstisch“ gewesen: „Alle zehn Meter begleitete uns ein schwer bewaffneter Polizist“.

Grußworte des Kölner Katholikenausschusses

Viele Teilnehmer der Demonstration kämen gar nicht aus der homosexuellen Gemeinschaft, sondern setzten sich für eine offene Gesellschaft ein.  Rund 100 Gegendemonstranten waren ebenfalls auf der Straße. Zuvor war Wolter von Stadtpräsident Marcin Krupa empfangen worden. Nach drei Jahren Unterbrechung fand die Parade zum ersten Mal wieder in Kattowitz statt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit dabei hatte Wolter Grußworte des Kölner Katholikenausschusses: „Leider werden immer wieder die friedlichen Anliegen und die fröhlichen Feiern der LGBT von homophober Gewalt überschattet“, schrieb der Vorsitzende, Gregor Stiels. Der evangelische  Pfarrer Markus Herzberg (Antoniterkirche)  teilte mit: „Leider steht die Kirche in Polen nicht an eurer Seite und kämpft mit euch gemeinsam für Vielfalt und Liebe, sondern sie schürt den Hass und die Verachtung. (...) Mit besten Wünschen für einen friedlichen CSD.“

Die Polizei versuche nun die Identität des  Absenders zu prüfen und die IP-Adresse zu ermitteln, sagt Wolter weiter.  Er werde sich auch künftig nicht einschüchtern lassen.

Rundschau abonnieren