Mordkommission ermitteltKölner Seniorin stirbt nach Schmerzmittel-Injektion

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Spritze dpa

Eine Spritze (Symbolbild)

Köln – Tragischer Fall in einem Seniorenheim in der Südstadt: Eine Pflegerin soll einer schwer kranken Rentnerin eine zu hohe Dosis Schmerzmittel gegeben und damit möglicherweise ihren Tod verursacht haben. Jetzt ermittelt die Mordkommission wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Dies teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagmittag mit. Die 87-Jährige war am Sonntag in dem Seniorenwohnheim gestorben.

Nach derzeitigem Sachstand habe die 52 Jahre alte Pflegerin der Frau kurz nach Mitternacht eine zu hohe Dosis eines ärztlich verordneten Schmerzmittels injiziert, sagte ein Polizeisprecher. Altenpfleger hätten die behandelnde Ärztin verständigt, doch diese habe nur noch den Tod feststellen können. Das Obduktionsergebnis steht noch aus. In dem laufenden Verfahren sollen nun die genauen Umstände des Todes der Patientin geklärt werden.

Ergebnis des Gutachtens womöglich erst in einigen Monaten

Der Polizeisprecher sagte, es könne durchaus auch sein, dass die Pflegerin unschuldig sei. Ob die Verdächtige sich zu dem Fall geäußert hat, teilten die Ermittler nicht mit. Wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sagte, soll in einem chemisch-toxilogischen Gutachten geklärt werden, welches Schmerzmittel der Frau verabreicht wurde. Mit einem Ergebnis dieses Gutachten sei nicht in Kürze zu rechnen. „Es ist ein aufwendiges Verfahren. Vermutlich erst in mehreren Monaten wird das Ergebnis der Untersuchung vorliegen“, sagte Bremer der Rundschau.

Der Träger des Seniorenzentrum teilte auf Anfrage mit, dass in dem Haus eine Bewohnerin aus bisher ungeklärten Gründen verstorben ist: „Das bedauern wir zutiefst“. Wegen den laufenden Ermittlungen der Behörde machte ein Sprecher keine weiteren Angaben. „Selbstverständlich werden wir Polizei und Staatsanwaltschaft bei ihrer Arbeit nach Kräften unterstützen“, hieß es weiter.

Vier-Augen-Prinzip gilt bei der Medikamentenvergabe

Wie sorgen Altenheime für die korrekte Gabe von Medikamenten? Für Peter Gauchel, Einrichtungsleiter der Sozialbetriebe Köln in Riehl, sind dabei ausgebildete Fachkräfte das A und O. Er beschreibt beispielsweise die Abläufe in seinen Häusern: „Grundsätzlich müssen die Medikamente durch einen Arzt verordnet werden.“ Dann werden sie von Vertragsapotheken geliefert, von Pflegefachkräften angenommen, geprüft und gelagert. „Im Jahr gibt es mehrere vorgeschriebene Schulungen für den Umgang mit Medikamenten“, sagt Gauchel. Dort erfahren die Mitarbeiter zum Beispiel, welches Medikament in den Kühlschrank gehört.

Beim Bereitstellen der Tabletten in der vom Arzt verordneten Zahl gelte das Vier-Augen-Prinzip: Eine Fachkraft zählt die Tabletten ab in eine kleine Dose. Die nächste Fachkraft, die nun dem Bewohner seine tägliche Dosis geben soll, prüft noch einmal nach, ob die bereitgestellten Medikamente der ärztlichen Anordnung in der Bewohnerdokumentation entsprechen.

Kontrollen durch Apotheken, Medizinischen Dienst und Heimaufsicht

„Beides dürfen bei uns nur examinierte Fachkräfte machen“, sagt Gauchel. Und das auch in der Nacht. Denn die hätten in der Ausbildung Medikamentenlehre gehabt und verinnerlicht, dass sie sich immer vergewissern müssen, ob sie dem richtigen Patienten zur richtigen Zeit das richtige Medikament geben, und das auch in der richtigen Form. Wird ein Mittel injiziert, entfällt der Schritt des Medikamentenstellens: „Meist öffnet dieselbe Fachkraft die Ampulle und zieht die Spritze auf, die dann die Spritze verabreicht.“

Letztlich müsse die Pflegekraft, die das Medikament gibt, aufmerksam gegenüber dem Zustand des Bewohners sein: „Wenn sie meint, das Mittel ist dem Patienten nicht zuträglich, muss sie den Arzt informieren.“ Ob die Medikamente richtig gestellt werden, kontrolliert die Apotheke halbjährlich, die Heimaufsicht und der Medizinische Dienst jährlich mit unangekündigten Kontrollen. In einigen Häusern ordern die Sozialbetriebe die Medikamente mittlerweile digital in der Apotheke, dort werden sie automatisch dosiert und in Plastik eingeschweißt. Diese Blister gehen dann ans Heim – mit der individuellen Dosis für den Patienten.

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