Dellbrückentag KölnClownfrauen und viele Überraschungen

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Als „Rattenfänger von Dellbrück“ lockte Freerk Zeijl die Menschen mit seiner Flötenmusik.

Dellbrück – Junge Frauen, die an Tüchern in einem Baum schweben, ein pensionierter Gürzenich-Orchester-Flötist als Rattenfänger von Dellbrück, ein Gedicht op Kölsch von einem Spielplatz-Kletterturm aus vorgetragen und Clownfrauen mit Führungsqualitäten – das waren einige der prägenden Elemente des Dellbrückentages, der auch in diesem Jahr großen Anklang fand. Zum zweiten Mal hat Ingo Müller-Becker an einem Brückentag diesen Stadtteilspaziergang organisiert, der gemeinsames Wandern durchs Viertel mit Naturerleben und einem Kulturprogramm aus Musik, Artistik und Literatur verbindet. Den Dellbrückern die Begegnung mit Kulturschaffenden aus ihren Reihen zu ermöglichen und ihren Stadtteil einmal aus anderer Perspektive wahrzunehmen, ist der Grundgedanke der Aktion, die der Rundfunksprecher, Dramaturg und Regisseur Müller-Becker im letzten Jahr startete.

Beim ersten Mal traf der Titel Dellbrückentag doppelt zu: Die Brücken über die kleinen örtlichen Gewässer standen als Aktionspunkte im Mittelpunkt. Diesmal führte die Wanderung von Spielplatz zu Spielplatz. Den Weg dahin wiesen als bunte Moderatorinnen die Clowninnen Carola Buschmann (Schnuppi) und Jeanette van de Meer (Rosine), die beide eine Ausbildung in der Clownschule für Frauen in Dellbrück absolviert haben. Launig sorgten sie auf der Tour für sichere Straßenquerungen und hatten für jeden ein offenes Ohr. Und sie achteten darauf, dass die zwei Luftballons, die mit einer geheimen Botschaft an jeder Station deponiert waren, von verantwortungsbewussten Wanderern mitgenommen wurden.

Ganz zu Anfang hatte allerdings Freerk Zeijl mit Flöte und grünem Rattenfänger-Hut auf dem Kopf die Menschen zum Mitspazieren auf die knapp sechs Kilometer lange Strecke gelockt. Das sei doch „die richtige Aufgabe“ für einen Musiker im Ruhestand, meinte er lachend. Er wohnt in Dellbrück und findet den Dellbrückentag „einfach toll“. Immer länger wurde die Menschenschlange, die ihm folgte – später waren es an die 150 Teilnehmer, darunter viele Familien mit Kindern.

Mit vielen Überraschungen wurden die Besucher beglückt

Auf dem Weg zu den Spielplätzen stießen sie immer wieder unverhofft auf bunte Stelzenläufer vom Zirkus Torkelini des Kinderdorfs Bethanien in Refrath und Einradfahrer der Gesamtschule Holweide. Überraschungen hielten auch die Programmpunkte auf den Spielplätzen parat. So hatte sich das das Trio Gertraud Thalhammer (Sopran), Mathias Hudelmayer (Cello) und Rafael Stolarski (Gitarre) am Spielplatz Kopischstraße einen Müllcontainer als Bühne erkoren und brachte mit „Somewhere over the Rainbow“ so manchen zum leisen Mitsingen. Später war der Cellist noch einmal auf dem Spielplatz Brambachstraße zu hören - auf einem Klettergerüst - und lieferte von dort die gefühlvolle Begleitmusik für die beiden Artistinnen Kira Paas und Rahel Fischer. Scheinbar schwerelos tanzten sie an Vertikaltüchern hoch oben in einem Baum. Beide haben das Training in einem Kinder- und Jugendzirkus begonnen, erzählte Kira Paas, die ihre Leidenschaft als Artistin und Zirkuspädagogin zum Beruf gemacht hat.

Erfahrene Profis fanden sich auch neben dem Spielplatz Wiesenstraße mit den Gitarristen Holger Ruchatz, Merlin Grote und Rafael Stolarski. Der eine lebt in Dellbrück, der andere hat hier seinen Proberaum, und der dritte betreibt hier eine Werkstatt für Gitarrenbau. Sie waren gern Teil dieses Projektes. Viel Lob gab es auch von den Teilnehmern: „Fantastisch, es bringt auf ganz besondere Art die Generationen zusammen“, war zu hören. Wie viele andere freute sich Judith Bach, die seit fünf Jahren in Dellbrück lebt, über „die vielen Stellen, an denen wir vorbeigekommen sind und die ich bisher gar nicht kannte“.

Auf dem Spielplatz Strundener Straße löste Rudolf Meier, Experte für die kölsche Sproch, das Rätsel der Luftballon-Botschaften. Es waren jeweils Zeilen eines Gedichtes über die Dellbrücker Hauptstraße, geschrieben vom Dellbrücker Schmiedemeister und Mundartdichter Gustav Wodarczyk (1931 – 1985). Er liege auf dem Friedhof an der Thurner Straße begraben, und seine mittlerweile 93-jährige Witwe wohne noch immer in der Hauptstraße, so Meier.

Lautstark ging der Kultur-Spaziergang am Spielplatz Rommerscheider Straße zu Ende: Schlagzeuger Alex Bernath spielte gegen die vorbeifahrenden Straßenbahnen an und setzte damit einen fulminanten Schlusspunkt unter den zweiten Dellbrückentag, mit dem sich Organisator Ingo Müller-Becker sehr zufrieden zeigte.

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