Einsatz auf Keupstraße in Köln-MülheimGroßrazzia wegen des Verdachts auf Geldwäsche

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Razzia Keupstraße

Einsatz auf der Kölner Keupstraße

Köln – Die Ermittler kamen am frühen Mittwochmorgen und blieben stundenlang. Vermummt und schwer bewaffnet mit Maschinenpistolen begaben sich die Fahnder auf die Spur des schmutzigen Geldes. Im großen Stil soll sich eine Bande ein florierenden Geldwäschesystem aufgebaut haben – mit der Razzia holten die Beamten zum Gegenzug aus und beendeten die Machenschaften. Mehr als 600 Beamte waren dabei bundesweit im Einsatz.

Keupstraße als zentraler Ort

Einer der zentralen Orte der Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen war die Keupstraße im Kölner Stadtteil Mülheim. Auf der türkisch geprägte Meile gingen die bewaffneten Ermittler in Juweliergeschäften ein und  aus. Damit Passanten nicht sehen sollten, was genau passiert, hatten die Fahnder große Schutzwände mitgebracht. Und wenn die Juweliergeschäfte nicht offen hatten, besorgten sich die Ermittler einen Schlüssel und gingen hinein. Den Beamten der Kölner Staatsanwaltschaft und den Ermittlern des Zollfahndungsamtes in Essen ging es darum herauszufinden, wie die florierende Geldwäscheanlage funktioniert. In einem Geschäft wurden Goldbarren in einem Safe gefunden und mitgenommen. Die wertvolle Ware wird nun auf Fingerspuren untersucht. Konkret sollen acht Verdächtige ein illegales Finanztransfersystem geschaffen haben, um „schmutziges“ Geld in den legalen Finanzkreislauf zu schleusen. Gegen die acht Personen lagen Haftbefehle vor. Neben dem Gold wurden Immobilien, teure Autos und Luxusuhren beschlagnahmt, sagte eine Sprecherin des Essener Zollfahndungsamtes.

Schwerpunkt der seit monatelang geplanten Aktion sei Nordrhein-Westfalen gewesen, darunter Köln, Brühl und Bergisch Gladbach. Durchsuchungen gab es auch in Hessen, Baden-Württemberg und Berlin. In Rheinland-Pfalz gab es Aktionen in Altenkirchen, Bad Marienberg, Kaiserslautern und Neuwied. Bundesweit wurden  37 Objekte mit richterlichen Beschlüssen durchsucht. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Es gehe zudem um gewerbsmäßige Geldwäsche und schweren Betrug, teilte die Kölner Staatsanwaltschaft mit.

Doch wie funktionierte das Geldwäschesystem?

Aus Straftaten stammendes Geld soll an Annahmestellen in Deutschland eingesammelt worden sein. Mit dem Geld seien dann hauptsächlich Gold, aber auch andere Edelmetalle gekauft worden. Das Gold sei dann über einen eigenen Logistikbereich von Deutschland in die Türkei exportiert und dort wieder verkauft worden. Auf diese Weise seien die Täter an „sauberes“ Geld mit Herkunftsnachweisen gelangt.

Wie viel schmutziges Geld auf diese Weise gewaschen worden ist, sei noch unklar, sagte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft. Welchen Wert die am Mittwoch beschlagnahmten Immobilien und Wertgegenstände haben, war zunächst noch unklar. Aus welchen Straftaten das gewaschene Geld stammt, wollen die Ermittler aus taktischen Gründen derzeit nicht sagen. Bedeckt hielten sie sich auch bei der Frage, wie sie der systematischen Geldwäsche auf die Schliche kamen. Mit dem sogenannten Hawala-Banking, bei dem Geld ohne Banklizenzen illegal in andere Länder transferiert wird, habe der Fall nichts zu tun. Einen ähnlichen Einsatz gab es im Jahr 2019 in der Weidengasse am Kölner Eigelstein,  damals war auch das Zollfahndungsamtes Essen im Einsatz.

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Auch damals ging es um den Verdacht der Geldwäsche. Langwierige Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft, Zoll und Landeskriminalamtes führten schließlich zu der spektakulären Razzia. „Wir führen ein Strafverfahren gegen sechs Beschuldigte wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Geldwäsche“, teilte damals die Staatsanwaltschaft mit. Es besteht der Verdacht, dass das Geld in die Türkei transferiert werden sollte.  Insgesamt gab es zehn Durchsuchungen, darunter auch die Privaträume der Verdächtigen in Bergheim und Troisdorf.

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