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Interview mit Eva LaukötterIm Kinderhospiz liegt der Fokus auf einer Familie

Lesezeit 3 Minuten
Seit 2015 ist Polizistin Eva Laukötter ehrenamtlich aktiv.

Seit 2015 ist Polizistin Eva Laukötter ehrenamtlich aktiv.

Eva Laukötter engagiert sich ehrenamtlich im Deutschen Kindeshospizverein. Thomas Bläser hat mit ihr über ihre Arbeit dort gesprochen.

Wie lange sind Sie schon ehrenamtlich aktiv?

Seit 2015 engagiere ich mich beim DKHV. Über einen Zeitungsartikel bin ich damals darauf aufmerksam geworden.

Was war Ihre Motivation – ehrenamtliches Engagement in einem Kinderhospiz ist ja durchaus eine Herausforderung?

Ja, das stimmt. Ich wollte gerne etwas völlig Anderes und total Sinnvolles machen – und fand diese Tätigkeit hier einfach interessant. Nach einem Telefonat und Vorabinformationen im Netz und dann persönlichen Gesprächen habe ich mich dazu entschieden, den notwendigen Befähigungskurs hier zu machen.

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Wie sieht ein solcher Befähigungskurs aus?

Mit 90 Stunden Vorbereitung ist dieser Kurs erst mal sehr intensiv. Man bespricht viele Themen, zum Beispiel auch die eigene Vergänglichkeit betreffend. Doch nicht nur das Thema Tod ist wichtig, sondern auch, wie man sowohl Nähe als auch Distanz zu solchen Themen aufbaut. So waren wir zum Beispiel auch bei einem Bestatter und haben viel mit anderen bereits ehrenamtlich engagierten Menschen im Verein gesprochen. Die erzählen dann natürlich vom Arbeitsalltag mit den Kindern und Familien, informieren, geben Tipps. Die Gespräche mit den Ehrenamtlern haben das Ganze für mich plastischer, greifbarer gemacht, weil vieles in dem Kurs natürlich sehr theoretisch war.

Wie sieht denn konkret Ihre Arbeit aus?

Im Verein gibt es drei Ebenen des ehrenamtlichen Engagements. Das ist zum einen die Öffentlichkeitsarbeit, zum anderen die Arbeit mit dem von der Diagnose betroffenen Kind und letztlich die Arbeit mit einem der Geschwisterkinder aus der Familie. Ich habe mich schließlich dazu entschieden, mit einem Geschwisterkind zu arbeiten – auch weil diese oftmals in dieser schwierigen familiären Krisensituation zu kurz kommen in ihren Bedürfnissen. Obwohl das Kind aus der Familie mittlerweile verstorben ist, habe ich immer noch Kontakt zum Geschwisterkind und zur Familie. Wir gehen schwimmen, Fahrradfahren, wir basteln oder backen gemeinsam – allerdings nicht mehr so regelmäßig wie früher.

Man konzentriert sich aber immer auf eine Familie?

Ja, das ist richtig, man betreut jeweils ein Kind aus einer Familie.

Wie sieht die erste Kontaktaufnahme aus bei einer solch schwierigen Herausforderung?

Es gibt natürlich von beiden Seiten aus erst mal eine Kennenlernphase. Beide Seiten haben auch immer die Möglichkeit, die gemeinsame Zusammenarbeit zu beenden, wenn es irgendwie nicht passen sollte.

Geht die Arbeit nicht auch an Ihre persönliche Grenze?

Der Tod der kleinen Schwester von einem Mädchen war auch für mich ein einschneidendes Erlebnis. Mein Beruf als Polizistin hilft mir aber, damit besser umzugehen. Es hat mich aber letztlich schon getroffen und sehr beschäftigt, aber sowohl die Familie als auch ich haben einen Weg gefunden, jeweils damit umzugehen. So spricht die Familie beispielsweise ganz offen darüber, klammert das Geschehene nicht aus.

Der Verein

Den Deutschen Kinderhospizverein (DKHV) gibt es seit 1990. Er hat bundesweit über 20 ambulante Kinder- und Jugendhospizdienste. Einen davon gibt es im Stadtteil Holweide. Der Standort Ost hat aktuell Kontakt zu 30 Familien, deren Kinder lebensverkürzend erkrankt oder bereits verstorben sind.

42 ehrenamtliche Mitarbeiter begleiten die Familien, die sowohl im Kölner Osten als auch in Bergisch Gladbach leben. Als ambulanter Hospizverein besuchen sie die Familien und deren Kinder zu Hause.

Den Bedürfnissen der Familien entsprechend entwickelt der Verein Ideen und Konzepte, um bestmögliche Lebensqualität für die Kinder zu erzielen. Neben den Ehrenamtlern sind drei Mitarbeiterinnen hauptamtlich in Holweide zuständig. (tbl)

Kontakt: Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Köln, Standort Ost, Heinz-Kühn-Straße 41, 51067 Köln, Telefon: 02 21/29 73 16 94, E-Mail: koeln-ost@deutscher-kinderhospizverein.de www.akhd-koeln.de

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