Kein Fleisch, nur Bio-ProdukteMülheimer Kita setzt auf vegetarische Ernährung

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Sonja Grüger, die Leiterin, und Angela Costrau, die Köchin stecken hinter den gesunden Gerichten.

  • Jeder Tag ist im Fröbel-Kindergarten Villa Charlier in Mülheim Veggie-Tag.
  • Die Köchin schaffte es nach einer kurzen Fortbildung von der Großküche hinter die Kita-Theke.
  • Der Ernährungs-Trend hat aber vor allem ganz praktische Gründe.

Köln-Mülheim – „Die schmeckt wie bei uns zu Hause“, meint Louis. „Das glaube ich nicht“, sagt Köchin Angela, die gerade Teig ausrollt. Im Fröbel-Kindergarten Villa Charlier wird es heute Pizza geben. Aber ohne Salami, dafür mit Vollkornmehl: Im neuen Kindergarten in Mülheim gibt’s nur Bio und kein Fleisch.

Angela Costrau kocht hier seit der Eröffnung im Februar. Vorher leitete sie eine Krankenhausküche. Während sie in der Großküche Hackfleisch briet, biss ihre Tochter im Bergisch Gladbacher Kindergarten in Frikadellen aus Grünkern, und das mit Genuss.  Dabei sei sie ein Kind, das eher wenig probiert. „Aber was die Köchin in der Pusteblume kochte, hat immer geschmeckt.“

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Pizza mit frisch gemahlenem Mehl

Als sie hörte, dass die Kita-Leiterin in Köln eine neue Fröbel-Kita aufbauen wollte, mit dem gleichen Ernährungskonzept wie in Bergisch Gladbach, bewarb sie sich. Und wechselte – nach einer kurzen Fortbildung im Kindergarten ihrer Tochter – aus der Großküche hinter die Kita-Theke der Villa Charlier.

Davor stehen häufig Kinder auf kleinen Stühlen und schauen ihr zu. Wie Dogukan: „Hier riecht es nach –“,  er schnuppert und beugt sich zu seinem Freund Victor: „Mehl!“ Kein Wunder, denn das hat Angela erst gerade frisch gemahlen: „So gehen weniger Vitamine verloren.“ Schmecken tut’s auch besser. Victor meint, sie würden zu Hause auch immer Pizza machen: „Wenn wir die bestellen, dann machen wir die.“

Ernährungskonzept soll Wissen vermitteln

Sonja Grüger, die Leiterin, die nicht nur die Rezepte, sondern auch die Köchin aus Bergisch Gladbach mitbrachte, möchte mit der Kita-Ernährung auch Wissen vermitteln. „Zuhause essen die Kinder ja viel Fisch und Fleisch“,  sagt Grüger, „aber sie kennen zum Beispiel keine Hirse.“ Außerdem wollten sie das Bewusstsein für Qualität wecken. Für 60 Euro Essensgeld im Monat bekommen die Kinder in der Villa Charlier Frühstück, Mittagessen und Nachmittagssnack. „Dafür können wir kein hochwertiges Fleisch kaufen.“ Obst und Gemüse aus biologischem Anbau schon.

99 Kinder hat die Kita seit Februar aufgenommen, 112 sollen es werden. Bisher kam Sonja Grüger mit dem Ernährungskonzept bei den Eltern gut an. Die muslimischen  zum Beispiel seien froh, kein Schweinefleisch im Essen fürchten zu müssen. Und für ein Mädchen, das kein Gluten verträgt, schafften die Eltern einfach eine eigene Getreidemühle an. Darin mahlt die Köchin Mais und Buchweizen und backt dem Kind sein eigenes Brot.

Gemüse wird raffiniert versteckt

Denn das ist in der Villa Charlier immer frisch und selbst gemacht.  Dazu gibt es Fruchtaufstrich oder Schokocreme, auch von Angela Costrau. Gesüßt wird nur mit Honig, das Eis zum Nachtisch ist aus Fruchtsaft. Auch die Erzieherinnen ziehen mit: Eine hat sich zur Genuss-Botschafterin der Sarah-Wiener-Stiftung fortbilden lassen. Die Star-Köchin kommt heute, um sich die Küche und die Kita vor Ort anzusehen.

In deren Bistro beißen die Kinder jetzt kräftig in die Pizza. „In der Sauce habe ich das ganze Gemüse versteckt“, sagt Angela Costrau. Zwiebeln, Möhren, Zucchini . „Wir brauchen mehr“, melden die Erzieherinnen immer wieder. Auch der Möhrensalat findet Abnehmer: Ben, der schon beim Raspeln die Möhre probiert hat, schüppt sich jetzt kräftig auf. „Lecker!“

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