Mietärger in Köln-MülheimSchimmelwohnung belastet Familie – Kind musste ausziehen

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Selbst am Rahmen der Wohnungstür hat sich Schimmel gebildet.

Köln-Mülheim – Ein unbewohnbares Kinderzimmer, Schimmel am Rahmen der Wohnungstür, in der Küche und im Bad – unter diesen Bedingungen lebt Aysel Alkan in ihrer Erdgeschosswohnung in der Stegerwaldsiedlung. Das Schimmelproblem belastet sie mit Unterbrechungen bereits seit 2015 und ein Ende ist noch nicht in Sicht, weshalb sie mit ihrer Vermieterin, der Dewog, im Streit liegt.

„Anfangs habe ich den Hausmeister informiert. Doch eine Reaktion hat es nicht gegeben“, berichtet die alleinerziehende Mutter. Ihr Kind lebt in der Zwischenzeit, wegen des unbewohnbaren Kinderzimmers, bei Verwandten. So hat sie sich in der Folge direkt an die Zentrale der Wohnungsgesellschaft gewandt.

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In der Küche zieht sich eine Schimmelspur entlang der Frischwasserleitung.

Nach längerer Wartezeit sei auch eine Mitarbeiterin gekommen, die den Schaden begutachtete. Doch: „Weil ich gerade aus der Dusche gekommen war, lag natürlich noch Dunst in der Luft.“ Das Ergebnis war die Einschätzung, es werde zu wenig gelüftet. Alkan: „Dieser Argumentation folgt die Dewog bis heute.“ Dabei lüfte sie drei bis vier Mal täglich: „Ich bin als Pflegerin in einer Corona-Krankenhausabteilung beschäftigt und weiß, wie wichtig das ist.“ Mehrere Male habe die Vermieterin den Schimmel entfernen lassen und neu gestrichen. Doch der Pilzbefall sei nie ganz verschwunden.

Unterstützung von Initiative

Als 2018 im Zuge des Projekts Grow Smarter die energetische Sanierung großer Teile der Siedlung begann, zog Alkan in eine Ersatzwohnung. Dort wurde sie  untergebracht, um eine nachhaltige Schimmelbekämpfung zu ermöglichen. Der Effekt allerdings scheint ausgeblieben zu sein: „Immer wieder sind die gleichen Schäden aufgetreten.“ Alkan wirft ihrer Vermieterin vor, lediglich oberflächlich gegen den Schimmel vorzugehen, statt nach den eigentlichen Ursachen zu suchen. Inzwischen liegt sie mit der Dewog im Rechtsstreit und bekommt daneben Unterstützung von der Mieter-Selbsthilfeinitiative Solidaritätsnetzwerk Köln.

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Neben den Küchenschränken geht es bis zur Decke.

Auf die Klagen ihrer Mieterin angesprochen, legt Pressesprecherin Kira Limbrock den Standpunkt der Dewog dar. Es habe in jüngster Zeit mehrere Einschätzungen gegeben. Beim  ersten habe der Gutachter die Schimmelbildung auf das Heiz- und Lüftungsverhalten in Kombination mit den suboptimalen Umständen durch die laufenden Baumaßnahmen, wie häufig offen stehende Haustüren, Austausch von Fenstern, Auskühlung von Hausfluren und mehr zurückgeführt. Bei einem weiteren Gutachten, nach der Sanierung, wurde bestätigt, dass „der Schimmel vollständig und sachgemäß beseitigt worden sei.“

Heizkörper defekt

Doch im Frühjahr 2020 habe Alkan erneut Schimmel gemeldet. Wieder wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, wieder hieß es „dass die Schimmelbildung durch das unsachgemäße Heiz- und Lüftungsverhalten der Mieterin entstanden ist.“ Alkan ist dagegen überzeugt, die Heizung im Kinderzimmer funktioniere gar nicht richtig.

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Sie meldete den Fall bei der Wohnungsaufsicht der Stadt. Diese nahm Mitte April eine Ortsbesichtigung durch eine technische Mitarbeiterin des Amtes für Wohnungswesen vor. Katja Reuter vom Presseamt der Stadt schildert die Ergebnisse: „Das Schadensbild in Küche und Bad könnte auf eine undichte Rohrleitung hinweisen.“ Dies ließe sich jedoch nicht ohne zerstörende Maßnahmen sicher feststellen. „Die Ursache des Schadens muss durch ein Fachunternehmen ermittelt und beseitigt werden“, schreibt sie.

Feuchtigkeit kondensiert

Eine Wärmebrücke – auch  Kältebrücke genannt – ist ein Bereich in Bauteilen eines Gebäudes, der Wärme besser leitet und damit diese schneller nach außen transportiert als angrenzende Elemente. Dadurch kühlt der entsprechende Bereich – wie eine Raumecke – schneller aus, erfährt somit eine tiefere Temperatur als die Umgebung. Bei Unterschreiten des Taupunkts kondensiert die in der Raumluft enthaltene Feuchtigkeit an der Wärmebrücke, wodurch Schimmel begünstigt wird. Baumängel sind häufiger ein Grund, als es die Eigentümer von Immobilien wahrhaben wollen oder es gegenüber den Mietern zugeben. Neben Wärmebrücken können auch eine schadhafte Fassade oder ein undichtes Dach als Ursache in Frage kommen. (Quelle: Wikipedia)

Die Schäden und die ermittelten Feuchtewerte in Kinderzimmer und Flur wiederum würden auf Kondensatschäden hinweisen. Die Konzentration auf die Wand zum Treppenhaus lässt vermuten, dass hier eine großflächige Wärmebrücke vorliegen könnte. Und damit nicht genug: „Insbesondere im Kinderzimmer wird die Schimmelbildung durch den nicht funktionierenden Heizkörper begünstigt.“ Die Stadt empfehle dringend, „die Bausubstanz mit Hilfe geeigneter Messverfahren durch ein Fachunternehmen auf Wärmebrücken hin untersuchen zu lassen. Erst anhand des Untersuchungsergebnisses lassen sich Maßnahmen zur Beseitigung der Schadensursache bestimmen.“ Die Wohnungsaufsicht werde mit der Dewog und mit der Mieterin in Kontakt treten.

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