Rhein-Gymnasium Köln-MülheimWenn Schüler zu Unternehmern werden

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Die handwerkliche Arbeit gehört zu dem Projekt der Schüler, damit das Endergebnis den Vorstellungen entspricht.

Die handwerkliche Arbeit gehört zu dem Projekt der Schüler, damit das Endergebnis den Vorstellungen entspricht.

Mülheim – Jean-Patrick Pallagi (16) hat keine Zeit. Der Schüler des Rhein-Gymnasiums ist nicht nur mit Lernen beschäftigt, er hat – gemeinsam mit 18 weiteren Mitschülern – ein kleines Unternehmen gegründet. „Spogsy“ haben die Teenager ihre Idee genannt, und dahinter verbirgt sich ein „Spindorganisationssystem“. Mit diesem kann man sich besser organisieren, in seinem Spind Ordnung schaffen und folglich besser lernen.

Die Idee kam aus der Schülerschaft. „Wir haben ein Brainstorming gemacht und dabei ganz normale Alltagsprobleme in den Mittelpunkt gestellt. Anschließend wurde über die Idee abgestimmt“, erinnert sich Lehrerin Katrin Rudolf. Normalerweise unterrichtet sie Mathematik und Sozialwissenschaften. Seit fünf Jahren ist sie aber auch „Unternehmenspatin“: In jedem Jahr betreut sie einen Kurs, in dem die Schüler ein Unternehmen gründen und dieses ein Jahr lang weiterentwickeln.

„Jeder hat eine andere Qualifikation, und die muss man koordinieren. Dafür muss man seine Leute gut kennen, damit man sie passend einsetzen kann“, sagt Jean-Patrick Pallagi, Junior-Chef bei Spogsy.

Junior-Programm

Das Rhein-Gymnasium in der Düsseldorfer Straße ist eine Ganztagsschule mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Die bundesweiten Junior-Programme bieten Schülern die Möglichkeit, ein eigenes Schülerunternehmen zu gründen. Ziele sind Berufsorientierung, Förderung der Ausbildungsfähigkeit und Berufschancen von Jugendlichen sowie die Vermittlung von Wirtschaftswissen und Schlüsselqualifikationen. (jtb)

www.junior-programme.de

„Für mich ist es eine super Erfahrung, auch wenn es aktuell stressig ist“, beschreibt Jean-Patrick die aktuelle Lage. Gemeinsam mit Anna-Lena Noske (16) leitet er die Firma, „und ständig haben alle Fragen, die sie an mich stellen“, seufzt er etwas genervt. Die Schüler stehen unter Strom, denn sie haben nicht nur diese Firma gegründet, sie wollen sich auch an verschiedenen Wettbewerben beteiligen, um für ihre Idee zu werben. Sie sind ehrgeizig und wollen etwas erreichen - ein Gefühl, das auch als Motivation für die dann später anstehende Abiturprüfung ganz gut zu nutzen ist.

„Wir sind schon stolz, dass unsere Idee so gut ankommt - es macht einfach auch Spaß, ein Unternehmen zu gründen“, betont Anna-Lena Noske. „Wir waren schon in Essen auf der Messe, es geht jetzt noch auf weitere Termine, wo wir Spogsy vorstellen“, berichtet sie. Jeweils einmal in der Woche für zwei Stunden treffen sich die Schüler. Das Team wird aufgeteilt in Abteilungen: Neben dem Vorstand gibt es Finanzen, Marketing, Produktion und Verwaltung. Solch ein Unterfangen ist viel Arbeit, das merken die Schüler. Sie haben einen OBI-Baumarkt als Kooperationspartner gewonnen und Startkapital gesammelt. Nun sind sie, verteilt auf zwei Räume, aktiv, um weitere Schritte einzuleiten. Dabei wird auch handwerklich gearbeitet - ein Vergnügen, welches gerade am Gymnasium eben oft nicht zum Schulalltag gehört.

„Wir bauen heute ein Modell von einem Spind, von unserem Spogsy, nur für die nächste Messe“, erklärt Melina Duru. Seit zwei, drei Stunden bastelen die Schüler bereits, das Vorführmodell soll jetzt fertig werden. Notfalls werden Überstunden gemacht - ganz wie im „richtigen“ Leben. Unterstützt werden die Schüler vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, genauer gesagt von der dort angegliederten Junior gGmbH. Das Programm fördert mit Know-How den Weg der Schüler in ihr eigenes Unternehmen, auch wenn der Kurs jeweils nur ein Jahr dauert. „Das Ziel ist es, jeweils am Ende einen Geschäftsbericht über ein Jahr als Unternehmen zu erstellen, die Schüler nehmen an Wettbewerben teil und bekommen auch ein Zertifikat“, weiß Pädagogin Rudolf. So sind schon einige gute Ideen entstanden, die am Ende durchaus den Weg in die freie Wirtschaft finden können.

Die Spind-Organisationsidee „Spogsy“ zum Beispiel hat von den Schülern schon eine eigene Webseite erhalten: Unter www.spogsy.de können sich Interessenten ein Bild von der Produktidee verschaffen.

Diese ist simpel und effektiv zugleich: Durch das Einbauen einer zusätzlichen Etage in den Spind können die Schulsachen ordentlicher und übersichtlicher gelagert werden. Zumindest an der eigenen Schule kommt das Konzept sehr gut an: Schon jetzt haben gut die Hälfte aller Schüler, die einen eigenen Spind haben, das System bestellt.

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