Mutmaßlicher Rizin-BomberAngeklagter bestellte weitere Samen in Großbritannien

Lesezeit 2 Minuten
Mit Spezialanzügen gingen die Einsatzkräfte im Sommer 2018 in die Wohnung des Rizin-Bombers in Chorweiler.

Mit Spezialanzügen gingen die Einsatzkräfte im Sommer 2018 in die Wohnung des Rizin-Bombers in Chorweiler.

Köln – Der mutmaßliche Rizin-Bomber (30) aus Chorweiler hat mehr Samen für biologischen Kampfstoff bestellt als bisher bekannt. Ein Beamter (39) des Bundeskriminalamtes (BKA) aus Berlin sagte am Donnerstag beim Prozess im Oberlandesgericht, dass der Angeklagte Sief Allah H. auch in Großbritannien etwa 300 Samen bestellt hatte.

Bisher war klar, dass der Terrorverdächtige per Paketdienst 3.000 Rizin-Samen in seine Wohnung nach Chorweiler geschickt bekam. Diese hatte der 30-Jährige im Frühjahr 2018 bei einer Firma in Konstanz geordert. Weil es Verzögerungen bei der Lieferung gab, schickte das Unternehmen aus Kulanz 3.000 Samen, statt der eigentlich bestellten 2.000 Samen. „Das ist eine unüblich große Anzahl“, sagte der BKA-Beamte. Um Pflanzen zu züchten, seien zehn Rizinus-Bohnen ausreichend.

Ehefrau des Angeklagten reicht Scheidung ein

Um den Sachverhalt in Großbritannien aufzuklären, habe es ein Rechtshilfeersuchen an die dortigen Behörden gegeben. Über ein Ergebnis wurde im Gericht zunächst nicht berichtet. In dem Prozess soll in den kommenden Verhandlungstagen auch der Geschäftsführer der Konstanzer Firma aussagen und über die Details der Bestellung Auskunft geben. Der Tunesier Sief Allah H. und seine deutsche Frau Yasmin H. (43) müssen sich wegen Anschlagsvorbereitungen mit einer Biowaffe verantworten. Sie sollen im vergangenen Jahr einen Terroranschlag mit biologischem Kampfstoff geplant haben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die von der Ehefrau des Angeklagten eingereichte Scheidung treibt den 30-Jährigen um. Der Rizin-Bomber hat einen Widerspruch gegen den Scheidungsantrag vor dem Kölner Amtsgericht eingelegt. Einen entsprechenden Brief verlas der Vorsitzende Richter. Darin heißt es, dass der Angeklagte hoffe, mit seiner Frau wieder zusammenzukommen. Und weiter: „Ich bin sicher, wir lieben uns“. Die 43-Jährige stehe unter Druck und wolle vermutlich deswegen die Scheidung. Vieles könne geregelt werden, wenn das Paar zwei oder drei Stunden in der JVA mit einander rede. Der Brief ist vom 1. August 2019 datiert. Als Yasmin H. an einem der vergangenen Prozesstage sagte, dass sie die Scheidung will, kam es zu einem Wutausbruch des Mannes.

Am Freitag soll ein wichtiger Fachmann aussagen

Am Freitag wird ein mit Spannung erwarteter Zeuge im Prozess erscheinen. Ein Fachmann will über das Schadensausmaß bei einem tatsächlich durchgeführten Terroranschlag mit Biokampfstoff Auskunft geben. Bereits im Juni 2019 hatte ein Ermittler des BKA deutlich gemacht, dass es bei einer „optimalen Ausprägung“ der hochwirksamen, extrem gefährlichen Substanzen etwa 13.500 Todesopfer hätte geben können.

Rundschau abonnieren