Nach Flutkatastrophe in NRWSo warnt die Stadt Köln im Ernstfall die Bürger

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Die Leitstelle der Feuerwehr in Weidenpesch 

Die Leitstelle der Feuerwehr in Weidenpesch 

Köln – Doppelt hält besser, vor allem bei Warnmeldungen. Als es das Tiefdruckgebiet „Bernd“ vor einer Woche über Westdeutschland stundenlang heftig regnen ließ, ging auf der Leitstelle der Feuerwehr die Warnung des Deutschen Wetterdienstes ein. Per Mail. Und per Fax. „Der Führungsdienst wertet die Meldung aus“, erklärt ein Stadtsprecher. Es ist 9 Uhr, als die Leitstelle auf „Sonderbetrieb“ umstellt.

Warnsysteme in Deutschland auf dem Prüfstand

Nach den schweren Verwüstungen und der hohen Zahl an Todesopfern, die das Unwetter in der Region hinterlassen hat, stehen die Warnsysteme in Deutschland auf dem Prüfstand. Für detaillierte Informationen nutzt die Stadt Köln das System „Fewis“, das Onlineportal des Deutschen Wetterdienstes für den Katastrophenschutz. Eigene Meteorologen hat die Feuerwehr nicht in ihren Reihen. An das europäische Warnsystem „Efas“ ist die Stadt nicht angeschlossen.

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Zur Warnung der Bevölkerung nutzt die Stadt vor allem die Medien – vom eigenen Onlinekanal bis zu den lokalen Radiosendern und Zeitungen.

Sirenen spielen keine Rolle

Die 75 Sirenen auf den Dächern der Stadt spielen dabei keine Rolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es rund 300 Sirenen in Köln, davon waren nach Ende des Kalten Krieges 291 abgebaut worden. Vor allem mit Blick auf den Chemiegürtel rund um die Stadt wurde in den 1990er Jahren wieder aufgerüstet. Auch entlang des Rheins wurden die Sirenen wieder aufgebaut – für den Fall eines katastrophalen Hochwassers. Für den flächendeckenden Schutz sollen perspektivisch insgesamt 130 Sirenen heulen. Zuvor hatte die Feuerwehr die Stadt in Warnbezirke eingeteilt und den Einsatz von Lautsprecherfahrzeugen für den Ernstfall vorgesehen. Weil aber teilweise 20 Minuten verstrichen, bis die Fahrzeuge ihren Bezirk erreicht hatten, wurde der Ausbau des Sirenen-Netzes ebenfalls favorisiert.

Die Bilanz

3750 Unwettereinsätze hat die Feuerwehr vorige Woche geleistet. Noch bis Freitag hatten die Retter Keller leer gepumpt, auch das Technische Hilfswerk wurde herangezogen, um beispielsweise zu helfen, die Wassermassen aus der vollgelaufenen Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel in Bilderstöckchen abzupumpen.

Etwa 1000 Notrufe gehen normalerweise jeden Tag bei der Feuerwehr ein, beim Unwetter waren es rund 11 000. (tho)

Die Feuerwehr in Köln hatte sich vorige Woche Mittwoch angesichts der angekündigten Regenmengen auf eine Einsatzflut eingestellt. „Um elf Uhr wurde bei der Freiwilligen Feuerwehr stadtweit Gesamtalarm ausgelöst und alle Gerätehäuser besetzt“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt.

Zum Sonderbetrieb der Feuerwehr gehört vor allem die Vollbesetzung der Leitstelle in Weidenpesch. Alle 35 Disponentenplätze seien besetzt worden, zudem seien alle Fahrzeuge der Feuerwehr auf den Straßen im Einsatz gewesen. Aufgrund der vielen Notrufe hatte sich die Feuerwehr zur Einrichtung eines Gefahrentelefons entschlossen. Mit Einführung der neuen Leitstellentechnik war auch das Personal aufgestockt worden.

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