Nach WDR-Talkshow „Die letzte Instanz“Rom e.V. prüft juristische Konsequenzen

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Moderator Steffen Hallaschka (l) mit den Gästen von „Die letzte Instanz“ v.l.n.r. Schlagersänger Jürgen Milski, Autor und Moderator Micky Beisenherz, Schauspielerin Janine Kunze und Entertainer Thomas Gottschalk.

Köln – Der Kölner Verein „Rom e.V.“ will nach diskriminierenden Aussagen in der Sendung „Die letzte Instanz“ juristische Schritte gegen den WDR einleiten. Der Verein setzt sich seit 35 Jahren für die Rechte der Roma und Sinti ein. Vorstandsmitglied Ruzdija Sejdovic: „Ich habe mir die Sendung nachträglich angesehen; ich habe tatsächlich immer noch Bauchschmerzen vor Wut und Empörung von einer solchen Dosis arroganter Diskriminierung und Rassismus gegenüber der größten Minderheit in Europa.“

Heftige Debatte auch in den sozialen Netzwerken

Was war passiert? Moderator Steffen Hallaschka hatte den Promis Janine Kunze, Thomas Gottschalk, Micky Beisenherz und Jürgen Milski in der Ende Januar erneut ausgestrahlten Sendung die Frage gestellt: „Sollte die Zigeuner-Soße umbenannt werden?“ Die Diskussion führte zu der Frage, ob das Verbot von Wörtern gegen Diskriminierung helfen kann. Janine Kunze sagte, man müsse sich „nicht jeden Schuh anziehen“. Im Ethikrat der Sinti und Roma würden wahrscheinlich Menschen sitzen, die nichts Besseres zu tun hätten, als zu fordern, dass eine Soße umbenannt wird. „Ich find’s nervig“, sagte Kunze. Thomas Gottschalk erzählte im Verlauf der Sendung von einer Kostümparty, auf der er sich als Jimi Hendrix verkleidet hatte. Dort habe er das erste Mal gemerkt, „wie sich ein Schwarzer fühlt“.

In den Sozialen Netzwerken hagelte es Kritik. Betroffene meldeten sich und erklärten, wie ignorant die Aussagen der Promis seien. Viele sahen die Sendung als ein Zeichen dafür, wie tief verankert Rassismus in der Gesellschaft ist.Kunze entschuldigte sich daraufhin für ihre Aussagen. Die Kölner Schauspielerin stand neben Gottschalk besonders in der Kritik. Auf Instagram schreibt sie: „Mir ist klar geworden, dass ich Menschen, insbesondere die der Sinti und Roma Community, mit meinen unbedachten Äußerungen zutiefst verletzt und beleidigt habe und dafür möchte ich mich nochmals aufrichtig entschuldigen“. Die Kommentarfunktion unter dem Beitrag schaltete sie ab. Jürgen Milski und Micky Beisenherz räumten ihre Fehler ebenfalls ein. Thomas Gottschalk äußerte sich nun in der „Welt am Sonntag“: Er sei nicht bereit, sich zu entschuldigen, für etwas, das nicht verletzend gemeint gewesen sei, aber er sei lernfähig. Zum „Z-Wort“: „Ich verspreche, das unselige Wort nicht mehr zu benutzen.“

Kritik auch am WDR

Inzwischen richtet sich die Kritik aus Köln nicht nur gegen die Sendung, sondern auch den WDR. Der Integrationsrat will die Oberbürgermeisterin und den Landesintegrationsrat bitten, Protestschreiben an den WDR zu senden. Die Verantwortlichen hätten vorsätzlich gehandelt, da es sich um eine aufgezeichnete Sendung handelte, die bereits zum zweiten Mal ausgestrahlt wurde. Ein Sprecher des „Runden Tischs für Integration“ forderte Intendant Tom Buhrow zu einem Kurswechsel auf: „Es bedarf eines meinungsstarken und eindeutig in Sprache und Inhalt antirassistisch ausgerichteten Programms“.

Auch die Kölner Grünen bemängeln grundlegende strukturelle Probleme beim WDR und fordern personelle Konsequenzen. Grünen-Vorsitzender Frank Jablonski: „Sowohl der Rundfunkrat als auch der Verwaltungsrat müssen diverser besetzt werden.“

Der WDR hat inzwischen eine Stellungnahme zu der missglückten Sendung gegeben. Unterhaltungschefin Karin Kuhn, findet die Kritik berechtigt und entschuldigte sich. In der Runde hätten auch Betroffene sitzen müssen, sagt sie. Generell sei der WDR ein Sender, der sich „mit Themen Integration und Diversity auseinandersetzt wie kaum ein anderer. Wir müssen diese Erfahrungen in unseren Programmen berücksichtigen. Wir tun das bereits – aber wir müssen da unbedingt besser werden“. In diesem Zuge plant der Sender einen Schwerpunkt zu dem Thema Rassismus. Im März soll dieser durch unterschiedliche Formate gesetzt werden.

Die Sendung steht weiterhin in der WDR-Mediathek zur Verfügung. Aus Sicht von Rom- Sprecher Sejdovic sollte sie dort dringend entfernt werden. Der WDR hält dagegen: „Löschen heißt nicht, dass man ein Problem gelöst hat. Die Sendung ist missglückt. Sie wird scharf kritisiert und diskutiert. Alleine aus Transparenzgründen sollte die Sendung deshalb in der Mediathek bleiben.“ Inzwischen erscheint vor dem Beitrag ein Hinweis, dass dieser zu Recht in der Kritik stehe.

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